Furchtbar. Die Frau hat sich strafbar gemacht, als sie sich ordentlich alkoholisiert an´s Steuer setzte. Wenn der Rat der Evangelischen Kirche ihr trotzdem das Vertrauen ausspricht, ist das ein bedenkliches Signal.
Man stelle sich einmütig hinter Frau Käßmann. Einmütig? Hinter Frau Käßmann? Darf ich mal fragen, warum? Weil man da die Fahne nicht so riecht?
schreibt Stefan Weigel in der FTD. Über die Toten nur Gutes. Aber Käßmann hat ihre Trunkenheitsfahrt im Phaeton überlebt, weil kein Auto ihren Weg kreuzte, als sie die rote Ampel überfuhr. Deshalb bin ich über die öffentlichen Reaktionen so entsetzt. Ihr Schritt verdient vielleicht Respekt, war aber selbstverständlich. Unverständlich ist es, dass die Frau ihr Mandat in Glaubensfragen, das sie von evangelischen Christen jeder politischen Meinung bekommen hat, für einseitige und weltfremde Äußerungen nutzte, die vielleicht “gradlinig” und von Herzen kamen. Aber nicht von den Menschen, die sie dafür in Geiselhaft nahm. Unter Linken gelten die Menschenrechte anderer wenig. Afrikaner werden gerne ausgesperrt, der halbe nähere EU-Osten darf nicht in Deutschland arbeiten und wenn dann nur zu den Bedingungen des “Entsendegesetzes.”. Wenn andernorts Völkermord herrscht oder Menchenrechte mit Füssen getreten werden, ist das bedauerlich. Hauptsache wir machen uns die Hände nicht schmutzig und die Bundeswehr, die man am liebsten abschaffen würde, bleibt wo sie hin gehört: in der Kaserne.
Insofern bediente Käßmann einen linken Mainstream, den der evangelische Christ wohl zu ertragen hat. Ihre Ansichten zu Nationalsozialismus, Hitler und dem zweiten Weltkrieg hätten allerdings ihren Rücktritt schon früher erforderlich gemacht. Dass man Hitler doch auch ohne Krieg zur Strecke hätte bringen sollen, verhöhnt all diejenigen, die unter der Befreiung Europas gelitten haben und ihr Leben ließen. Ihr Hinweis, man habe doch einfach die Zufahrtswege zu den KZs bombardieren sollen, ist weder weltfremd noch geschmacklos. Er verachtet die Opfer und diejenigen, die sie befreiten.
Dass das Karin Göring-Eckart nicht stört, ist nicht nur deshalb ärgerlich, weil sie die evangelischen Christen in Deutschland repräsentiert. Die Pastorin ist im Hauptberuf Vizepräsidentin (!) des deutschen Bundestages.
Eine Gesellschaft, die sich über Westerwelles vermeintliche Provokationen mehr aufregt als über Käßmanns tatsächliche Fehltritte (und hier meine ich nicht nur die Alkoholfahrt der straffällig gewordenen “Seelsorgerin”), hat ihren inneren Kompass verloren.
18 comments
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25. February 2010 at 17:53
Donauwelle
Das Gegenteil ist wahr – von links kommt die einzige Opposition gegen Frontex.
25. February 2010 at 18:05
christianhannover
mir wurde heute das gerücht zugetragen, dass man im niedersächsischen innenministerium am wochenende beschlossen hat, den fall möglichst nicht an die große glocke zu hängen. aber nicht wegen frau käßmann oder den 1,5 promille, sondern wegen ihres myteriösen beifahrers.
25. February 2010 at 18:52
euckenserbe
Der hieß mit Vornamen OSAMA
25. February 2010 at 19:20
lalibertine
@Donauwelle: Es gibt durchaus Liberale die für offene Grenzen sind. Die sind im Gegensatz zu Linken auch nicht durch heuchlerische Aufregung über den israelischen Sicherheitszaun abgelenkt 😉
@all: Richtig schlimm ist das Gejammer über die angebliche “Frauenfeindlichkeit” Ihrer Kritiker. Als ob man/frau es einem Kirchenmann verziehen hätte, wenn er hackebreit eine rote Ampel überfährt. Erstaunlich auch, was Käßmann-Fans so in den Kommentarspalten ablassen. Besonders beliebt ist Phrase “Wer noch die besoffen Auto gefahren ist der werfe den ersten Stein!” als ging es um Schwarzfahren mit der Tram.
Tatsache ist doch: Wäre Frau Käßmann ein konservativ gestrickter Herr Käßmann, dann würde ihr bei weitem nicht dieses Verständnis entgegen gebracht.
26. February 2010 at 12:03
Sesalm
http://www.welt.de/politik/article3188159/NRW-Verkehrsminister-Oliver-Wittke-tritt-zurueck.html
NRW-Verkehrsrowdy Wittke hatte für seine Rücktrittsentscheidung ganze 4 Monate gebraucht. Da brauchte es allerdings erheblichen öffentlichen Druck. Frau Käßmann war mit weitaus größerer Unterstützung weitaus früher zum Rücktritt bereit. Gut so.
25. February 2010 at 21:11
Sesalm
“Unter Linken gelten die Menschenrechte anderer wenig. Afrikaner werden gerne ausgesperrt, der halbe nähere EU-Osten darf nicht in Deutschland arbeiten”
Interessant, was so alles als “links” gilt. Diese beiden Maßnahmen, die Militarisierung der EU-Außengrenzen, die Verschärfung des Asylrechts, sowie die Ausnahmeregelung bei der EU-Freizügigkeit wurden bekanntlich zuvorderst von CDU/CSU mitgetragen. Kann mich auch nicht erinnern, dass die FDP hier ihre liberale Stimme deutlich hörbar in die Debatte eingebracht hätte. Die Militarisierung der Grenzen, die Einwanderungsverhinderungspolitik werden vornehmlich von Linken angegriffen. Allerdings solchen, die zumeist nicht in der Regierung sitzen.
26. February 2010 at 07:18
Donauwelle
Tja, leider verstehen die Liberalen unter “offenen Grenzen” oftmals nur dass die von der Wirtschaft zu diesem Zweck entwickelten Überwachungstechnologien nachher hemmungslos an Diktaturen vermarktet werden welche nicht bei Israel kaufen.
26. February 2010 at 11:57
Sesalm
Durchaus. Nur wird hier sowas allein den ‘Linken’ vorgeworfen, obwohl sich die demokratische Rechte in diesem Land in den meisten Fällen durch keinerlei progressivere Einstelung bemerkbar macht. Wenn ich ständig die realexistierende Linke mit einer nicht-existenten, überidealisierten Menschenrechts-Rechten vergleiche, dann wird das für erstere immer wenig schmeichelhaft ausgehen. Wobei die Linkenhatz sich häufig nach der Logik “alle links, außer Mama” gestaltet (Mama ist hier ungleich “Mutti”).
26. February 2010 at 00:20
aron2201sperber
was wäre geschehen, wenn Frau Kässmann bei ihrer besoffenen Fahrt ums Leben gekommen wäre?
vielleicht war der Beifahrer Jörg Haiders Geist?
26. February 2010 at 07:24
Donauwelle
Wie läßt sich nachprüfen dass das Polizeiauto nicht vom Paparazzibataillon war sondern tatsächlich nur den Verkehr regeln wollte?
26. February 2010 at 08:54
webbaer
Man kann ja mal alkoholisiert fahren, solange die Fahrtüchtigkeit erhalten bleibt (hier gibt es bei Fr.Kässmann berechtigte Zweifel), die Strafen in D sind Präventivstrafen und aus liberaler Sicht zweifelhaft, ganze Bevölkerungsteile werden kriminalisiert und zudem sind die Strafen verglichen mit schweren Straftaten lächerlich hoch, was sich Fr.Kässmann aber geleistet hat ist Heuchelei.
Wer wie Fr.Kässmann vorgetragen hat, muss ohne Sünde sein.
“Fehler”, wie die Dame schrieb, haben dann eben zu unterbleiben.
Zum Glück ist sie weg.
Hoffentlich fährt die Merkel mal alkoholisiert und wird erwischt.
26. February 2010 at 08:58
webbaer
Hmm? – Die Schienen hätten durchaus bombardiert werden können.
Wir wollen ja nicht von der anderen Seite auf der Kässmann herumheucheln.
27. February 2010 at 17:50
Alrik
Die Schienen wurden doch bombardiert.
Eisenbahnknotenpunkte sind von Amerikanischen und Britischen Bombern angegriffen worden, dabei wurden erhebliche Schäden angerichtet.
Hat das der Vernichtung in den KZs Einhalt geboten ?
Nein.
Hätte eine direkte Bombardierung der Bahnhöfe in Auschwitz etwas geändert ?
Vermutlich nicht.
Selbst wenn der Angriff die Bahnhöfe zerstört hätte (was auch unzähligen Häftlingen das Leben gekostet hätte ) – wie hätte die Lagerleitung wohl reagiert ?
Die nächsten Transporte hätten einen Bahnhof früher aussteigen dürfen, um dann ins Todeslager zu marschieren. Dem Vernichtungswillen der Nazis hätte das nicht aufgehalten.
Den Allierten vorzuwerfen die KZs nicht bombardiert zu haben soll IMHO vor allem dazu dienen ihnen einen Mitschuld am Holocaust anzudichten.
Zu welchen Zweck auch immer.
28. February 2010 at 03:30
webbaer
Man kann jedenfalls dieser Meinung sein.
Auch darf man fragen, ob der Papst nicht eine andere, eine politischere, Linie hätte fahren können.
Das alleine ist unverdächtig.
Mich stört such ein wenig, dass die Straftat Kässmanns so hoch gehängt wird, bei der heuchlerischen Dame ist das natürlich OK, aber ansonsten ist es Wahnsinn. Es war früher mal, dass man saufen konnte so viel man will, solange man keinen Fehler mit Folgen gemacht hat.
Die Präventivstrafen und die Kriminalisierung tausender Bürger stehen in einem krassen Missverhältnis zu den Strafen, die die Intensivtäter, bspw. aus dem Immigrantenmilieu, erhalten.
2. March 2010 at 13:20
Donauwelle
@webbaer – Du hast doch selbst damit angefangen. Also was jetzt, Verbrechen oder Kriminalisierung, Rechtsgleichheit oder heuchlerischer Wahnsinn?
2. March 2010 at 15:49
Popeye
@webbäer
Das “Die Präventivstrafen und die Kriminalisierung tausender Bürger” wird dann zum leeren und vor allem zynischem Gerede, wenn ein besoffener Fahrer jemanden verletzt oder tötet!
2. March 2010 at 18:10
Donauwelle
Es kann schon sein dass sinnvoller gewesen wäre wenn diese Ampel an dieser Stelle zu dieser Zeit gelb geblinkt hätte.
2. March 2010 at 18:11
Donauwelle
… dass es sinnvoller …