Um den Club der Edelfedern, über den wir hier und hier schon berichtet hatten, wird es immer bunter: Man hat nicht nur gepflegten Subventionsbetrug begangen, in dem man die eigene Abrechnung fälschte. Auf dem Konto fanden sich zum Jahresende veritable 500.000 €. Und das Urgestein des investigativen Journalismus Hans Leyendecker schlug bei Gründung eine 100.000 € Spende unter der Bedingung vor, dass der Spender anonym bleibe.
Mit der Auflösung des Vereins ist es schon längst nicht mehr getan. Der ehemalige Vorsitzende, SWR-Chefreporter Thomas Leif ist wohl für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht mehr zu tragen. Und es bleiben auch noch ein paar Fragen offen. Etwa die Verbindung zur gewerkschaftseigenen Otto Brenner Stiftung, die die unparteiischen Journalisten mit “Recherche-Stipendien” unterstützte. Oder zum Norddeutschen Rundfunk, wo man alljährlich seine Jahrestagung abhielt. Den Mietvertrag hätte ich gerne gesehen.
Die Frage ist nicht nicklig, denn Stipendien und mietfreie Räume werden kaum die Unabhängigkeit der Rechercheure befördern. Und die halbe Million auf dem Konto, von der keiner so richtig weiß, wo sie herkommt, ist mehr als skandalös.
Auch Chefaufklärer Leyendecker sollte die Süddeutsche wohl aufs Altenteil schicken. Als moralische Instanz hat der Spendenwerber in jedem Fall ausgedient.
Für den deutschen Journalismus ist der Schaden nicht zu beziffern. Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.
5 comments
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23. August 2011 at 14:38
Marc Schmidt
Laut dem FAZ-Artikel soll sich die anonyme Spende sogar auf 500.000€ (bzw. damals 1 Mio. DM) belaufen haben… was die Sache leider überhaupt nicht besser macht
23. August 2011 at 14:54
robert
mich schockiert eigentlich nur, dass dich das wundert? was genau ueberrascht dich jetzt eigentlich so?
23. August 2011 at 21:13
lalibertine
Seltsam, außer der FAZ berichtet kein großes Qualitätsmedium darüber…. 😉
31. August 2011 at 22:26
Mark Krämer
Und bei der FAZ abschreiben, ist leider auch nicht recherchiert:
„Und das Urgestein des investigativen Journalismus Hans Leyendecker schlug bei Gründung eine 100.000 € Spende unter der Bedingung vor, dass der Spender anonym bleibe.“ => FALSCH. Leyendecker stellte bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen der Vereinsgründung das Angebot des Kollegen, der spenden wollte, zur Diskussion und sagte darüber, dass dieser nicht genannt werden will, dass dies eine Schwierigkeit sei. Für jedermann nachzulesen unter http://www.netzwerkrecherche.de/Projekte/Jahreskonferenzen/Gruendungsversammlung/ – man müsste sich halt die Mühe machen, anstatt nur dumpfe Kommentare rauszublasen. Die Autorin des FAZ-Artikels betreibt übrigens seit Jahren das Blog http://www.netzwerk-gegenrecherche.de – spricht wohl nicht gerade für ihre Unbefangenheit.
1. September 2011 at 12:37
euckenserbe
Sorry, ich finde es nicht nur “schwierig”, bei Vereinsgründung eine anonyme Spende “anzubieten”, sondern eingedenk der wie eine Monstranz vor sich hergetragenen Moral für unmöglich. da mögen die Usancen in der Darstellung zurückstehen.
Was trasgen die geringen Blogaktivitäten der Autorin zur Meinungsbildung trei. Leyendecker hat auch Graf Lambsdorff durch die Veröffentlichung staatsanwaltlicher Akten zur Strecke gebracht, obwohl er nicht FDP gewählt hat.