Statt sich zu verschulden und Konjunkturprogramme zu beschließen, sollte der deutsche Staat endlich eine vernünftige Steuerreform auf den Weg bringen. Wenn man schon die Nachfrage ankurbeln will, dann sollte man die Menschen direkt entscheiden lassen, was sie mit ihrem Geld machen wollen. Das schöne daran: Es wirkt sofort. Das ginge in zwei Stufen:
1. Kalte Progression:
Rückwirkend zum ersten Juli werden einfach die Obergrenzen der Steuertarife um 10% angehoben. Das spült sofort Geld in die Kassen insbesondere derjenigen, die das Geld sofort wieder ausgeben, weil sie knapp bei Kasse sind.
2. Aufkommensneutrale Reform
Zum ersten Januar wird das Kirchhoffsche Einkommenssteuergesetz eingeführt. Das ist fertig ausformuliert und kann ohne jede Änderung in den Bundesanzeiger.
Beide Maßnahmen werden zu zusätzlichem Wachstum führen und damit dauerhaft die Steuereinnahmen erhöhen. Absolut.
11 comments
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14. October 2014 at 09:22
Stefan O. W. Weiss
Wäre ich das Nobelkomitee, würden Sie dafür den Nobelpreis kriegen. Aber, ach…
14. October 2014 at 12:21
Paul
Abgesehen von den Ungereimtheiten bei der Besteuerung der Bürger, ist mir die Besteuerung der Firmen völlig unverständlich.
Durch Firmenkonstrukte, jetzt ist wohl dafür Amsterdam der aktuelle Organisationsort, können Firmen in Größenordnungen Sreuern hinterziehen – pardon, jetzt nennt man das wohl Steuervermeidung. Das können sie tun ohne Gesetze zu verletzen. Findige Juristen nutzen völlig legale Schlupflöcher. Warum gibt es diese schlupflochöffnenden findigen Juristen anscheinend nur in der Wirtschaft? Warum ist die Regierung nicht in der Lage schlupflochschließende findige Juristen in den Gesetzgebungsprozess einzubinden?
Weiß darauf jemand eine Antwort?
Hat das nur mit der Firmenlobby etwas zu tun?
Nach dem Vorbild von Schröder bereiten sich viele Politiker durch politisches Handeln das Bett, in das sie sich nach dem Ausscheiden aus der Politik dann legen?
Herzlich, Paul
14. October 2014 at 14:00
euckenserbe
1. Im Grunde genommen sind Unternehmenssteuern “Vorsteuern”. Die auf den Gewinn entfallenen Steuern werden mit der persönlichen Einkommenssteuer des Eigentümers verrechnet.
2. Ich bin für innereuropäischen Steuerwettbewerb. Das führt dazu, dass die Steuern nicht ins unermeßliche steigen.
3. Das deutsche Unternehmenssteuerrecht ist viel zu kompliziert. Vergleicht man es mit dem englischen, so fällt auf, dass nominal nicht mehr Steuern bezahlt werden aber der bürokratische Aufwand immens ist.
14. October 2014 at 18:15
Paul
Danke, lieber euckenserbe, bei persönlichen Eigentümern (natürlichen Personen) ist mir das klar.
Was ist aber bei einer GmbH&Co KG oder was für Konstrukte es auch immer gibt, die ihren Sitz in “Phantasieland” hat?
Machen wir es praktisch:
Wem gehört Merzedes? Es geht das Gerücht um, dass die Firma in Deutschland keine Gewinne macht und deshalb auch keine Steuern zahlt.
Natürlich zahlen sie Lohnsteuern und Sozialabgaben für Mitarbeiter, Grundstückssteuer u.a.m., aber keine Gewinnsteuer oder wie das heißt. Ich bitte um Nachhilfeunterricht.
Dank im Voraus und Herzlich, Paul
14. October 2014 at 22:09
Werwohlf
Die GmbH&Co hat gegenüber der reinen GmbH einen kleinen Vorteil bei der Gewerbesteuer. Einkommen- bzw. körperschaftsteuerlich hängt es von der konkreten Situation ab. Ein echtes “Schlupfloch” zum massiven Sparen von Steuern stellt sie allerdings nicht dar.
Ob Daimler in Deutschland Steuern zahlt, lässt sich aus den Jahresabschlüssen der deutschen Gesellschaften entnehmen und steht wahrscheinlich auch im Konzernabschluss. Wegen einer reisebedingt miserablen Internetverbindung schaue ich da jetzt nicht nach, aber ich gehe schon davon aus, dass es, von einzelnen Jahren mit erheblichen Abschreibungen (Chrysler!) abgesehen, in der Regel zu Steuerzahlungen kommen wird. Allerdings ist anzunehmen, dass auch Daimler Chancen nutzen wird, Gewinne dahin zu verlagern, wo weniger Steuern erhoben werden. Alles andere wäre auch fahrlässig vom Management.
Es gibt mehrere Gründe, warum viele internationale Konzerne, vor allem solche mit hohen Anteilen von Know-How und starken Marken, kaum Steuern zahlen. Ein bekanntes Modell sieht so aus, dass die operativen Untergesellschaften, also z.B. die deutsche, so gut wie ihren gesamten Gewinn in Form von Lizenzen, Markenrechten, Managementgebühren und Ähnlichem an eine Holding abführen müssen, die in einem Land ihren Sitz hat, wo sie nur wenig Steuern zahlt. Zwar gilt das Prinzip, dass diese Geschäfte zwischen Untergesellschaft und Holding so abzuwickeln sind wie unter unabhängigen Dritten, aber das ist wohl oft nicht sonderlich objektivierbar, so dass die Konzerne da viel Spielraum haben. Bei US-Konzernen kommt noch hinzu, dass nur die Gesellschaft versteuern muss, die ihren Sitz in den USA hat – was auf die besagte Holding nicht zutreffen wird. Erst wenn diese die Erträge, die sie von den Untergesellschaften eingesammelt hat, an die Mutter in den USA abführen würde, schlüge auch der amerikanische Fiskus zu. Deshalb horten die Apples und Googles dieser Welt auch jede Menge Cash im Ausland und sind nur allzu gerne bereit, dieses Geld für Übernahmen einzusetzen, statt es dem IRS in den Rachen zu werfen.
15. October 2014 at 01:55
Paul
Vielen Dank, lieber Werwohlf, für die Ausführungen. Das deckt sich auch mit meinem Halbwissen aus dem Fernsehen.
Der Gewinn verbleibt also nicht dort wo er entsteht, am Ort der Produktion, sondern durch geschickte Handhabung in Steueroasen.
Dagegen sollte der Staat etwas unternehmen. Kann er sicherlich nicht, weil, wenn er dieSchraube zu stark anziehen würde der Betrieb seinen Produktionsort auch ins Ausland verlegen würde. Dann würde überhaupt nichts mehr in Deutschland bleiben.
Wäre Deutschland nicht gut beraten, auch solche Steueroasen wie in Amsterdam zu schaffen?
Herzlich, Paul
14. October 2014 at 20:53
Gutartiges Geschwulst
@Paul: “Abgesehen von den Ungereimtheiten bei der Besteuerung der Bürger, ist mir die Besteuerung der Firmen völlig unverständlich.”
Die Verständlichkeit erklärt sich aus den Erkenntnissen der Landwirtschaft, wo bekannt ist, dass nur eine stehende Kuh gemolken werden kann, eine die nicht wegrennt.
Das Großkapital kann jederzeit fliehen, weshalb sich unsere Politik mit doppelter Wut auf die ortsgebundenen Kühe stürzt – den Mittelstand. Dieser wird ständig mehr ausgepresst, mit neuen Verordnungen und schärferen Kontrollmechanismen.
@Paul: “Warum gibt es diese schlupflochöffnenden findigen Juristen anscheinend nur in der Wirtschaft?”
Selbstverständlich, lieber Paul, gibt es diese findigen Juristen auch in der Politik, sonst wären all die primitiv-offensichtlichen Steuerschlupflöcher nicht erklärbar. Gesetze, nebst deren Auswege, werden nämlich von der Politik verabschiedet, nicht von der Wirtschaft.
@Paul: “Warum ist die Regierung nicht in der Lage schlupflochschließende findige Juristen in den Gesetzgebungsprozess einzubinden?”
Die Regierung ist dazu in der Lage, jederzeit! Warum indessen tut sie es nicht? Nun ja, Regierungen sind auch Menschen, zu verkommen und zu feige, um ausgerechnet dem in den Arsch zutreten, der sie füttert.
Zur Beachtung:
https://www.bundestag.de/bundestag/parteienfinanzierung/fundstellen50000/2013
15. October 2014 at 02:00
Paul
Liebes Gutartiges, das mit der “stehenden Kuh” leuchtet mir ein. Der Bauer muss nur aufpassen, dass die Kuh nicht durch zu starkes melken zusammenbricht.
Vielen Dank für die neu gewonnenen Einsichten und den Link.
Herzlich, Paul
14. October 2014 at 12:55
O.T.
Wenn diese Firmen Steuern zahlen würden, was würde der Staat mit dem Geld machen?
Er würde für jeden 1 EUR Steuern 10 Euro Kredit aufnehmen. Von den 10 Euros gehen 5 direkt an die Politiker für die Villen in der Toskana, mit den anderen 5 EUR wird das Volk bestochen.
Keiner soll bitte auf die Ideen kommen, den Staat noch mehr Geld zu geben!
14. October 2014 at 21:23
Gutartiges Geschwulst
@O.T.: “Keiner soll bitte auf die Ideen kommen, den Staat noch mehr Geld zu geben!”
Diese Idee ist mit vollkommen fremd, O.T.. Ginge es nach mir, so gäbe es in jeder Stadt ein “MUS” (Mahnmal des unbekannten Steuerhinterziehers), wenn nicht zumindest eine Uli-Hoeneß-Allee, vordringlich geeignet für Schülerparaden oder staatlicher Vereidigungszeremonien.
27. November 2014 at 13:30
Max Müller
Warum sollen Firmen überhaupt Steuern zahlen?
Das wird nur auf die Produkte umgelegt, weil wenn es länger den Gewinn unter ein bestimmtes, nötiges Niveau drückt, geht die Firma baden.