von CARL CHRISTIAN JANCKE

Wahlverlierer sind gefügig. Sie sind froh, wenn sie trotz schlechtem Ergebnis noch mal ein paar Schweine an die Tröge der Macht schicken dürfen. Damit mich niemand falsch versteht: Schweine sind intelligent und reinlich.

In Mecklenbug-Vorpommern hat die einstige Regionalpartei keine 10 Prozent geholt. Im Bund sichern ihr nur drei Direktmandate noch gerade so noch mal den Direkteinzug. In der früheren Hauptstadt der DDR leben in den Plattenbauten noch genug Politrentner für fast 16 Prozent. Trotzdem hat sie auch hier ein Direktmandat verloren, ausgerechnet an den anderen Wahlverlierer, die CDU.

So ein Koalitionspartner mit begrenzter Halbwertszeit ist dankbar und gefügig. Und in den Reihen der ehemaligen Speerspitze der nationalen Front finden sich viele Pragmatiker, mit denen man vielleicht hervorragende Sachpolitik machen kann, solange es nicht um marxistische Maximen geht sondern um Kitaplätze und Verwaltungsvorschriften.

Nun steht das Berliner Wahlergebnis unter dem Vorbehalt der Wiederholung. Wir in Berlin können alles, außer alles. Insofern kann man nicht sicher sein, wann anstelle eines vorläufigen ein endgültiges Wahlergebnis vorliegt. Aber in Berlin kann ja auch eine akademische Täuscherin als Spitzenkandidatin die SPD zur stärksten Partei machen.

Man fühlt sich an Konrad Adenauer erinnert, der als Kölner Oberbürgermeister Präsident des preußischen Staatsrates die Vorhänge seines Schlafwagens mit den Worrten zuzog, wenn er über die Deutzer Brücke fuhr: “Willkommen in Westsibirien.”

Dass sich die Frau ohne Doktortitel und auch Küstenbarbie – jetzt mit adrettem Kurzhaarschnitt für die Linken als Koalitionspartner entscheiden, hat einen strategischen Grund. Auch wenn man der biederen Kostümträgerin und früheren Finanzbeamtin aus dem mittleren Dienst das nicht zutrauen mag: Es geht um die Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat. Würden sie mit der Union oder der FDP eine Regierung bilden, dann müsste die jeweilige Landesregierung sich im edlen Plenarsaal an der Leipziger Straße der Stimme enthalten. Und das wirkt wie ein Nein.

So sichert sich die SPD unauffällig eine Mehrheit im Bundesrat. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.