von CARL CHRISTIAN JANCKE (UPDATE)
Auf dem Tempelberg in Jerusalem sind mindestens drei Personen durch einen terroristischen Anschlag schwer verletzt worden. Die Polizei hat die drei Attentäter erschossen, weil die sonst sicher nicht aufgehört hätten, weiter wild um sich zu schießen und weitere Menschen zu verletzen oder zu töten. (Mittlerweile wird gemeidlet, dass die beiden schwer verletzten Israelischen Polizisten ihren Verletzungen erlegen sind.)
In den Jahren 2015 und 16 wurden bei 230 Terroranschlägen in Israel (und wohl auch den palästinensischen Gebieten) sind 173 Opfer zu Tode gekommen und 632 verletzt worden. Die Statistik (http://www.johnstonsarchive.net/terrorism/terrisraelsum.html) weist nicht aus, wieviele Täter von Sicherheitskräften getötet oder verletzt wurden, bevor sie noch Schlimmeres anrichten konnten.
Gab es 2011 noch 9 Attentate mit 10 Toten und 309 Verletzten, so waren es 2016 122 (!) mit 90 Todesopfern und 381 Verletzten.
Und das ist das, was der Deutschlandfunk draus macht:
In der Überschrift ist davon die Rede, dass die Polizei drei Angreifer erschießt. Keine Terroristen. Die Reihenfolge wird zunächst mal umgedreht. Macht es die Sache besser, dass es sich dabei um Polizisten handelt und nicht um zivile Opfer. Die Anzahl der Opfer wird anonymisiert.
Die Täter seien “auf der Flucht erschossen”, was suggeriert, die Terrorgefahr sei doch schon vorbei und die Reaktion unverhältnismäßig.
Auch die Darstellung der religiösen Heiligtümer ist tendenziös. Erwähnt wird alleine die Al-Aksa-Moschee. Dass in der Jerusalemer Altstadt auch die christliche Grabeskirche steht und dass die Al Aksa Moschee auf dem “Tempelberg” genannten Fundament des zerstörten jüdischen Tempels errichtet wurde, wird unterschlagen. So wird der “Angriff” scheinbar “religiös motiviert” relativiert.
Auf einen email-Wechsel zwischen mir und dem Intendanten des Deutschlandfunks geht zurück, dass es sich hier nicht vordergründig um einen politischen Konflikt wegen der Besetzung der Westbank und Ost-Jerusalem handelt, sondern um einen religiösen Konflikt zwischen Juden und Arabern um den Tempelberg. Wegen Mordgefahr haben Nicht-Muslime de Facto keinen Zugriff zur Al Aksa Moschee, während Menschen aller Herkunftsländer und aller Religionen Zugang zur Klagemauer haben. Der eigentliche Tempelberg steht auch unter muslimischer Verwaltung.
Mit der Nenner der Opferzahlen setzt der Deutschlandfunk die israelischen Opfer mit den terroristischen Attentätern gleich, in dem sie den Grund der Todesfälle, die Attentate, unterschlägt und deren Anzahl verschweigt. Das ist nachträgliche Leichenschändung. Dem Zweck dient auch die Tatsache, dass die Anzahl der zum Teil schwer verletzten 632 Opfern unterschlagen wird. Wie viele Menschen mehr wären gestorben, wenn die angeblich 280 mehrheitlich terroristischen Araber nicht sofort erschossen worden wären. Mit der Tötung jedes Terroristen in einer akuten Situation sind mehrere Unschuldige gerettet wurden. Und die Attentäter wussten, in welche Gefahr sie sich mit ihren hinterhältigen Angriffen bringen. (Dazu muss man wissen, dass es selbst israelischen Wehrpflichtigen in Zivil außerhalb des Dienstes befohlen ist, stets ihre Dienstwaffe bei sich zu führen und wachsam zu sein.
Keine der einzelnen Verkürzungen oder Bemerkungen ist für sich anti-israelisch oder antisemitisch. Aber das einseitige Weglassen und andererseits Erwähnen von anderen Tatsachen, verzerren das Bild massiv und verwischen die Bilder zwischen jüdisch-israelischen Opfern und den Terroristen in unerträgliche Weise.
Übrigens ist der jüdisch-arabische Konflikt noch viel älter und wurde schon von Jassir Arafats Großonkel, dem Großmufti von Jerusalem mit geprägt, der später als Gast und Freund Adolf Hitlers in Berlin residieren sollte.
Schon 1834 gab es Progrome in Hebron und Safed im Zusammenhang mit dem Ägyptisch-Osmanischen Krieg und zwischen 1840–1891 anti-jüdische Pogrome unter anderem in Jerusalem, Aleppo, Kairo, Alexandria, Istanbul, Damaskus, Edirne, Izmir und Beirut.
Nach blutigen Kämpfen um die Nutzung der Klagemauer zwischen Arabern und Israelis wurde im Umland das Gerücht verbreitet, Juden hätten Araber willkürlich angegriffen und ermordet. In Hebron kam es daraufhin zu einem Pogrom, bei dem ein arabischer Mob 67 Juden umbrachte und die jüdische Minderheit aus der Stadt verjagte.
Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass der arabisch-jüdische Konflikt älter ist als der Zionismus. Ein weiterer Beleg für den Konflikt zwischen Christen, Juden und Muslimen ist seine literarische Verarbeitung. Lessing veröffentlichte bereits 1779 sein Stück “Nathan der Weise”, dessen zentrales Element die “Ringparabel” ist. Gott liebt seine drei Söhne so sehr, dass er vom zu vererbenden Ring drei identische Exemplare anfertigen lässt, so dass jeder Sohn gemeint hat, er habe den einzigen existenten Ring erhalten.
Die Ringparabel ist der Schlüssel zum Konflikt. Jede Religion hält sich für den einzig wahren Vertreter des monotheistischen Gottes.
Die Deutschlandfunk-Meldung hätte deshalb heißen müssen:
“Mindestens zwei schwerverletzte israelische Polizisten bei Terrorattacke auf dem Tempelberg. Die drei mit Gewehren bewaffneten Terroristen wurden verfolgt und erschossen. Seit Jahrhunderten schwelen religiöse Konflikte um den Tempelberg, um und auf dem sich jüdische, christliche und muslimische Heiligtümer befinden. Das Gebiet wurde abgeriegelt, die muslimischen Freitagsgebete dort untersagt.
Seit Beginn der der “Messerintifada” 2014 hat es 292 Terroranschläge in Israel (und wohl auch den palästinensischen Gebieten) gegeben, bei denen 193 Opfer zu Tode gekommen sind und 698 meist Israelis zum Teil schwer verletzt wurden. Nach Angaben des Deutschlandfunks kamen dabei auch 280 Palästinenser ums Leben, die meisten davon waren Attentäter. Schon 1929 waren beim Pogrom von Hebron 67 Juden getötet und die Minderheit aus der Stadt vertrieben.”
Malte Dringenberg, deshalb traue ich der deutschen Mainstream-Presse wie auch in Diesel- oder Klima-Fragen nicht über den Weg.