40 Jahre lang galt ein einfaches Gesetz: Wer als erster schießt, ist als zweiter tot. Und weil selbst die greisen Sowjets das nächste alljährliche Begräbnis des Generalsekretärs erleben wollten, ließen sie ihre fiesen dicken Fingerchen von den roten Knöpfen. Und dann kam Ronald Reagan und rüstete die Sowjets tot. Zum Schluß reichte der roten Armee nicht mal der Sprit, um die Panzer bis zum Brandenburger Tor oder zur Bernauer Strasse zu schaffen. Und so fiel die Mauer. Doch wir FriedZu ensbewegten machten nicht Reagan zu unseren Helden sondern Gorbatschow, auf den nichts mehr zutrifft als sein eigener Spruch: “Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben”.
Putin verleibte sich die Krim ein, weil er nichts zu befürchten hatte. So ähnliches wird es wohl dem Osten der Ukraine gehen. Halt machen muss er erst vor der Grenze der NATO. Aus dem Auszug in Afghanistan und Irak und dem mangelnden Eingriff in Syrien haben die Terroristen den richtigen Schluß gezogen: Obama und Kollegen sind Weicheier. Ein paar Selbstmordattentäter mehr oder weniger und der Westen überlässt nicht nur den Hindukusch den islamistischen Barbaren. Da war George W. Bush aus anderem Holz geschnitzt. Strategisch hat der alles richtig, taktisch ziemlich viel falsch gemacht.
Zu den wichtigsten Büchern der achtziger Jahre gehört André Glucksmanns “Philosophie der Abschreckung”. Auf den ersten Seiten besingt er das “Evangelium der Rakete” und meint die mit Nuklearsprengstoff. Nicht die Waffe ist schlecht. Sondern der schlechte Zweck macht sie gefährlich. Dagegen wehren kann man sich nur, wenn auch der gute Zweck durch sie geschützt wird.
Dieses Grundgesetz haben wir in den vergangenen Jahren ignoriert. Weltweit. Die Amerikaner, die Europäer, die freie Welt. Die marode Bundeswehr ist nur ein Symptom. Die mangelnde Bereitschaft von Obama, die Freiheit wie einst George Dabbelyou Bush mit der Waffe in der Hand zu verteidigen, hat Putins Krim-Annektion und die IS erst möglich gemacht. Immerhin haben die das spät erkannt und beginnen mit Luftangriffen. Das ist besser als nichts. Wir dagegen schicken Steinmeier zum Labern nach Kiew und Uschi nach Derbil. Deren Flugzeug kommt nur leider pannenfrei zurück. Beim Kampf gegen die IS leisten wir uns einen schlanken Fuss.
O.K. . Putin ist zweifelsfrei mit denselben Techniken in den Griff zu kriegen, mit denen der Westen den kalten Krieg gewann. Mit den Terroristen, die sich auf Kosten der Zivilisten weder an´s Völkerrecht noch an die Genfer Konvention halten. Sie tragen keine erkennbaren Uniformen, ihre Fahrzeuge sind nicht gekennzeichnet und sie verstecken sich unter der Bevölkerung und feuern ihre Raketen auf Zivilisten. Wer sich ihnen in den Weg stellt, wird massakriert.
Gegen diese Arschlöcher hilft kein Recht sondern Technologie. Was die Israelis mit der HAMAS und selbst die Amerikaner in Pakistan schaffen, schafft Abschreckung. Selbst beim größten Abenteurertum gilt nach wie vor: Bevor die Menschen sich opfern, leben sie gerne auch noch ein wenig, selbst wenn sie 72 Jungfrauen entgegenfiebern. Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude.
Peter Struck hatte Recht. Unsere Freiheit wird auch am Hindukusch verteidigt. Am besten durch Abschreckung.
10 comments
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29. September 2014 at 22:39
Jaquento
In welcher Strategie war die destabilisierung des Nahen Osten die richtige Entscheidung?
Und das “als erstes Schießen” ist doch genau der Grund weshalb in der Ukraine nicht direkt eingeriffen wird.
Aber ja, wenn Putin Kalter Krieg spielen möchte ist es nur recht und billig wenn wir das auch tuen. Jemand muss ihm klar machen das sein Land nicht die Ressourcen und Möglichkeiten einer Sovietunion der 70er hat.
1. October 2014 at 09:37
euckenserbe
1. der Nahe Osten war nie stabil. Zu Husseins Zeiten und früher im Iran z.B. gab es nur keine mit dem Mobiltelefon mitgefilmten Hinrichtungen und der Terror ging konventionell vom Staate aus (siehe Husseins Giftgasangriff):
2. Richtig, aber wären Georgien und die Ukraine NATO-Mitglieder, hätte Putin sich auch das nicht getraut.
3. Er hat bessere Ressourcen, weil sein frühkapitalistisches-korruptes System mehr Öl und Gas fördert als die alte Su.
2. October 2014 at 00:02
Jaquento
1. Ja, damals war der Nahe Osten stabiler als heute.
2. Sind sie aber nicht, deshalb wäre ein westliches Eingreifen in den Konflikt ein Eingrifen als Dritter zu werten der direkt mit dem Konflikt nichts zu tun hat. Das wäre so als wenn Deutschland in den Falklandkrieg eingegriffen hätte.
3. Der alleinige Fokus auf Öl und Gas und Metall mag zwar mehr Geld in die Staatskasse spülen führt aber auch zu Abhängigkeit von Westim- und -exporten. Etwas das Putin nun schmerzlich feststellen muss. Und bei aller liebe, ein paar Tupolevs machen noch keinen Sommer. Weite Teile des Militärs rostet vor sich hin… Nein, das heute Russland steht schlechter da als die SU zu ihren besten Zeiten, auch weil es abhängiger ist vom Westen.
Und damit will der Putin Kalter Krieg spielen… von mir gibt ein gepflegtes LOL zu der Vodka-Idee.
29. September 2014 at 23:04
Werwohlf
Der Westen hat nicht eingegriffen als die Ungarn sich erhoben, er hat nicht eingegriffen, als die Mauer gebaut wurde, er hat nicht eingegriffen, als die CSSR besetzt wurde, und er hat letztlich auch nicht direkt und unmittelbar eingegriffen, als die Sowjets in Afghanistan einmarschierten. Träumen wir also nicht die falschen Träume. Das System der Abschreckung hat funktioniert, weil die Grenzen, aber der die beiden großen Blöcke etwas als unmittelbaren Angriff auf sich selbst empfunden hätten, klar abgesteckt waren – ansonsten führte man Stellvertreter-Kriege und rüstete jeweils die eigenen Schurken auf. So sehr unterscheidet sich das jetzt nicht von der heutigen Situation.
Die Amerikaner haben während ihrer Interventionsgeschichte eigentlich fast immer die Erfahrung gemacht, dass es nie gut ausgehen kann, wenn die Situation vor Ort eine chaotische ist – im Zweifel handelt man sich dann nichts als “unintended consequences” und die genau falschen TV-Bilder ein. Dass das Erstarken der IS ausschließlich Obama anzulasten sei, muss man als echter Neocon wohl behaupten, aber Tatsache ist auch, dass die nur in ein Machtvakuum gestoßen sind, dass von Leuten geschaffen wurde, die einen Herrn Saddam und einen Herrn Assad nicht sonderlich mochten – was sehr verständlich ist, aber dann eben auch andere Wirkungen hat.
Auch der gute Herr Bush hätte irgendwann aus dem Irak, Afghanistan oder vielleicht sogar Syrien heraus müssen, einfach weil die Amerikaner eben kein kriegslüsternes Volk sind. Rein geht immer, aber wie man sinnvoll raus kommt, ist in den meisten Fällen nicht klar. Mit Pathos kann man Kriege beginnen, aber nur selten beenden. Eine totale Niederlage wie die Nazi-Deutschlands ist die äußerst seltene Ausnahme, nicht die Regel.
Also besser ganz weg mit dem hohlen Pathos. Der Westen tut gut daran, sich ganz und gar auf Selbstschutz zu beschränken. Das schließt selbstverständlich gezielte Attentate auf Terrorführer mit ein, aber die werden das Problem auch nicht lösen. “Wasch mir den Pelz. aber mach mich nicht nass” hat noch nie funktioniert – auch der islamistische Terror ist ein Kind der Globalisierung. Und Putin kann man zwar von allen Gästelisten streichen, aber wenn der sich auf Nicht-NATO-Gebiet militärisch einmischt, wird man dies letztlich nicht verhindern können. Umgekehrt passiert das schließlich auch nicht. Irgendwann wird Putin an seinen eigenen Lügen und Untaten zugrunde gehen. Den Prozess kann man vielleicht etwas beschleunigen, aber mehr auch nicht.
30. September 2014 at 12:20
Enrico
“…Mit Pathos kann man Kriege beginnen, aber nur selten beenden…. auch der islamistische Terror ist ein Kind der Globalisierung…”
Ich glaube, bei solchen Sätzen wird sogar R.D. Precht neidisch 🙂
In unserer sog. westlichen Welt ist es glücklicherweise Brauch geworden, sich bei Streitigkeiten zu verklagen statt sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen. Aber das bedeutet nicht, dass es in der ganzen Welt so gehandhabt wird. Es gibt immer noch Landstriche, in denen derjenige im Recht ist, der die größere Flinte besitzt. Wenn man das ignoriert wird man von diesen Menschen als schwach angesehen und nicht respektiert.
30. September 2014 at 12:27
Werwohlf
Ja, aber was folgt daraus konkret?
1. October 2014 at 07:49
Enrico
Kurzfristig: zeig ihnen, dass Du die größere Flinte hast, um unbehelligt leben zu können. Langfristig: Bildung (Aufklärung) und Handel (Globalisierung ;-))
Ich bin kein Hellseher, aber wenn ich mir z.B. die Geschichte von Deutschland oder Hong Kong ansehe, dann scheint es möglich zu sein, dass sich ein Land innerhalb von einigen Jahrzehnten grundsätzlich ändert.
1. October 2014 at 09:23
Werwohlf
Das alles haben wir doch jetzt schon. Die Annahme, die Entwicklung eines Staates oder besser die Entwicklung einer Region (denn schon die Staatslogik gilt nicht überall) könne weltweit immer nur in eine Richtung erfolgen, und dann auch noch in die von einem selbst präferierte, wäre aber eine sehr mutige. Und jede der angeführten Maßnahmen kann ganz andere Wirkungen haben: Bildung wird dann dazu verwendet, spektakuläre Attentate auszuführen, und die Globalisierung führt nicht nur bei einigen Gruppen zu Abwehrreaktionen, wie sie sich z.B. im Islamismus manifestiert haben, sondern begünstigt auch noch deren weltweite Verbreitung.
Es gibt viele gute Gründe, bescheidener und vorsichtiger zu sein.
8. October 2014 at 19:09
Enrico
Die Annahme, dass sich Regionen immer nur in eine gewünschte Richtung entwickeln, habe ich nicht gemacht. Gerade mein Beispiel Deutschland zeigt, dass es positive und negative Entwicklungen geben kann (Weltkrieg/Wirtschaftswunder).
Mein Vorschlag zur Bildung bezog sich nicht auf die der Terroristen sondern auf die Bildung der Zivilisten. Nichts ist besser, als wenn sich ein potenzieller Soldat fragt, ob das mit den 72 Jungfrauen tatsächlich so stimmt oder ob er sein Leben nicht sinnvoller damit verbringen kann, mit einer Frau Kinder gross zu ziehen (oder was auch immer ihm vorschwebt) und ohne Feindbilder zu leben.
30. September 2014 at 10:57
Gutartiges Geschwulst
“Da war George W. Bush aus anderem Holz geschnitzt. Strategisch hat der alles richtig, taktisch ziemlich viel falsch gemacht.”
So leid es mir tut, aber ich kann in Bushs Irak-Feldzug keine richtige Strategie erkennen, nur Idiotie.