Landauf, landab ergötzen sich die Medien im Gedenken an das Kennedy-Attentat. Ein junuger Held, ein Schuß Verschwörungstheorie und die seriöse Halbbrille des Historikers machen eine nette Melange aus moralingesäuertem guten Gewissen. So antiamerikanisch, wie wir tun, sind wir doch gar nicht. Für den Menschen Kennedy war das Attentat eine Tragödie. Der Lichtgestalt konnte nichts besseres passieren. Sonst wäre er geendet wie Obama, der nicht einmal eine Web-Site zum Laufen kriegt. Wie es mit der ganzen Gesundheitsreform geht, wird man sehen.
Kennedys kurze Bilanz fiel trocken aus. Er war es, der die ersten Militär-Berater nach Vietnam schickte, in seiner Amtszeit endete die Invasion in der kubanischen Schweinebucht in einem Desaster und als die Sowjets die DDR die Mauer bauen ließen, tat er gar nichts. Ganze zwei Jahre später ließ er sich erstmals in der Hauptstadt sehen, um seine sagenumwobene Rede “Ich bin ein Berliner” vor dem Rathaus Schöneberg zu halten. Propaganda, nicht mehr.
Immerhin führte er die Welt an die Rande eines Weltkrieges, als er die Russen nötigte, auf Kuba stationierte Atomraketen wieder abzuziehen. Wohl die einzige Großtat.
Dass Obama stets als “der schwarze Kennedy” tituliert wurde, war für den ein böses Omen. Er wußte es nur nicht.
Für das deutsche Establishment, das sich sonst in Ressentiments gegenüber den USA erging, ist die Liebe zu Obama eine schwere Hypothek. Der Mann ist ein Versager, schließlich tötet er Terroristen in fremden Staaten einfach mit Drohnen. Und Guantanamo ist immer noch nicht zu.
Da klammert man sich an seinen Bruder im Geiste, um sich moralisch über die verwerflichen Zustände in den USA zu erhöhen. Mit Kennedy wäre es nie so weit gekommen ;-).
4 comments
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22. November 2013 at 14:36
FDominicus
Danke, danke und nochmal danke. Schön das ich mit meiner Abneigung gegen Kennedy. Er wurde zur Legende eben weil er erschossen wurde, nicht mehr und nicht weniger.
22. November 2013 at 15:26
Jaquento
Ja, wie können diese bösen bösen Politker es wagen Realpolitik zu betreiben…
22. November 2013 at 16:56
Am_Rande
Darf ich die Gelegenheit nutzen, um auf ein Buch in diesem Zusammenhang hinzuweisen?
Auf: „Ein amerikanischer Thriller“, einen Roman von James Ellroy, als bestes fiktionales Buch des Jahres 1995 vom TIME-Magazin ausgewählt.
„Was ich mir zum Ziel setzte, war, den Kennedy-Mythos zu zerstören. Eben diesen Mythos, der besagt, dass Amerika vor seinem Tod die reine Unschuld war, dass sein Tod uns daran gehindert hat, in ein goldenes neues Zeitalter einzutreten. Scheißdreck.“
(James Ellroy)
Einer sehr belesenen Bekannten von mir, der ich dies Buch und die zwei anschließenden Romane der „Underworld USA Trilogy“, wie der Autor sie nennt, geschenkt hatte, sagte dazu:
„Das ist das grässlichste, das ich je gelesen habe. In den Romanen sind alle Akteure Schweine, alle…“
Ich denke, wer sich einen gesunden Widerwillen gegen den Staat und die Politik anerziehen will, dem ist das Buch also sehr zu empfehlen.
Ich selbst muss mich an das „grässliche“ Buch allerdings noch herantrauen… 🙂
23. November 2013 at 12:14
O.T.
Nicht zu vergessen, wie sich Kennedy gegenüber seiner Familie verhalten hat.
Er hat seine Frau ständig hintergangen und betrogen. Seine Kinder vernachlässigt. Aus ihnen sind Drogensüchtige, Selbstmörder und verkrüppelte Persönlichkeiten hervorgegangen.
Eigentlich unglaublich das ein derartiger Charakter heute bis zum unerträglichen abgefeiert wird. Anderseits wird auch ein Massenmörder wie Che Guevara verehrt – also, dann doch nicht so ganz verwunderlich!