Der Umgang mit dem Bundespräsidenten a.D. ist so stillos wie er selbst. Er hätte schon vor zwei Jahren Größe zeigen können und zugunsten des besseren Kandidaten verzichten. Merkel hätte auch damals schon Gelegenheit gehabt, auf Gabriels SMS einzugehen und Wulff gar nicht erst vorzuschlagen. Aber von Anfang an. 

Die Republik hat größere Skandale gesehen als den des kleinen Mannes aus Osnabrück, dem scheinbar schon Hannover zu groß wurde, so dass er das Maß verlor und Vorteile in Anspruch nahm, die nicht ihm, sondern seinem Amt und seinem Einfluss galten. Späth, Rau, Beck, Ulla Schmidt und auch Wowereit ließen sich in genau so korrumpieren, ohne konkrete Vorteile zu gewähren. Der kann manchmal schon aus dem Gespräch resultieren, das man beim bei “Manfred Schmidt” teuer bezahlten Bier mit dem Entscheidungsträger führt. Der setzt sich – so er sich erinnert – am nächsten Tage schon für die Sache ein, wenn er zum Telefonhörer greift.

Diese Welt der Grandezza ist in Wirklichkeit nicht wirklich groß und vieles würde preiswerter und einfacher erledigt, wenn man eine mail schickt, einen Anruf tätigt oder einen staubtrockenen Termn vereinbart. Aber die Haute Volée der deutschen Politik ist fasziniert vom Glanz der Hochfinanz und vom Glamour der Society, deren Filme und Fernsehstücke durch die von ihnen entschiedenen Gebühren und “Filmfördeurngen” bezahlt werden (allerdings von uns allen).

Jede Gesellschaft bekommt den Imrpressario, den es verdient. Eine beliebte Veranstaltungsreihe von Manfred Schmidt heißt “Medientreff” und deutet darauf hin, dass einige der heute empörten Journalisten nicht nur von den Events wussten, sondern es sich mit dem Prosecco in der einen und dem Fingerfood in der anderen Hand  im Hotel de Rome gut gehen ließen, während sie dem strategischen Weitblick  des im Mittelpunkt stehenden Weltpolitikers folgen und auf die ein oder andere Spitze schließen lässt – in der Hoffnung um eine neue “Story”.

Wenn sie jetzt noch ihre Seiten und Sendezeiten mit der Causa Wulff füllen und über die Anzahl der Musikstücke beim Zapfenstreich schwadronieren, ist das nicht nur geschmacklos sondern unbarmherzig.  Wulffs berufliches Leben ist zerstört. Unschuldig daran ist er nicht. Wenn jetzt über Ehrensold, Chauffeur, Referent, Sekretärin und Sicherheit diskutiert wird, ist das nicht mal mehr demütigend und geschmacklos. Sondern vernichtet.