Während ich dies schreibe, erreichen mich immer mehr Berichte über „ukrainische Milizen“, die Russisch ohne ukrainischen Akzent sprechen und in Kiewer Banken Rubel eintauschen. Putin ist offenbar entschlossen, sich an den Ukrainern für seine Niederlage in der Orangenen Revolution vor zehn Jahren zu rächen. Seine Geheimarmee ist schon hier. Falls Kiew zu der Zeit, da Sie dies lesen, in Blut ertrinkt, so bedenken Sie bitte: Dies ist kein Albtraum. Es ist die Realität, aus der Europa nicht so bald wieder erwachen wird.
so lautet der letzte Absatz eines Artikels der ukrainischen Schriftstellerin Oksana Sabuschko in der FAZ, in dem sie auf die Tatsache hinweist, dass Putins Truppen schon in Kiew stehen und wohl nur mit dem Niederschlagen der Opposition warten, bis die friedlichen Spiele von Sootschi vorbei sind.
Deshalb braucht die Ukraine auch keine “Militärhilfe” mehr. Putin schickt stattdessen einfach gleich seine eigenen Soldaten. Frappierend, dass es eine solche Nachricht nicht auf die Eingangsseiten der anderen Medien schafft sondern im ausnahmsweise mal lesenswerten FAZ-Feulletion verkümmert. Auch die aktuelle Berichterstattung berichtet nur über das Amnestie-Gesetz, dass die Opposition zur Kapitulation zwingen soll. Und nicht den Grund dafür, warum Janukowitsch sich das traut: Weil er längst zur bloßen Marionette Putins mutiert ist.
Anders als Sabuschko vermutet, ist der jedoch kein Irrer sondern ein knallharter Kolonialist, der in seinem Vorhof aufräumt und seine Einflußphäre in den ehemaligen Sowjetstaaten wieder herstellen will. Auch wenn es zu einem vorhersehbaren Blutbad in Kiew kommt, wird – auch da irrt Sabuschko – wird das nicht zur Gefahr für Europa.
Da fehlt ein George W. Bush, der dem Widerstand beisteht und etwa durch die Aufstellung von Raketenabwehrsystemen die Sprache spricht, die Putin versteht.
Wenn das Blut geflossen ist, werden die Reporter ihre Satellitenschüsseln einpacken und die westliche Welt wird die Ukrainer mit Putin im Stich lassen. Deshalb bleibt das alles für Europa folgenlos. Weil wir uns schon wieder über den nächsten Krisenherd empören und sei es die “ADAC-Flugaffäre”. Vielleicht wacht ja auch Schumi auf.
2 comments
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30. January 2014 at 19:16
Jaquento
Ah, ja das “Abwehrsystem”. Sorry aber das muss ich mal gepflegt LOLen.
1. Russland hat mehr als genug Sprengköpfe und Raketenum das Ding zu satturieren.
2. Selbst wenn es die nicht hat, könnte man für den Bruchteil der Kosten von echten raketenund Sprengköpfen Tauschkörper herstellen um satturierung zu ereichen.
3. Steht somit dieses Abwehrsystem in keinem Kosten/Nutzen-Verhältnis das das Ding irgendwie nützlich machen würde.
DIe Sprache die das Abwersystem spricht ist “wir stecken viel Geld in ein nutzloses System um unsere Alliierten zu beruhigen”. Der Russe wird sich freuen.
1. February 2014 at 13:30
apoth
Ein Raketenabwehrsystem vor Russland aufzustellen ist wie den ungezogenen Bengel auf den Schweigestuhl zu setzen. Das ist effektiver als ihm nur den erhobenen Zeigefinger zu zeigen, aber nicht so archaisch wie ihm Tracht Prügel zu geben.