Sabine Adler ist eine stilprägende Stimme des Deutschlandfunkes. Die frühere Leiterin des Berliner Hauptstadtstudios und als Pressesprecherin des Bundestages gescheiterte Journalistin fand ihre Anschlussverwendung als Osteuropakorrespondentin. Die Ereignisse in der Ukraine spielten ihr natürlich in die Hände. Warum man ihr auf Zwangsgebührenzahlerkosten allerdings ein Hotelzimmer in Kiew zur Korrespondentenwohnung in Warschau bezahlt, weiß ich nicht. Sie kriegt dort offensichtlich weniger mit wie unsereiner.
Gestern machte ein Mitschnitt eines Telefonates die Runde. Der estnische (?) Aussenminister berichtete der unvermeidlich unrelevanten Catherine Ashton vom Hörensagen. Eine Ärztin habe geäußert, die Polizisten und die 98 toten Demonsstranten seien mutmaßlich mit der gleichen Munition erschossen wurden. Und das ließe die Deutung zu, dass die Heckenschützen vielleicht aus den Reihen der Opposition kommen könnten.
Adler geilte sich schon gestern an dieser Äusserung auf. Der Europarlamentarier Schulz wies keine 10 Minuten i gleichen Programm später darauf hin, dass es Video-Aufnahmen des polnischen Fernsehens gibt, die zeigen, wie die Heckenschützen von Milizionären verdeckt und geschützt werden. Die Frau hört noch nicht mal ihr eigenes Programm.
Und wiederholte dieselbe Äusserung ungeschützt nochmal und behauptete, die neue Regierung würde die Vorwürfe nicht untersuchen und die Presse in Kiew würde darüber schweigen. Das allerdings sei bedenklich.
Vielleicht berichtet die ukrainische Presse auch nicht darüber, weil es sich um kompletten Unsinn handelt. Zwar hat das Telefonat stattgefunden. Abgehört wurde es auch allerdings nicht von der NSA, weshalb die öffentliche Meinung sich auch nicht darüber aufregt. Und wer es lanciert hat, darüber verliert die öffentlich-rechtliche Chefkorrespondentin auch keinen Satz.
Dabei hätte ihr die Lektüre der Online-Ausgabe des Daily Telegraph schon gestern Klarheit gebracht. Und wenn sie des englischen nicht mächtig ist, hätte ein Blick auf die Seite der FAZ zur Wahrheitsfindung geholfen. Dort berichtet der Reporter aus Kiew von seiner Lektüre:
Die Kronzeugin bestreitet aber, die von Paet zitierten Aussagen. Einem Reporter der englischen Zeitung „Daily Telegraph“ gegenüber hat Olga Bohomolez nämlich vehement geleugnet, die Vermutungen angestellt zu haben, welche Paet ihr zuschreibt. Vor allem bestreitet sie, die Verletzungen der Toten auf beiden Seiten jemals verglichen zu haben. „Ich habe nur Teilnehmer der Proteste gesehen. Ich weiß nicht, welche Art von Wunden die Soldaten hatten. Ich habe zu diesen Leuten keinen Zugang“, sagte sie – und fügte dann als erfahrene Ärztin noch hinzu: „Niemand, der bei der Behandlung von Opfern einfach nur die Wunden sieht, kann eine Aussage über die Art der Waffen treffen.“
Wozu brauchen wir diese öffentlich-rechtliche Grundversorgung, die sich vielleicht nur aus Nachlässigkeit zum Büttel russischer Propaganda macht? Warum müssen wir neben Frau Adler auch noch eine Reporter-Schar von öffentlich-rechtlichen Fernseh- und Rundfunk-Reporter in Kiew und auf der Krim unterhalten, wenn wir deren Reportagen schlicht nicht trauen können, weil sie vielleicht die Grundlagen ordentlichen Journalismus nicht beherrschen wie der Kollege vom Daily Telegraph. Der hat nämlich statt vom Hörensagen zu spekulieren einfach diejenige gefragt, auf die der estnische Minister sich berief. Und dann hatte der Spuk ein Ende.
4 comments
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7. March 2014 at 11:14
hajue
Adler wurde im “Roten Kloster” in Leipzig wie alle DDR-Journalisten ausgebildet. Das wirkt nach.
7. March 2014 at 15:58
max
Ich würde nicht allzu viel auf die Darstellung der Medien geben. Ich hätte da nur eine Frage: An was erkennt man, dass das Opfer von einem Sniper erschossen wurde und nicht von irgend einem Jagdgewehr? Das Verletzungsmuster ist schlicht nicht zu unterscheiden, wie ein Blick in kriegschirurgische Fachbücher zeigt. Und woher die Kugel gekommen ist, die das Opfer getroffen hat, ist durch Augenzeugen praktisch nicht festzustellen. Falls das jemand nicht glaubt, darf er sich gerne einmal mit Soldaten unterhalten, die Kampferfahrung in überbauten Gebieten haben. Nun hat man sehr wohl Scharfschützen im Fernsehen gesehen, allerdings auch Regierungsgegner mit Jagdgewehren. Die Opfer nur den Regierungstruppen zuzurechnen halte ich für etwas gewagt.
7. March 2014 at 16:32
Martin
Stimmt, das könnte man allenfalls halbwegs sicher sagen, wenn militärspezifische Munition verwendet würde und die entsprechenden Spuren zurückliesse, wie evtl. die 7BZ-3 oder 7T-2, d.h. Munition im “Ostblock”-Standardkaliber 7,62x54R, aber panzerbrechend mit Brandsatz bzw. Leuchtspursatz.
27. May 2014 at 17:02
Peter
Sabine Adler steht eigentlich eher auf der anderen Seite und ist eben nicht rot angehaucht. Lest einfach mal Ihre Interviews (es reicht ihre Fragen zu lesen) im Deutschlandfunk. Oder sucht nach “Sabine Adler” und “Propaganda” in Google.