Als ich vor einigen Jahren mit meiner Tochter beim Tag der offenen Tür bei der Berliner Polizei in Ruhleben zu Gast war, gaben sich unzählige Polizisten Mühe, ein interessantes Programm zu gestalten. Die Tochter freute sich, dass zwei Beamte sie auf ein Pferd hoben, mit dem sie dann ein paar Runden reiten durfte. Als einer der Polizisten mir das Kind in die Hand drückten, habe ich mich bedankt. Es war schon vier oder fünf Uhr nachmittags und sie waren bestimmt schon den ganzen Tag “im Dienst”. ” “Sie sind der erste, der sich heute bei uns bedankt”, sagte sie.
Am Wochenende war ich bei der Konfirmation meines Neffen in Bayern. Zu Gast war auch die Familie eines Schulfreundes. Der Vater war als Soldat fünf Monate in Afghanistan, meine Schwester hatte mir davon berichtet. Leider konnte ich ihn erst darauf ansprechen, als er ging. Und zeigte ihm meinen Respekt. Er war froh und schien verlegen. Es gäbe gewiß noch einmal Gelegenheit, darüber zu sprechen.
Malte Lehming weist darauf zu Recht hin, dass uns nicht nur am 1. Mai ein wenig mehr Dankbarkeit ganz gut zu Gesicht stünde. Uns und nicht denen, die den ganzen Kopf für uns hinhalten.
3 comments
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29. April 2010 at 12:40
Donauwelle
Dieselbe Staatszirkusnummer wäre auf diesem Blog mit einer ganz anderen Gemütslage wiedergegeben worden, wäre sie statt in Berlin etwa in Pyonyang aufgeführt worden, dessen Sinn für derartige Dramaturgie hier bekanntlich immer wieder reges Interesse hervorruft.
Es ist kein Zufall, dass es gerade die fiesesten Diktaturen sind welche die lieblichsten Streichelzoos darbieten: Je übler der Schurkenstaat, umso größer das Bedürfnis nach Rechtfertigungsideologie. Je größer der Überhang an falschen Verboten, um so stärker die Nachfrage der Staatsgewalt nach fehlgeleitetem Idealismus. Büttel ist eben immer ein undankbarer Job, denn man begibt sich damit auf die falsche Seite der Weltgeschichte. Daher sollte es grundsätzlich so wenig wie möglich davon geben.
Und dabei ist der Diktaturbegriff durchaus skalierbar, völkerrechtlich gesehen ist auch eine Polizeieinheit welche im Rahmen ihrer Möglichkeiten Willkürherrschaft ausübt eine Diktatur, auch dann wenn sie nicht unmittelbar vor der UN-Vollversammlung auftritt wie man das von Diktaturen vielleicht traditionell erwarten möchte. Die Diktatur wird nicht erst dann zur solchen wenn sie auch auf die höchste Ebene eines Gewaltmonopols durchschlägt.
Auch hierzulande sind es verantwortungslose Berufsverbrechereinheiten, welche auf Teufel komm raus eventuelle weiße Schafe in der Polizei diskreditieren, indem sie ein pathologisches Gesellschaftsbild als Aufnahmekriterium vor sich hertragen – selbst dort wo dies nur noch auf Kosten einer unlauteren Personalpolitik möglich ist, wie etwa in Hessen. Und bestimmte Berliner Polizeieinheiten sind schon länger ein menschenrechtspolitischer Dauerbrenner, mit eigenem Wortschatz und eigener Ideologie. In den offensichtlichen Halluzinationen der Täter wird das Land von einer Dreifaltigkeit aus Grüner Partei, Roter Hilfe und Schwarzem Block regiert, welche gelegentlich in Blut gebadet werden müsse oder wenigstens seelisch mißbraucht. Vermittelt durch die Berufswahl wird eine konformistische Rebellion auf Kosten der Öffentlichkeit ausgelebt.
Wohin das führt wenn es sich dann auch noch mit dem Militär vermengt kann man bei Kurt Tucholsky nachlesen:
Allerdings ist es kein Merkmal einer offenen Gesellschaft, wenn von allen Geschädigten ausgerechnet diejenigen die geringsten Chancen haben vor Gericht zu ihrem Recht zu kommen, denen ein Unrecht durch Polizisten zugefügt worden ist. Wer jedoch derart konkret von totalem Staatsversagen getroffen wurde, wird natürlich von dem aktuellen abstrakten Staatsversagen nicht mehr weiter überrascht.
29. April 2010 at 13:44
euckenserbe
Das Gewaltmonopol wird hier immer dann verteidigt, wenn es den Rechtsstaat und damit die Rechte seiner Bürger schützt. Das ist in Nordkorea nicht der Fall. Kleiner Unterschied, grosse Wirkung
30. April 2010 at 10:46
Donauwelle
Den Rechtsstaat und die Rechte seiner Bürger zu schützen hat bis jetzt noch ausnahmslos jedes Regime von sich behauptet:
Ich schlage daher als Kriterium zur tatsächlichen Unterscheidung des Unrechtsstaats vom Rechtsstaat vor: Je geringer die Menge des verschleppten Polizeiunrechts pro Kopf, um so größer die politische Legitimität.