der ehemalige Generalsekretär der SED und Vorsitzende des Staatsrates Egon Krenz hat seinem unmittelbaren Nachfolger Gregor Gysi einen Persilschein ausgestellt. Das wiegt schwer, schließlich hat letzterer ihn ja auch noch aus der Partei, die dann schon SED/PDS hieß, schmeißen lassen. Krenz dürfte also eigentlich keinen Grund haben, Gysi in Schutz zu nehmen.
Gysi habe es gar nicht nötig gehabt, mit der Stasi zu kooperieren. Die Türen zum Politbüro und dem Justizminister hätten dem Vorsitzenden des Kollegiums der Rechtsanwälte in der DDR immer auf gestanden.
Dass Krenz dann auch noch in die Kipping-Kerbe haut, ist ja klar. Westdeutsche Entscheidungsträger würden halt nichts von der Lebenswirklichkeit in der DDR verstehen.
Der erfolgreich resozialisierte Totschläger weiß wovon er spricht. Wer als Organ der sozialistischen Rechtspflege der Tätärä aktiv war, braucht die hilfreichen Dienste der Stasi gar nicht. Er konnte seine Mandanten eben auch gleich beim Zentralkomitee verraten. Ganz offiziell. Und Krenz musste ja immerhin vier der sechs Jahre absitzen, zu denen ihn die Justiz des Klassenfeindes verknackt hatte, wenn auch im offenen Vollzug. Der Moralist Schorlemmer brachte es auf den Punkt: “Moabit sei doch bequemer als Bautzen.”
Krenz eröffnet uns so tatsächlich ein neues reales Bild der DDR. Tatsächlich waren die Stasi-Schergen nur die Handlanger von Krenz und seinesgleichen. Er selbst betätigte sich seinerzeit als Wahlfälscher und befürwortete die “chinesische Lösung”. Ohne viel Federlesen rollten die Panzer auf den Platz des “Himmlischen Friedens” und die fuhren alles über den Haufen, was sich ihnen protestierend und demonstrierend in den Weg gestellt hat. Und Krenz hat Recht. Die DDR ist 1989 untergegangen. In China regieren die Kommunisten noch immer.
Pikant, dass ausgerechnet unser Freund der Totalismusexperte Frank Schirrmacher, dem vorletzten Staatschef der DDR beispringt:
„Aber es ist ein Gebot historischer und persönlicher Rechtschaffenheit, seine Rolle bei dem gewaltlosen Ende anzuerkennen. … Es gibt gewissermaßen keine ästhetisch-politische Kategorie für ihn.“
Die Angehörigen der Mauertoten, die mit auf Krenz´ Konto gehen, danken eingedenk dieser intellektuellen Differenzierung. Als die DDR am Ende war, hatten die Sowjets nicht mehr genug Vielstoff-Sprit in den Tanks ihrer Panzer, damit die es wenigstens noch von Karlshorst zum Brandenburger Tor geschafft haben. Deshalb hat auch keiner den Friedensfürsten Gorbatschow geweckt. Hätte der das Ausrücken aus den Kasernen befohlen, dann hätte man ihm das ja sagen müssen. Der Mauerfall war ein Ergebnis des Spritmangels.
1 comment
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18. February 2013 at 13:23
Sophist X
Keine „ästhetisch-politische Kategorie“ für einen Spieler, der angesichts der Niederlage seiner Mannschaft die Seiten wechselt? Vielleicht gibt es wirklich keine Kategorie der ästhetischen Politik (Oder politischen Ästhetik?), weil man diese Kategorien der Kategorie der heißen Luft zuschlagen sollte, aber eine moralische Kategorie dürfte sich finden lassen.