Machtwechsel in London, Attentat in Paris (vermeintlicher?) Putsch in der Türkei.  Da vergisst man schon mal den schwelenden Bürgerkrieg in der Ukraine und die Schurken vom IS und dem syrischen Diktator Assad, die Arabien von Euphrat und Tigris (dem Land, wo mal Milch und Honig flossen) bis zum Mittelmeer in Schutt und Asche legen und wahlweise den Leuten den Kopf abschlagen oder mit Faßbomben das eigene Staatsvolk vernichten. 

Währenddessen lamentieren wir wahlweise über den mauen Sommer oder das Ausscheiden der Fußballnationalmannschaft. Nächste Woche flackert die nächste Katastrophe über den Bildschirm und die immer gleichen Experten erklären uns die Situation, während die Moderatoren der Nachrichtensender ohne konkretes Wissen mit immer spektakuläreren Formulierungen versuchen, möglichst viele Zuschauer möglichst lange und vor allem über die nächste Werbepause an den Bildschirmen zu halten.

Der Friedensnobelpreisträger, der gerade in Washington seine Abschiedsvorstellung gibt, hat es gut gemeint aber schlecht gemacht. Eine frühe und konsequente Intervention in Syrien hätte das Paradies zwar nicht erschaffen aber eine wesentlich bessere Situation, wie etwa im Libanon ermöglicht, die zwar auch nicht optimal ist aber besser wie das Schlachtfeld, auf dem jetzt Russen, Türken, Syrer, Amerikaner, Iraker, Sunniten, Schiiten und Kurden gegeneinander kämpfen. Das hat die Dimension eines dreißigjährigen Krieges. Wir Deutschen haben uns ja einen schlanken Fuß gemacht.

Erdogan hat diese Situation, die die Dimension eines dreißigjährigen Krieg hat, ausgenutzt, um die Kurden zu schwächen und seine Macht zu maximieren. Er nutzt die Mittel der Demokratie, um die abzuschaffen. Der Westen springt ihm bei, weil er der demokratisch gewählte Präsident sei. Dass Demokratie aber nur dann vollständig ist, wenn sie sich nicht als Demokratie einer knappen Mehrheit geriert, wird dabei unterschlagen. Man verlässt sich lieber auf den bekannten Despoten als möglicherweise auf unbekannte Militärs, die auf der anderen Seite aber auch die Chance böten, wie behauptet, einen freiheitlichen Rechtsstaat wieder herzustellen. Die Niederschlagung des Putsches macht nichts besser sondern stärkt den Despoten.

Nicht unlogisch, dass die Ernsthaftigkeit des Coups mittlerweile bezweifelt werden und manche eine Inszenierung vermuten. Das Ganze hat jedenfalls Erdogan genutzt und nun wird erstmals niemand wagen, ihn vom Thron zu stürzen.

Für Angela Merkel ist das nicht schlecht. Gut bezahlt machen die Türken sich die Hände für uns schmutzig und sorgen dafür, dass Mutti ein freundliches Gesicht dazu machen kann, dass nicht mehr allzu viele Flüchtlinge zu uns strömen und die Willkommenskultur eine schöne Fiktion bleibt.

Für die Briten ist das ganze von Vorteil. Sie werden in den Abläufen der Nachrichtensendungen nach hinten durchgereicht und können nun in Ruhe überlegen, wie der BREXIT in Ruhe vonstatten gehen kann.

Für die Ukrainer weniger. Die leitenden Ministerialbeamten angeführt von Frank-Walter Steinmeier haben derzeit besseres zu tun, als ihre Wichtigkeit dadurch zu demonstrieren, dass sie “beide Seiten” ermahnen, den “Kompromiß” von “Minsk” oder wo war das doch gleich(?) einzuhalten. Da kann Putin seine Position klammheimlich ausbauen.