In Europas Regierungen bricht der Katastrophentourismus auf und die Medien übertragen live. Der französische Präsident, die Kanzlerin und der spanische Minsterpräsident verhalten sich nicht anders wie der gemeine Gaffer auf der Autobahn. Nur schlagen sie noch Kapital draus, weil alle Medien die Kameras drauf halten. Die machen die ganze Zeit ein ordentliches Geschäft und versuchen insbesondere bei den Nachrichtenkanälen aber auch bei ARD und ZDF das sensationsgeile Publikum mit immer neuen Gehirnwindungen und Spekulationen sowie “Experten” krampfhaft am Schirm zu halten. Seit Edmund Stoiber einst vermeintlich die Bundestagstagswahl verlor, weil er nicht auf die Deiche der Elbe nach Sachsen eilte, als die dort Hochwasser führte, ist die Schaulust der Politiker ungebrochen. Sie “wollen sich selbst ein Bild machen” und ihre “Anteilnahme” zeigen. Tatsächlich wollen sie als Kümmerer möglichst viel Sendezeit okkupieren, möglichst viele Klicks in den Online-Medien generieren und schließlich auch noch die Titelseiten der gedruckten Presse füllen. Das zeigt sich dann hoffentlich auch beim Politbarometer bei den Beliebtheitswerten. Die Kollegen von der Presse sind dabei willfährige Komplizen. Denn auch sie profitieren von dem Katastrophentourismus. Sie müssen die Minuten füllen und die Zuschauer am Bildschirm halten, obwohl das, was sie zu sagen haauszben, eigentlich spätestens am 2. Tag gen Null tendiert. Deshalb kommt auch keiner auf die Idee, zu kritisieren, dass Hinz und Kunz zum Live-Termin bitten, um ihr Mitgefühl vor laufender Kamera auszudrücken. Mittlerweile hat man ja auch noch das Internet entdeckt. Dort findet man dann Fotos und selbsternannte Experten, die über die Unglücksursache wild spekulieren. Wenn die vermeintlich allwissenden Studio-Gäste nichts mehr zu sagen haben, bleibt noch das Internet als Informationsquelle und Lückenbüßer. Diese Geschäftemacherei geschieht auf dem Rücken der Opfer, die schnöde instrumentalisiert werden. Nun ist diesmal nichts und niemand zu retten, aber die Reise nach Frankreich bindet die Kapazitäten der Rettungskräfte, die Hubschrauber bereit stellen müssen und Spalier oder Rede und Antwort stehen.
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2 comments
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25. March 2015 at 22:33
Eloman
Genau das habe ich auch gedacht. Da war mir Helmut K. lieber. Der hatte was gegen “Beileidstourismus”.
27. March 2015 at 14:07
Carl Eugen
Bestes Beispiel für die Politinszenierung des Beileidstourismus war die Fake-Veranstaltung in Paris anläßlich der Terrorattentate. Da treffen sich Politiker in einer Nebenstraße, um geschützt Photos zu machen mit genau so viel Volk, wie nötig, um das Bild zu füllen. Nicht mehr. An der eigentlichen Prozession nehmen sie nicht teil, aber jeder daheim soll denken, sie hätten es getan.