Wenn die auf der Westbank und im Gazastreifen einen eigenen Staat haben wollten, hätten sie ihn längst. In Wahrheit sind es aber ihre politischen Führer, die nicht nur das Existenzrecht Israels verhohlen (Fatah) oder offen (Hamas) in Frage stellen. Sondern das Recht der Israelis und der Juden, im sogenannten “Palästina” zu leben. Aber selbst dann wären zwei Staaten keine Lösung. Israel beweist jeden Tag, dass Araber, Juden und sogar Christen in Frieden zusammen leben können. Sie leben miteinander, treiben Handel und sind gemeinsame Bürger des israelischen Staates. Es gibt keine Spur von Apartheid. Und das liegt daran, dass die arabischen Israelis durch ihre Staatsbürgerschaft das Recht der jüdischen Israelis anerkennen in Israel zu leben und den israelischen Staat anzuerkennen. Tatsächlich haben die über 1 Million israelischen Araber mehr Rechte als alle in allen anderen Staaten lebenden Araber.
Wie problematisch der Begriff “Palästinenser” ist, wird deutlich wenn man sich ihre Ikone, Jassir Arafat anschaut. Der ist nämlich Ägypter, geboren in Kairo. Das ist ungefähr so, als ob Erika Steinbach in Wien geboren wäre (Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen). Und es gibt auch schon jede Menge Staaten für die arabischen Bewohner Palästinas. Die heißen Jordanien, Syrien und Libanon. Nur die wollten die “palästinensischen Flüchtlinge” nicht haben. Denn Israel hat nicht “palästinensische Gebiete” besetzt, sondern im Zuge der Kriege, die die arabischen Staaten gegen es angefangen haben, die Westbank, die jordanisches Staatsgebiet ist und den Gaza-Streifen, der zu Ägypten gehört. Nur die wollten die arabischen “Flüchtlinge” nicht haben.
Tatsächlich haben die Araber in Gestalt von Fatah und Hamas seit 1995 unter Beweis gestellt, dass sie so nicht in der Lage sind, einen eigenen Staat zu errichten. Staatliches Gewaltmonopol: Fehlanzeige. Die letzten “demokratischen Wahlen haben 2006 stattgefunden. Wahlsieger war die Hamas, die auf der Westbank von der Fatah weggeputscht wurde. Israel hat 2005 den Gaza-Streifen vollständig geräumt. Weil die Hamas von dort immer wieder Terroristen nach Israel schickte, kam es zur Blockade, die auch Israel wirtschaftlich geschadet hat, weil die arabischen Arbeiter in Südisrael dringend gebraucht wurden.
Wenn jetzt also die Aufhebung der Blockade dringend gefordert wird, dann sollte dem die unbedingte Anerkenntnis der Existenz Israels durch die Hamas und alle anderen “palästinensischen” Organisationen vorausgehen. Das ist auch die zwingende Vorraussetzung für einen eigenen “paalästinensischen Staat”, in dem die jüdischen Siedlungen dann genauso Bestand haben könnten wie selbstverständlich arabische Israelis in Israel leben.
Wirtschaftlich Verflechtung heißt das Zauberwort. Wie das funktioniert, kann man an den Deutschen und den Franzosen sehen. Die haben sich auch jahrzehntelang bekriegt und begehen den 100. Jahrestag des ersten Weltkriegs stressfrei auf dem Terrain ihrer “Westbank”: in Elsass-Lothringen. Ob das nun eigentlich zu Deutschland oder Frankreich gehört, ist in der europäischen Dimension wirklich unerheblich.
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6. August 2014 at 11:33
Rayson
Selbst wenn dieser aus heutiger Sicht utopische Fall eintreten sollte (mE rechnen die Araber damit, auf lange Sicht sowieso zu gewinnen), was oder wer garantiert denn, dass diese Anerkenntnis Bestand hat? Und dass nicht diejenigen, die da diesen “heiligen Schwur” geleistet haben, bei der nächsten Wahl durch radikalere Gruppierungen abgelöst werden, die sich an nichts gebunden fühlen, wie ja bei jedem Ansatz in dieser Richtung meistens sofort geschehen?
Meiner Ansicht nach kann und wird Israel sich auf einen solchen Friedensplan nicht ohne weiteres einlassen können, dazu ist dessen geostrategische Lage zu schwach. Zum Beispiel dürfte es nie auf die Golan-Höhen verzichten, was aber dem Mantra “in den Grenzen von 1967” entgegenstünde.
Ich fürchte, das wirkt auch nicht besser als “Arakadabra”. Vor dem WK I gab es diese Verflechtung auch. Die hatte aber keine Chance gegen eine aufgrund der gegenseitigen “Zwangsläufigkeiten” wachsende Eigendynamik. Und wenn dann noch z.T. religiös befeuerter Fanatismus dazu kommt, regiert sowie die Unvernunft, und dem Überschuss an Testosteronbolzen sind 72 Jungfrauen wichtiger als ein Flachbild-TV.
Israel hat nur die Wahl zwischen “ewigem” Krieg (der dann auch das Schicksal der Menschen in Gaza und der Westbank wäre) oder Endlösung. Es sei denn, es geschieht doch noch irgendwo ein Wunder.
6. August 2014 at 15:29
aron2201sperber
Ohne ihre angeblichen “Freunde” wären die Palästinenser wahrscheinlich längst dazu bereit, sich mit dem Judenstaat zu arrangieren und hätten längst ihren eigenen Staat.
6. August 2014 at 21:52
CK
@Rayson: Wieso nur diese zwei Optionen ? Option drei: den Krieg im Gaza endlich wirklich gewinnen und Ruhe schaffen! Das ginge mit Hilfe der Weltstaatengemeinschaft, insbes. Ägypten, falls der politische Wille dazu da wäre.
Alle militanten Gruppen (Hamas, Islamic Djihad etc.) müssten entwaffnet, ihre Anführer verhaftet und vor Gericht gestellt, die gesamte Terrorinfrastruktur (vor allem die Tunnels) zerstört werden (und das alles bedeutet zunächst einmal Krieg!), danach muss mehrere Jahre hinweg der nun demilitarisierte Gazastreifen „besetzt“ werden, aus diversen Gründen aber bitte nicht von Israel, sondern am besten von einer multinationalen Truppe mit genug arabischen Brüdern, die eher akzeptiert werden würden von der Zivilbevölkerung. Diese sorgen für Recht und Ordnung. Hinzu kommen Entradikalisierungsprogramme/“Reeducation“. In den UN-Schulen werden die Schulbücher vom Antisemitismus „gesäubert“ und humanistische Werte werden gelehrt. Israel beteiligt sich finanziell daran (ebenso wie USA und Europa, die Gaza eh schon wieder Geld versprochen haben, was Unfug ist, solange der Krieg nicht gewonnen ist), aber nicht mit Besatzungssoldaten. Die Blockade der IDF wird beendet, „Marshall-Pläne“ für Gaza laufen an, der Wohlstand wird steigen, die „normalen Menschen“ sehen was sich alles „verbessert“, mittel-bis langfristig muss es dann auch irgendwann wieder freie Wahlen geben (Parteien wie die Hamas sind jedoch nicht zugelassen, da mittlerweile „verboten“). Irgendwann kann die Besatzung eventuell enden, wenn eine eigene vertrauenswürdige palästinensische/gazanische Polizei aufgebaut wurde. I.G. muss also genau das gemacht werden, was in Deutschland gemacht wurde. Das mag paternalistisch/kolonialistisch klingen, ist aber m.E. die einzige mögliche Lösung. Und ja, es braucht einen sehr langen Atem dafür (mind. 10-20 Jahre.) Wenn das aber irgendwo noch am ehesten erfolgreich sein kann, dann in dem kleinen Gazastreifen zwischen zwei US-Alliierten. Viel schwieriger sind dererlei Unterfangen in riesigen Ländern wie dem Irak.
Ewiger Krieg ist jedenfalls keine länger hinnehmbare „Lösung“ für die Israelis und ich hoffe dass sowohl Israel als auch Ägypten dies Obama und Kerry endlich deutlich klarmachen. Die Hamas steht vor ihrem Ende, nachdem Mursi gestürzt wurde und in Syrien Bürgerkrieg herrscht, welcher die Versorgung mit Raketen erheblich erschwert hat. Zeit den (gemeinsamen) Feind niederzuwerfen. Ein für alle Mal.
Dafür muss man doch nicht alle Menschen im Gaza umbringen. Genauso wenig wie man 1945 alle Deutschen hat umbringen müssen (oder auch nur alle deutschen Soldaten).
7. August 2014 at 18:26
Rayson
Lieber CK, auch durch diese Form von Gewalt wird das Ressentiment, das dann jederzeit wieder in Gewalt umschlagen kann, nicht weniger werden.
Ausreichend viele Bewohner in den besetzten Gebieten würden all das nur als schlimme Schande empfinden und sich dankend der ihnen gebotenen weichen Ziele annehmen. So weit wie oben beschrieben, würde es gar nicht erst kommen.
Ich weiß ja, was für ein Muster dahinter steckt. Ich hoffe aber immer noch, dass man irgendwann dahinter kommen wird, dass die Situation in Nahost in keiner Weise mit der Konstellation im 2. Weltkrieg vergleichbar ist. Sowohl bei der Mehrzahl der Deutschen als auch der der Japaner fehlte damals schon der unbedingte Hass auf die Gegner. Und man führte Krieg aus der Position einer vermeintlichen Überlegenheit, was die Niederlage dann wirklich zur endgültigen machte. In Deutschland kam noch hinzu, dass man sich aus Furcht vor dem einen Sieger um so mehr und um so freudiger an die Brust des anderen geworfen hat. Gib den Palis einen Feind, vor dem es ihnen mehr graust als vor Israel, und die Sache sieht anders aus. Hast du einen?
8. August 2014 at 00:42
CK
@Rayson: Die Ressentiments oder zumindest der Drang sie auszuleben (nur ausgelebte Ressentiments sind ja ein Problem) verschwinden hoffentlich mit der Zeit, wenn sich das eigene Leben verbessert und andere Dinge wichtiger werden als den gehassten Nachbarn zu bekriegen. Eben mal selber zu leben, verdammt!
Ich bin jedenfalls der Ansicht, dass es nicht länger hinnehmbar ist, dass so viele Israelis unter ewigen Raketenbeschuss leben müssen (Option 1).
Natürlich müsste man das alles irgendwie so verkaufen, dass die Leute es als „Befreiung“ betrachten und nicht als „Schande“. Da wäre es dann eminent wichtig genau festzulegen, welche Nationen dabei sein dürfen. Man müsste diesen Soldaten vertrauen können, sie müssten aber auch kulturell den Gazaner ähnlich genug sein, dass sie nicht zu sehr als „Fremdkörper“ wahrgenommen werden, wieso m.E. eben Ägypter eine tragende Rolle dabei spielen müssten.
Ich denke, die Hemmschwelle Ägypter oder auch Franzosen, Deutsche (weil ihr ja dank Steinmeier und Asselborn im Gespräch jetzt seid, zumindest als Grenzwächter) oder auch Luxemburger zu töten, wäre eh grösser als Zionisten/Juden umzubringen. Natürlich wäre sie wohl noch viel zu niedrig, aber in dem zwar dicht besiedelten, aber doch recht kleinen Gazastreifen müsste es doch möglich sein, eine effiziente Kontrolle hinzubekommen.
In der Westbank ist es jedenfalls sehr ruhig geworden in den letzten Jahren. Die Okkupation funktioniert also (auch weil man hinter den Kulissen gut mit der Fatah zweckkooperiert trotz aller radikalen Rhetorik von Abbas, dieselbe könnte man auch in Gaza wieder miteinbinden). Ich gebe zwar zu, dass die Besatzung ihre (vor allem bürgerrechtlichen) Schattenseiten hat, vor allem in Hebron, da will ich Menschen wie Amos Oz gar nicht widersprechen, aber sie ist wohl das geringere Übel zum Raketenbeschuss. Und dies für beide Seiten weil Raketenbeschuss ja immer eine Reaktion irgendwann erfordert, die auch palästinensischer Seite AUCH leider Unschuldige tötet wie die vier Kinder am Strand.
„Sowohl bei der Mehrzahl der Deutschen als auch der Japaner fehlte damals schon der unbedingte Hass auf die Gegner.“
Bist Du Dir da sicher? Worauf stützt sich diese Analyse? Ich weiß dass der Hass auf Israel recht groß unter den Gazanern ist, weil es ja dazu heute Umfragen gibt. Aber dass die meisten Deutschen nicht den Hass auf ihre Feinde gehabt sollen wie die Anführer der Nazis, woraus schließt Du das?
8. August 2014 at 12:35
Rayson
Aus allen Berichten über die damalige Zeit, die ich kenne. Inklusive denen meiner Eltern.
Oder hast du je gehört, dass vor oder nach dem Krieg einzelne Engländer, Franzosen, Amerikaner von hasserfüllten Deutschen umgebracht oder entführt worden wären?
Oder hätte sich in Deutschland, wenn Hitler tatsächlich so friedfertig geblieben wäre wie Chamberlain dachte, sofort eine neue, radikalere Bewegung gebildet, um den bewaffneten Kampf doch zu führen?
In den 20er Jahren gab es ja sogar einen regen kulturellen Austausch – ohne die Weltwirtschaftskrise hätte es für Typen wie Adolf da keinen Raum gegeben. Und die europäische Einigung wurde ja sofort begierig als neue Staatsdoktrin akzeptiert. Nee, Hass, echter, richtiger Hass, der besteht über Jahrhunderte, der kann mal ein paar Jahrzehnte ruhen, um dann aber sofort wieder gewaltig aufzublühen.
8. August 2014 at 21:50
CK
„Oder hast du je gehört, dass vor oder nach dem Krieg einzelne Engländer, Franzosen, Amerikaner von hasserfüllten Deutschen umgebracht oder entführt worden wären?“
Ok einverstanden, dass es keinen Hass gegenüber Briten, Franzosen und Amerikaner gab (jedenfalls keinen, der über den „normalen Hass“ hinausgeht, wenn Dir jemand Dein Haus kaputtbombt.) Der der Hamas gegen Israel ist dagegen ein Vernichtungshass, der sogar vor das eigene Wohlergehen gestellt wird. Einen solchen Vernichtungshass gab es in der Tat nicht gegen die West-Alliierten, wohl aber m.E. gegen Juden und Russen (Bolschewisten). Die Frage ist wie verbreitet der in der Bevölkerung insgesamt war.
Aber wie würdest Du denn zu einem mittlerweile auch von Lieberman vorgeschlagenem Gazaeinsatz der EU stehen?
Übrigens schaue ich mir gerade Videos mit Dan Shueftan an. Herrlich! Ich muss anscheinend lernen, dass es keine “solutions” gibt, nur “responses”. 😀
10. August 2014 at 12:37
Rayson
Ich glaube, dass der Vernichtungswille sich nur auf eine kleine Minderheit erstreckte. Und ich bin auch der Meinung, dass die Einstellung gegenüber diesen beiden Gruppen mit “Hass” nicht ganz korrekt beschrieben ist. Gegenüber den Juden gab es den üblichen Antisemitismus (der eben nicht automatisch im Wunsch nach Vernichtung gipfelt, diesen allerdings gerne mal in Kauf nimmt), und gegenüber den Russen dieses mit Unbehagen gepaarte Überlegenheitsgefühl. Der Antisemitismus überlebte den Krieg, aber man kann jetzt nicht gerade behaupten, dass Deutschland nach dem Krieg von Russenhass erfüllt gewesen wäre – eher von Angst vor denen. Die heutzutage angesichts des strammen Putin ja fast in Liebe umzuschlagen scheint…
Will sagen: Das Verhältnis der Deutschen zu den Siegermächten und vor allem den in diesen lebenden Menschen wäre nicht zu vergleichen mit dem Verhältnis der Palästinenser zu einer Besatzungsmacht Israel.
Ich wäre dagegen, weil ein solches Engagement die meisten meiner Kriterien für einen Militäreinsatz reißen würde.
1. Es müssen klar definierte eigene Interessen berührt sein.
(Problem: EU-weite Interessen sind selten…)
2. Es muss ein klar definiertes Ziel des Einsatzes geben.
(Welches wäre das?)
3. Der Einsatz muss geeignet sein, das Ziel zu erreichen.
4. Die Erreichung des Ziels muss messbar sein.
5. Nach Erreichen des Ziels muss der Einsatz beendet werden können.
und last but not least:
6. Man muss den Einsatz leisten können und wollen (Ressourcen und öffentliche Meinung).
Spätestens beim letzten Kriterium ist Schicht im Schacht, obwohl ich auch die anderen nicht erfüllt sehe. Aber die Amerikaner sind die einzigen, die das von ihren Ressourcen her packen könnten, und dass die es nicht wollen, spricht Bände.
10. August 2014 at 14:12
CK
Hmmm…. Ich weiss nicht, ob die Deutschen da nicht zu gut bei Dir wegkommen. Die Soldaten, also die jungen Männer im kampfbereiten Alter (wobei das in der Tat nur ein bestimmter Teil der Gesamtbevölkerung war), die ja auch jahrelang vorher indoktriniert worden sind, die waren m.E. schon sehr fanatisiert und dachten, dass man die Bolschewisten und Juden vernichten müsste. Nachher hat man sich dann wohl vom Wahn befreit. So, wie ja auch Menschen aus einer Sekte wieder aussteigen können. Will mich da aber nicht drauf versteifen.
Heute ist man mit Putin, weil er als “starker Mann” den USA die Stirn bietet.
ad 1) Ich denke, die ganze EU hat in diesem Fall schon die gleichen Interessen: Frieden im Gazastreifen und die Bekämpfung der Islamisten.
ad 2) Ziel wäre die Entwaffnung aller extremistischen Gruppen, das Schaffen von Sicherheit im Gaza, Schutz der Zivilbevölkerung vor Terror, der zivile Wiederaufbau von Schulen, die Vorbereitung der Gazaner auf die Demokratie. Hab das ja bereits beschrieben.
ad 3) Ok, das ist, wo Du pessimistischer bist als ich. Du denkst, dieses Ziel sei unmöglich, weil der Hass und die Demokratiefeindlichkeit zu tief sitzt. Wir sind uns einig, dass beides kulturell bedingt ist und kulturelle Normen ändert man in der Tat nur über Jahrzente, Generationen hinweg. Die Frage ist, ob man diesen langen Atem haben möchte oder doch lieber den Status Quo beibehält, auch wenn alle Jahre wieder Israel sich verteidigen muss.
ad 4) Man könnte eine Anzahl freier Wahlen und andere Kriterien (wie Umfragen) vielleicht festlegen als Zielankunft. Bspw. wenn n-mal reibungslos freie Wahlen stattfanden und die Menschen zu m % sagen, dass sie Frieden mit Israel und nicht dessen Vernichtung wollen und die eigene Polizei alleine zurechtkommt, ist das Ziel erreicht. Und die Truppen ziehen stückweise ab.
ad 6) Stimmt, daran scheiterte es wohl leider. Das müsste man dann respektieren. Aber ich sage auch ganz klar, dass die Leute in Deutschland/Luxemburg/Europa dann auch die Füsse still halten sollen, wenn die IDF mal wieder einen Einsatz starten. Denn man kann nicht alles besser wissen, sich aber selber nicht zur Problemlösung einbringen wollen. Das geht in meinen Augen einfach nicht, das ist unredlich und regt mich jedes Mal wieder auf.
Die Amerikaner wollen wohl bzgl. Gaza nichts unternehmen, weil sie in der Tat von solchen “nation building, democracy exporting”-Operationen spätestens seit dem Irakkrieg genug haben. Gut ist jedoch, dass sie jetzt die Kurden gegen IS(IS) unterstützen. 🙂
10. August 2014 at 14:42
Rayson
Es geht mir nicht darum, die Deutschen in ein gutes Licht zu rücken – auch die Einstellung gegenüber Juden und Russen, wie ich sie sehe, ist alles andere als positiv zu bewerten. Aber wir sollten auch nicht zu schwarz/weiß malen. Vernichtungswille gegen Juden z.B. war definitiv nicht verbreitet, auch nicht unter Soldaten. Selbst unter den Antisemiten wollte das nur eine kleine Minderheit. Dass bis auf wenige Ausnahmen niemand etwas *gegen* die Vernichtung getan hat, ist zwar übel genug, aber nicht auf einen eigenen Willen dazu zurückzuführen – das lässt noch genug Raum für andere, inhumane Gründe.
Und wenn man Zeitzeugenaussagen von Frontsoldaten liest, dann ist da auch wenig in dieser Richtung gegenüber Russen zu erfahren. Das heißt auch wieder nicht, dass diese Männer ihren Feind und die dortige Zivielbevölkerung immer respektiert und geachtet hätten, das sicher nicht, aber mit dem Hass, wie ich ihn z.B. in einem arabischen Land gegenüber Israel erfahren habe, ist das kaum zu vergleichen.
Ich möchte mir nicht die Situation vorstellen, dass eine EU-Mission in Gaza Raketenbeschuss und andere Übergriffe der Hamas nicht verhindern kann, dann aber Israel an einer Antwort hindern will. Und wenn sie zu letzterem nicht auch bereit wäre, hätte sie dort mangels eigener Rolle nichts zu suchen.
Dabei gibt es etwas, mit dem die EU ganz schnell die Friedensbereitschaft erhöhen könnte: Stopp der finanziellen Unterstützung der Palästinenser-Gebiete. Das finanziert nur unproduktive Ideologen, Waffenkäufe und Kriegsinfrastruktur.
Übrigens: Du müsstest mir noch erklären, warum Frieden in Gaza ein Interesse der EU sein sollte… Lippenbekenntnis sicher, aber Interesse in dem Sinn, dass man dafür Ressourcen und Menschen zu opfern bereit wäre?
12. August 2014 at 03:29
CK
„Dass bis auf wenige Ausnahmen niemand etwas *gegen* die Vernichtung getan hat, ist zwar übel genug, aber nicht auf einen eigenen Willen dazu zurückzuführen – das lässt noch genug Raum für andere, inhumane Gründe.“
Das stimmt. Rationalisierungen wie „Befehle sind zu befolgen“, „Wir tun das bevor die das Gleiche mit uns tun“, „Das ist leider notwendig“ usw. Jedenfalls war der Feldzug im Osten ein richtiger Vernichtungsfeldzug und wurde gnadenloser geführt als der im Westen.
„aber mit dem Hass, wie ich ihn z.B. in einem arabischen Land gegenüber Israel erfahren habe, ist das kaum zu vergleichen.“
In welchem arabischen Land warst Du bereits, wo der Hass Dir gegenüber offen gezeigt wurde? Ich muss sagen, dass ich ehrlich überrascht war bei meinen Besuchen in der Westbank. Ich hatte richtig schlimmen Hass erwartet und dem war dann aber nicht so. Nur „normale Beschwerden“ über bspw. die Siedler in Hebron, die angebliche Willkür der israelischen Armee… Ich mache mir aber auch nix vor und weiß dass der Hass existiert. Die reden ja nicht unbedingt offen mit einem Touristen wie mir. Schließlich wollen sie mein Geld und mich nicht verschrecken. Ich hab trotzdem ausschließlich positive Erfahrungen mit Arabern gemacht, auch in Israel selbst. Gaza war ich leider noch nicht. Ja, ich sag wirklich „leider“, weil ich würde gerne auch dort mal hin.
„Dabei gibt es etwas, mit dem die EU ganz schnell die Friedensbereitschaft erhöhen könnte: Stopp der finanziellen Unterstützung der Palästinenser-Gebiete. Das finanziert nur unproduktive Ideologen, Waffenkäufe und Kriegsinfrastruktur.“
Stimmt. Leider wurden ja schon wieder Millionen für Gaza bewilligt 😦
„Übrigens: Du müsstest mir noch erklären, warum Frieden in Gaza ein Interesse der EU sein sollte…“
Ich denke, wir haben ein Interesse daran, weltweit islamistischen Terror zu bekämpfen. Das muss natürlich nicht unbedingt mit eigenen Truppen immer sein (wie in Afghanistan). Auch wenn die Hamas „nur“ Israel angreift und die Oberorganisation der MB bereits von Ägypten vorbildlich bekämpft wird, wäre es sehr gut für die EU, die Hamas ausgeschaltet zu sehen. Zudem schwappt der Gazakrieg (und nicht nur der!) immer mehr auf Europas Straßen über.
12. August 2014 at 17:16
Rayson
Deine Schilderungen der Begegnungen mit Arabern könnten mir Mut machen. Ich habe meine unangenehmen Erfahrungen in Ägypten gesammelt. Nun ist es immer waghalsig, von einzelnen Begegnungen auf eine Gesamtheit zu schließen. Denkbar sind auch viele Gründe, warum unsere Erlebnisse so unterschiedlich sind: Zum Beispiel nehmen mit der Entfernung wahrscheinlich die konkreten Probleme ab und die eher abstrakten, ideologisch hergeleiteten wie “die haben arabisches Land besetzt” zu. Das kennt man ja auch von anderen Feindseliigkeiten. Oder aber, wie du schon sagst, der Hass schlummert unter der Oberfläche. Man denke mal an das ehemalige Jugoslawien, wo freundliche Nachbarn plötzlich feststellten, dass sie ja eigentlich Erzfeinde sind.
Bis du dir sicher, dass dies ein EU-weiter Konsens werden könnte? Ich nicht. Es gibt sehr große Bevölkerungsteile, die bei “Hamas” nicht an Terror, sondern an “Widerstand gegen böse Besatzer” denken. Und es werden täglich mehr.
12. August 2014 at 23:14
CK
„Ich habe meine unangenehmen Erfahrungen in Ägypten gesammelt.“
Ägypten war ich selber noch nicht. Besuche ich aber auch irgendwann sicher mal. Hast Du sehr offene Fragen gestellt oder haben Sie aus Eigeninitiative heraus was zu Israel und Juden gesagt? Ich sollte vielleicht mal riskieren zu behaupten, ich hätte jüdische Vorfahren (gar nicht mal so unmöglich bei meinem Nachnamen) und/oder sei Zionist (das bin ich ja sogar wirklich) und schauen ob ich dann um mein Leben laufen muss 😉
Vielleicht war das aber auch der „Deutschland“-Effekt. Ich habe schon öfters gehört, dass es in arabischen Ländern vorkommen kann, dass man gerade als Deutscher Einiges zu hören bekommt. Und die Gründe wieso Deutschland so toll sei, gefallen einem nicht unbedingt 😉
„Oder aber, wie du schon sagst, der Hass schlummert unter der Oberfläche.“
Verdammt oft wird Europäern einfach etwas Anderes erzählt als anderen Arabern und/oder Muslimen. Kennt man ja aus den Medien zu Genüge. MEMRI sei Dank wissen wir wie furchtbar die Aussagen im arabischen Fernsehen oft sind. Leider kann ich kein arabisch und mich auch kaum mit dem Islam aus, sonst würde ich mich mal ganz dreist als europäischer Moslem ausgeben und schauen was mir dann erzählt wird.
„Es gibt sehr große Bevölkerungsteile, die bei “Hamas” nicht an Terror, sondern an “Widerstand gegen böse Besatzer” denken. Und es werden täglich mehr.“
Stimmt leider. Erst gestern habe ich mit einem Landsmann geredet, der die Hamas mit der IRA verglichen hat, mit der ja auch irgendwann verhandelt worden sei. Ich hab ernsthaft drüber nachgedacht einen Artikel auf LfL zu schreiben der die Unterschiede zwischen beiden erklärt und i.Allg. die zwischen europäischem (IRA, ETA…) Terrorismus und islamistischen Terrorismus, ohne Ersteren auch nur irgendwie in Schutz nehmen zu wollen. Aber irgendwie fehlen mir die Nerven jeden Unsinn zu widerlegen. Sonst wird man ja nie fertig. Erschreckend war, dass dieser Mensch eigentlich gar nicht dumm und ignorant ist, sondern weit überdurchschnittlich gebildet und intelligent.