Buhu, da haben es diese unverschämten Amis doch womöglich wahrscheinlich tatsächlich gewagt, das Mobiltelefon unserer deutschen Kanzlerin anzutasten. Empörung allerorten, so etwas mache man doch nicht unter Freunden. Und wie kann man den guten diplomatischen Ton nur so mißachten?
Tatsächlich schwingt bei vielen in dieser Frage nicht nur Empörung, sondern auch Überraschung mit. Grundsätzlich ist es nichts Neues, daß Mobiltelefone abgehört werden. Doch daß das, jedenfalls von amerikanischer Seite, auch für das Telefon der Kanzlerin gelten könnte, dieser Gedanke ist vielen offensichtlich noch nicht in den Sinn gekommen.
Ob dahinter die Annahme steckt, eine Krähe würde der anderen kein Auge aushacken oder ob vielmehr der übermächtige Wunsch, Staaten mögen im Kern anständige Gebilde sein, Vater des Gedanken ist, kann hier dahinstehen. Freundinnen und Freunde der offenen Gesellschaft haben sich an eine Umwelt gewöhnt, in der die Staatsskepsis eher schwächer ausgeprägt ist als bei ihnen selbst.
Was mich an diesem siebentausenddreihundertneunundachtzigsten Abhörskandal wirklich ärgert, ist daher weder die Tatsache des Abhörens an sich noch die öffentliche Verwunderung-Empörung darüber. Sondern es ist das Messen mit zweierlei Maß.
Wieso sollte es einen Unterschied in der Bewertung des Tuns machen, ob IHR Telefon oder MEIN Telefon abgehört werden? Gab es da nicht mal was mit gleichem Recht für alle? Und falls jetzt irgendsoein Schlaumeier von öffentlicher Sicherheit oder dem Kampf gegen den Terrorismus anfängt, möchte ich hier ganz deutlich festhalten: Eine größere Gefahr für dieses Land als unsere Kanzlerin bin ich ganz gewiß nicht.
6 comments
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24. October 2013 at 22:17
lalibertine
Aber Du bist eine Gefahr für das System. Und das ist auch gut so.
24. October 2013 at 23:45
Rayson
Mein Kommentar zu dem Thema ist im anderen Thread leider in irgendeiner Moderationsschleife gelandet. Deswegen hier noch mal anders: Es gibt ein paar Unterschiede. Und ja, der Kampf gegen den Terror zählt dazu. Es ist – in dieser Hinsicht – egal, ob man das Mittel als geeignet einstuft oder nicht. Was zählt, ist, dass man so argumentieren kann. Ob Herr oder Frau Libertas wirklich ein(e) Böse(r) ist, weiß man als NSA eben nicht vorher. Und seine/ihre Kommunikation dürfte in den meisten Fällen den Dienst auch überhaupt nicht interessieren, sobald sie als sicherheitstechnisch und womöglich auch wirtschaftich unergiebig eingestuft wurde. Last but not least hat er/sie wahrscheinlich recht wenig mit Barack Obama zu tun.
All das ist im Fall der Kanzlerin anders. Sie muss selbstverständlich als terroristischer Bestrebungen gänzlich unverdächtig gelten. Sie trifft als Person öfters auf den amerikanischen Präsidenten, was bisher bei allem Respekt divergierender Interessen in einer Atmosphäre des Vertrauens und der Offenheit geschah. Und die Informationen, die man aus ihrer Kommunikation gewinnen kann, sind in mehrfacher Hinsicht für jemanden wertvoll, der über viele Möglichkeiten verfügt, davon zu profitieren. Dieser “Cocktail” macht aus einer überzogenen Anti-Terror-Maßnahme einen unverhüllt feindseligen Akt. Das Anzapfen des Handys der deutschen Kanzlerin ist sozusagen die “smoking gun” dafür, dass alle Beteuerungen der USA in diesem Fall gelogen sind. Für jemanden, der die gegenseitigen Beziehungen nicht mit Anschuldigungen in einer nach wie vor in ihrer Dimension nicht wirklich aufgeklärten Angelegenheit belasten will (zu bedenken ist: Deutschland braucht die USA, umgekehrt ist das eher nicht mehr der Fall), ändert das alles. Zumal davon auszugehen ist, dass die Aktion a) gezielt und b) auf deutschem Boden erfolgte. Vökerrechtlich mag das Botschaftsgelände nicht dazu zählen, aber so sehr USA, dass dort z.B. Hinrichtungen durchgeführt werden könnten, ist es auch nicht. Es geht auch nicht um Recht oder Unrecht (natürlich spionieren Spione), sondern um Vertrauen. Wer sich das gefallen ließe, würde in jeder Hinsicht als Depp dastehen.
Vor allem aber sind es die Amerikaner selbst, die sich angesichts derartiger Handlungen ihrer Regierung, die ja nicht nur in Feindseligkeiten gegenüber angeblichen Verbündeten münden, sondern auch die eigenen Bürger betreffen, Sorgen machen müssten. Die fürchterlich böse Tea Party muss man da nicht fragen. Die hasst sowas wie die Pest. Aber wie stehen denn die guten “gemäßigten” Republikaner und die Demokraten da?
25. October 2013 at 00:05
Änderung der Ausgangslage | Rayson d'être
[…] ist inzwischen offline. Das nur zur Erklärung der Einleitung meines Kommentars. Es wurde ein längerer Text, den ich aus reiner Faulheit auch hier als eigenen Beitrag einstelle. Vor allem auch, weil er dem […]
25. October 2013 at 02:54
Tigger
Du gestehst der NSA zu, dass sie bei der Informationsbeschaffung bei Otto Normalbürger mit ihrem Auftrag der Terrorabwehr argumentieren kann, bei der Kanzlerin jedoch nicht. Das leuchtet ein.
Allerdings gebe ich zu bedenken, dass das “Mission Statement” der NSA weitreichender gefasst ist, als sie nur der Terrorabwehr zu verpflichten, so dass man durchaus auch Argumente für die Überwachung von Staatsmännern und Industriekapitänen finden kann.
Von daher mache ich in der Bewertung keinen Unterschied.
25. October 2013 at 08:49
Martin
“All das ist im Fall der Kanzlerin anders. Sie muss selbstverständlich als terroristischer Bestrebungen gänzlich unverdächtig gelten. ”
Naja…. der letzte Bundeskanzler stand und steht offensichtlich im Sold eines russischen Staatskonzerns. Maulwürfe können halt wohl auch Bundeskanzler bzw. Kanzlerette werden…
25. October 2013 at 20:52
Gutartiges Geschwulst
Libertas: “Buhu, da haben es diese unverschämten Amis doch womöglich wahrscheinlich tatsächlich gewagt, das Mobiltelefon unserer deutschen Kanzlerin anzutasten. Empörung allerorten, so etwas mache man doch nicht unter Freunden.”
Ein mittlerer Ameisenhaufen besteht aus über 7 Millionen Krabbeltieren, eine davon die “Königin”, ersatzweise Kanzlerin.
Was würdest Du empfinden, Libertas, wenn Du, in voller Größe und amerikanischer Arroganz, vor einem Ameisenhaufen stündest?
Würdest Du die “Königin” (ersatzweise Kanzlerin) als Freundin betrachten oder als belangloses Insekt?
Was immer man Obama vorwerfen mag, so hat er doch einen gesunden Sinn für Realität.
Er hat begriffen, dass Angela Merkel ein belangloses Insekt ist, welches beliebig abgehört oder zertreten werden darf.