Jaja, der gute alte Jakob Augstein. Er ist wahrhaft ein großer Kämpfer für die Gerechtigkeit. In seiner letzten Kolumne wusste er aber wohl nicht so recht, was er schreiben soll. Sein brillanter Einfall: Er vergleicht Michael Chodorkovsky mit einem gewissen Jeremy Hammond und wünscht sich ganz doll, dass Genscher, Steinmeier und Merkel bei der amerikanischen Regierung zugunsten dieses Mannes intervenieren. Aber wer ist Jeremy Hammond?
Im Gegensatz zu den tatsächlich etwas zweifelhaften Anschuldigungen gegen Chodorkovsky handelt es sich bei ihm um einen ganz gewöhnlichen Dieb. Bei Augstein klingt das so:
Hammond ist ein Aktivist und Hacker. Er brach in das Computersystem eines privaten Nachrichtendienstes ein, der Behörden und Unternehmen mit Informationen versorgt, und leitete die gestohlenen E-Mails an WikiLeaks weiter. Außerdem kopierte er Zehntausende von Kreditkartendaten und überwies damit mehrere hunderttausend Dollar an gemeinnützige Organisationen.
Natürlich handelt es sich bei StratFor nicht um einen “privaten Nachrichtendienst” – mit dieser Formulierung übernimmt Augstein einfach die Behauptung des Diebes Hammond. Kurz nach dem Angriff auf Stratfor hat Zettel ausführlich über diesen jedem zur Verfügung stehenden Informationsdienst berichtet. Was an dieser Aktion heldenhaft sein soll, erschließt sich allerdings nur dem typischen Klassenkämpfer. Hammond hat nicht nur einem Unternehmen geschadet, er hat auch Kreditkartenbesitzer bestohlen und mit dem Geld anderer Leute seine ganz persönlichen Wohltaten verübt. Natürlich ist das einfacher, als mit dem eigenen Geld etwas Gutes zu tun. Das haben Leute von der Sorte Hammonds aber nicht nötig. Und Augstein findet das gut – er könnte einen kleinen Diebstahl von einem seiner Konten bestimmt gut verkraften, diejenigen, die das nicht können, sind ihm völlig egal.
6 comments
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23. December 2013 at 19:23
lalibertine
Köstlich!
Der Typ ist so unfassbar hohl. Ohne die Millionen von Papa dürfte er höchstens Toiletten putzen.
23. December 2013 at 20:58
Jaquento
Wer Augstein zum ideologischem Freund hat brauch keine Feinde mehr. Der Mann merkt wahrscheinlich gar nichts was für einen Schaden er dem linksliberalem Spektrum zufügt.
24. December 2013 at 03:31
Thomas ex Gotha
Augstein ist nicht einmal ein Linksliberaler, geschweige denn ein Linker, sondern, wie die meisten rechten Sozialdemokraten, strammer Nationalist. Er gerät nachgerade ins Schwärmen über die wunderbare Außenpolitik seines Deutschlands, nur geht ihm die nicht weit genug: Sie soll sich auch “für die Dissidenten aus dem Westen einsetzen” und, im Falle Syriens und Israels (sic! Was will er? Tornados über Tel Aviv?) nicht länger passiv sein.
Im übrigen legt Ihre Formulierung vom “ideologischen Freund” fälschlicherweise nahe, dass Augstein eine Ideologie habe. Das ist aber nicht der Fall. Er bastelt sich seine eigenen, marxistisch klingenden Begriffe (“pure Akkumulation”) und glaubt ansonsten, dass von der deutschen Politik nur Gutes auszugehen habe.
P.S.:
Wie verbissen die bürgerliche Gesellschaft Eigentumsdelikte verfolgt (wenn es sich nicht gerade um Steuerhinterziehung handelt), machen die gegen Hammond verhängten 10 Jahre deutlich. Die Häme des Bloggers wirkt daher unangebracht und kindisch.
24. December 2013 at 04:09
Rayson
Aber nicht doch. Die bürgerliche Gesellschaft ist zu feinen Differenzierungen fähig. Siehe z.B. hier (wenn es ein Auto gewesen wäre, ja dann…):
http://www.spiegel.de/panorama/fahrraddiebstahl-in-hamburg-mann-beschimpft-diebe-per-aushang-a-940060.html
25. December 2013 at 22:05
aron2201sperber
Verfolgung der Opposition oder Antischwulengesetze des Russen seien eben nichts gegen die wahre Bedrohung unserer Lebensweise (als Internet-Che-Guevaras) durch den Ami.
http://aron2201sperber.wordpress.com/2013/12/09/ossi-angela-ignoriert-augsteins-trauma/
25. December 2013 at 22:47
aron2201sperber
witzig ist, dass die Bezeichnung “Raubtierkapitalisten” wie sie von Augstein auch verwendet wird den russischen Oligarchen ursprünglich ausgerechnet von George Soros verpasst worden war:
http://aron2201sperber.wordpress.com/2012/10/15/der-gute-kapitalist-und-das-raubtier/