von CARL CHRISTIAN JANCKE Updatet 22.18 Uhr
Wird die “Lock Down” Strategie der Weltgemeinschaft dem Ziel gerecht, den Virus Corona 19 einzudämmen. Oder ist sie sogar kontraproduktiv. Ein Zahlenfriedhof:
1.
Weltweit sind bis zum 15.03. rund 159.646 registrierte Infektionen gemeldet.Davon sind 5.960 Menschen gestorben, aber bereits 75.957 genesen. Die Toten haben gegenüber dem Vortag um 500 zugenommen, die Genesenen um 2.000. Von den verbliebenen 77.732 registrierten Fällen sind 7% in kritischem Zustand oder ernsthaft erkrankt (5647). Das sind 2% weniger als am Vortag. 72.083 sind in “Mild Condition”. Das berichtet das Internetportal “Worldometers”. Da die Dinge “im Fluß” sind, sagt das aber endgültig noch nichts über den Anteil und Verlauf der schweren Erkrankungen aus.
2.
In China haben sich 80.849 Menschen bis zum 15.03. Infiziert. Davon sind 3195 gestorben. Das sind 4 Prozent. 65.566 sind genesen, 10.722 sind noch in Beobachtung oder Behandlung, 2.000 weniger als am Vortag. Die kritischen und schweren Fälle haben um rund 800 gegenüber dem Vorta auf 3328 abgenommen.
3.
Italien ist nicht vergleichbar. Dort gibt es 21.157 registrierte Fälle. Es gab 1.441 Todesfälle, vom 14.03. auf den 15.3. wurde kein neuer Todesfall gemeldet. Mittlerweile wurden 368 Todesfälle nur für heute und 3.590 Infizierte neu gemeldet. Das sind 409 Infizierte auf eine Million Einwohner. Mehr gibt es nirgends. In China sind es 56,2, in Norwegen 183, in Deutschland 61. Insbesondere der Vergleich mit China zeigt, dass die Situation in Italien mit anderen Ländern nicht vergleichbar ist. Wir sind also keinesfalls “10 Tage” hinterher. Die Szenarien lassen sich nicht vergleichen.
4.
Interessant ist die die Auflistung von Dr. med Gunter Frank i.B.auf die Alterststruktur der Infizierten in Italien. 1,4 Prozent waren unter 19 Jahren. Die Schließung von Schulen und Kindergärten oder der verbotene Besuch bei den Großeltern wird also kaum eine Wirkung entfalten. 22% sind zwischen 19 und 50 Jahren. Über 50 Jahren sind 76,6 Prozent. 56,6 Prozent der Todesopfer waren über 80 Jahre, Zwei Drittel hatten mindestens drei chronische Vorerkrankungen.
5.
Ähnliches hat der Präsident des Robert-Koch-Instituts benannt. Er geht davon aus, dass 20 Prozent der Infizierten erkranken und fünf Prozent davon schwer. Die müssen nach seiner Aussage nicht mal eins der 23.000 Atemgeräte notwendigerweise in Anspruch nehmen.
Das deckt sich mit den Angaben des Worldometers. Von mittlerweile 5.813 in Deutschland Infizierten sind 2 in kritischer oder lebensgefährlicher Verfassung. ZWEI!! Diese Zahl hat sich am Nachmittag verändert, während die Zahl der Infizierten radikal steigt. Vorher waren 9 in kritischer Verfassung. Davon sind im Laufe des Tages zwei gestorben, der Zustand von 5 hat sich soweit verbessert, dass sie nicht mehr als kritisch gelten.
Die Kölner Oberbürgermeisterin Rekers hat am Sanstag erklärt, dass von rund 150 (Ich hab die Zahl nicht genau mitgeschrieben) Infizierten in Köln 6 im Krankenhaus stationär aufgenommen worden seien. Das sind rund 5%, was die Angabe des Robert Koch Instituts plausibel erscheinen lässt.
6.
Der Präsident des RKI erklärte weiter, dass diejenigen, die sich infiziert haben, Antikörper bilden und gegen eine neue Infektion immun sind. Sie können dann weniger anstecken noch angesteckt werden. Die Infektion von 50-70 Prozent der Bevölkerung, die er in den nächsten ein bis zwei Jahren erwartet, ist also der einzige Weg, die Verbreitung und die Ansteckungsrate und insbesondere die Infektion der Risikogruppen dauerhaft zu verhindern und eine Wiederholung der Pandemie auszuschließen. Die bleibt für 95 Prozent der Infizierten weitgehend dauerhaft folgenlos. Gelingt es, die Risikogruppen wirksam zu schützen, wird diese Zahl sich gen 100 entwickeln.
7.
Derweil berichtet das deutsche Ärzteblatt mit Quellen vom RKI, dass die konventionelle Influenza in dieser Saison bereits 120.000 Menschen infiziert hat. ⅙ der Erkrankten mussten stationär aufgenommen werden, 202 Menschen sind gestorben.
8.
In Deutschland sterben alljährlich 850.000 Menschen, schreibt Gabor Steingart. Das sind rund 70.830 im Monat und rund 2.328 pro Tag.
9.
Weltweit werden die freiheitlichen Grundrechte mit dem Hinweis auf den Virus unterminiert und schwerwiegende ökonomische Entscheidungen von Regierungen und Zentralbanken mit Hinblick auf die Corona-Krise ohne ernsthafte demokratische Debatte getroffen, die in die Freiheit und die Eigentumsrechte weitreichend eingreifen. Gerade hat der österreichische Bundeskanzler Kurz die Versammlungsfreiheit in Österreich abgeschafft. Monika Hausamann hat da eine eindrucksvolle Liste zusammen gestellt.
https://frankjordanblog.wordpress.com/2020/03/08/die-liste/
10.
Politiker, die vor der Pandemie befürchten mussten, nicht wiedergewählt zu werden, können sich als Krisenmanager bewähren. Ich erinnere hier an Gerhard “Gummistiefel Schröder” während der sächsischen Flut 2002. Auch Helmut Schmidt hat seinen legendären Ruf als Macher während der Sturmflut 1962 begründet.
Fazit
Eines hat die Pandemie mit Sicherheit vernichtet: Die Weltwirtschaft wird sich vom “lock-down” so schnell nicht erholen. Der Fünf Prozent Einbruch der Finanzkrise 2009/2010 ist dagegen nichts. Es wird Abermillionen Arbeitslose, unzählige Insolvenzen und die Vernichtung von Existenzen und Biographien geben. Diesmal trifft es keine Banker sondern Künstler, Freiberufler, Kneipiers, Eventagenturen, Handwerker, Messeveranstalter, Messebauer, Eventagenturen, Caterer, Hoteliers, Brauereien, Weinhändler, Autohändler, Kunstschmiede, Uhrenmacher, Taxifahrer, Hoteliers, Betreiber von Internetportalen, Köche, Filmregisseure und Produzenten, Kinobetreiber, Verkehrsunternehmen, Fluggesellschaften und ihre Mitarbeiter. aber auch Industrieunternehmen und -arbeiter und und und.
Das deutsche Bruttosozialprodukt beträgt 3,44 Billionen Euro. Wenn wir die 5 Prozent der Weltwirtschaftskrise verlieren würden, wären das “nur” 172 Mrd. weniger Wirtschaftsleistung. Bei 10 Prozent reden wir von 344 Mrd.. Zum Vergleich: Der Bundeshaushalt umfasst 352 Mrd. Euro. Wenn der Bundesminister der Finanzen meint, er könne das Problem mit neuen Staatsschulden und/oder der virtuellen Druckerpresse lösen, dann offenbart er nur sein Unwissen. Entweder wir müssen das später plus Zinsen bezahlen oder die Ersparnisse erodieren noch schneller. Wir werden die Zeche zahlen, nicht er.
Der Independent fasst die Dramatik für die Weltwirtschaft noch vor den Lock Downs zusammen:
Die Virologin und emeritierte Professorin und Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie an der Universität Zürich, Prof. Dr. Karin Mölling hält die Maßnahmen der Regierung für unangemessen. Sie sagt, sie könne sich das erlauben, weil man sie nicht entlassen könne. Sie sei schon pensioniert. Das hörenswerte Interview findet man hier – natürlich nicht ohne relativierenden Vorspann des RBB:
Ich bin kein Virologe und kein Epidemiologe. Und ich möchte, dass meine 95-jährige Mutter diese Krise überlebt. Sie auch, geht aber trotzdem zu Aldi zum Einkaufen. Und viele ältere Damen und Herren, denen ich viel verdanke, möchte ich geschützt sehen. Möglichst niemand sollte an diesem Virus sterben. Das bleibt ein frommer Wunsch.
Während ich diesen Text schreibe ist die Zahl der gemeldeten Infizierten heute , am 15.03.2020 um 239 auf 5381 Menschen in Deutschland.gestiegen. 46 der Erkrankten sind geheilt. Die Zahl der Todesopfer ist von 9 auf 11 gestiegen. Statt 9 kritisch erkrankten sind es nur noch 2. Es sind also mindestens 5 nicht mehr in Lebensgefahr, die das gestern noch waren.
Nach Angaben des Robert Koch Instituts erkranken rund 20 Prozent der Infizierten überhaupt. Das wären demnach bisher 1.000 Menschen. 5 % erkranken schwer, das sind derzeit ca. 257 – von rund 80 Millionen. Dem stehen rund 500.000 Krankenhausbetten gegenüber. Bei den Fallzahlen pro Millionen Einwohner hat Deutschland China mittlerweile überholt. Aber die Chinesen haben mit 10.722 aktiven Fällen 3.226 schwere oder in kritischer Kondition. Aber wie dargestellt, nehmen diese Zahlen ab und nicht zu.
Anders gesagt, es ist nicht nur entscheidend, wieviele Menschen sich infizieren, sonderm wohl wer. Und dann, wann das Virus erkannt wird und wie gut das Gesundheitssystem ist, in dem der Erkrankte lebt. Ähnlich gut schneiden nur Südkorea (7.253 aktive Fälle/59 schwere) und die USA ab (2929/10).
Wir waren also vor dem Wochenende ganz gut darin, das zu tun, worauf es ankommt: Die Risikogruppen zu schützen und so kritische Erkrankungen zu reduzieren.
Um die Lage abschließend beurteilen zu können, müssten wir die Entwicklung der Erkrankten und der schwer Erkrankten kennen, und wie hoch der Älteren und derjenigen mit Vorerkrankung ist. Die wird aber nirgendwo dokumentiert.
Solange gilt: Je mehr Gesunde sich infizieren und immun werden, desto schneller ist der Spuk vorbei. Die Zahl und der prozentuale Anteil der Schwer Erkrankten richtet sich nicht nach der Zahl der Infizierten sondern am Anteil der Risiko-Gruppen an den Infizierten!
So schlimm das ist, wir können es uns nicht leisten, eine derart panische und unverhältnismäßige Politik zu machen, die Wirtschaftskrise ist keine Rezession mehr sondern ein ökonomischer Tsunami, der Millionen ihre Existenz kosten wird. Der Preis ist zu hoch.
Freunde der offenen Gesellschaft 
1 comment
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15. March 2020 at 18:23
Eloman
So so, dann waren die äußerst erfolgreichen Maßnahmen der Regierungen von Singapur oder Taiwan, die die Anzahl der Infizierten sehr niedrig halten konnten, also völlig kontraproduktiv? Da muss man erst einmal drauf kommen. Grundsätzlich verhält es sich auch mit der Influenza so, dass es dagegen eine Schutzimpfung gibt, gegen Covid19 aber frühestens in ein bis anderthalb Jahren ein Impfstoff vorliegt. Auch die Daten über die Zahl der Infizierten, endgültig Genesene, Immunität nach überstandener Infektion und eventuelle Spätfolgen sind beileibe nicht so eindeutig, wie der Autor suggeriert. bei früherem Handeln der Behörden in den meisten betroffenen Ländern, zuerst natürlich in China/Wuhan, aber auch in Europa wäre der Impakt auf die Wirtschaft auch um einiges kleiner geblieben.