Vor 25 Jahren sind die Leute in Leipzig auf die Strasse gegangen. Vor 14 Tagen nicht mal zur Wahl. Das politische System, für das sie ihr Leben riskiert haben (niemand wusste, ob Honecker, Krenz und Co die “chinesische Lösung” realisieren wollte), interessiert die Mehrheit der ostdeutschen einen feuchten Kehricht. Trotzdem beten die öffentlich-rechtlichen Medien Prozentzahlen runter, die ähnlich repräsentativ wie die Verkündung der Volkskammerwahlergebnisse durch Egon Krenz im Jahr 1989. Tatsächlich haben die gewählten Abgeordneten in den Landesparlamenten von Sachsen, Thüringen und Brandenburg zusammen keine Mehrheit.
Die Ignoranz des politisch-demoskopischen Komplexes konnte man schon nach der Europawahl beobachten. Trotz AfD, UKIP, Front National und geringster Wahlbeteiligung machten die Regierungschefs und die Kommission in Brüssel mit ihrem Postengeschachere weiter wie bisher. Und dass die neue Kommission unter dem Euro-Veteranen Juncker den gleichen Mist macht wie die Glühbirnen-Feinde vor ihnen, ist garantiert. Kurswechsel Fehlanzeige.
“Der Wähler” erkennt vor allem eins: Seine Stimme ist nur das Instrument zur Parteienfinanzierung aus Steuermitteln. Das Oligopol spielt immer das gleiche Spiel, ohne dass seine Meinung wirklich zählt. Denn ob die Demoskopen die Politik manipulieren oder um gekehrt, ist nicht ausgemacht. Außerdem entziehen sich Meinungsumfragen jedem empirischen Test.
Mittlerweile fühlen sich ganze Bevölkerungsschichten und politische Strömungen in der Politik nicht mehr repräsentiert. Das gilt nicht nur für den Liberalismus, der von der FDP schändlich verraten wurde. Auch der Konservatismus, der es gerne sicher und übersichtlich hat, ist durch die Gender-Mainstream-CDU ohne politische Heimat, bis die AfD auf der Bildfläche erschien.
Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, verliert die repräsentative Demokratie ihre Legitimation.
9 comments
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15. September 2014 at 15:24
Jaquento
“Außerdem entziehen sich Meinungsumfragen jedem empirischen Test.” – Könnte man den nicht nachfragen wie die Institute ihre Umfragen durch führen und selber nachstellen? Oder ist sowas betriebsgeheimnis?
15. September 2014 at 17:01
euckenserbe
Beim empirischen Test handelt es sich um die Chance, die Vorhersagen mit der Realität zu vergleichen. Dabei get es weniger um Methoden.
17. September 2014 at 14:03
Jaquento
Dann bleibe ich bei der Wissenschaftlichen Methode.
16. September 2014 at 14:11
bevanite
Erstaunlich, wie diese Partei von Esoterikern, Homophoben und Feministenhassern im hiesigen Blog so verherrlicht wird. Als hier noch andere Autoren schrieben, nahm ich Euch – bei allen wirtschafts- und sozialpolitischen Differenzen- zumindest noch einen genuinen Liberalismus ab. In letzter Zeit ist das hier aber zunehmend ein konservatives AfD-Wahlkampf-Blog geworden. Bei sämtlichen Themen, ob nun EU, Gleichberechtigung von Geschlechtern, Zuwanderung, Islam oder Außenpolitik, seid Ihr Konservativen deutlich näher als Liberalen oder Linken. Dieser Blog hat, bis auf die wirtschaftspolitische Grundhaltung, die Pfade des Liberalismus längst verlassen. Daher eine ernst gemeint Frage: Wieviel liberales Gedankengut ist bei den “Freunden der offenen Gesellschaft” noch vorhanden? Identifiziert Ihr Euch überhaupt noch mit diesem Begriff?
16. September 2014 at 16:15
lalibertine
Belege. Or it didn’t happen 😉
16. September 2014 at 23:00
Adrian
“Erstaunlich, wie diese Partei von Esoterikern, Homophoben und Feministenhassern im hiesigen Blog so verherrlicht wird.”
Wird sie das? Kaum vorstellbar. Die AFD ist auch nicht mehr als eine gesellschaftskonservative Sozenpartei. Ich würde diese Kümmeltruppe nie wählen, aber ich finde es gut, dass es sie gibt. Alleine schon deshalb, weil mir dieses schamlose Geseier der anderen Parteien, dass Euro und die real existierende EU alternativlos seien, auf den Sack geht bis zum geht nicht mehr.
17. September 2014 at 18:02
lalibertine
So ist es. Die AfD hat sich zackig aller liberalen Tendenzen entledigt und ist m.E. nicht mehr wählbar, aber sie erfüllt mit ihrer Eurokritik eine wichtige Funktion. Lustig wenn auch nicht überraschen ist zudem, dass v.a. die LINKE Wähler an die AfD verliert. Die Lucke-Truppe ist offenbar das neue Auffangbecken für zukunftsängstliche, dauerschmollende Wutkleinbürger.
17. September 2014 at 18:19
Carl
Sollte die AfD tatsächlich gegen die Staatsdoktrin des Feminismus sein, dann erfüllt sie auch hier eine wichtige Funktion. Und weiter: gegen die Ideologisierung von Politik zu sein, ist immer auch liberal. Insofern wären wohl auch einige wenige “liberale Tendenzen” verblieben und man muß nicht völlig schwarz sehen.
17. September 2014 at 14:58
Enrico
Also wenn schon, dann bitte “Feminist.I.nnenhasser” 🙂