Buhu, da haben es diese unverschämten Amis doch womöglich wahrscheinlich tatsächlich gewagt, das Mobiltelefon unserer deutschen Kanzlerin anzutasten. Empörung allerorten, so etwas mache man doch nicht unter Freunden. Und wie kann man den guten diplomatischen Ton nur so mißachten?

Tatsächlich schwingt bei vielen in dieser Frage nicht nur Empörung, sondern auch Überraschung mit. Grundsätzlich ist es nichts Neues, daß Mobiltelefone abgehört werden. Doch daß das, jedenfalls von amerikanischer Seite, auch für das Telefon der Kanzlerin gelten könnte, dieser Gedanke ist vielen offensichtlich noch nicht in den Sinn gekommen.

Ob dahinter die Annahme steckt, eine Krähe würde der anderen kein Auge aushacken oder ob vielmehr der übermächtige Wunsch, Staaten mögen im Kern anständige Gebilde sein, Vater des Gedanken ist, kann hier dahinstehen. Freundinnen und Freunde der offenen Gesellschaft haben sich an eine Umwelt gewöhnt, in der die Staatsskepsis eher schwächer ausgeprägt ist als bei ihnen selbst.

Was mich an diesem siebentausenddreihundertneunundachtzigsten Abhörskandal wirklich ärgert, ist daher weder die Tatsache des Abhörens an sich noch die öffentliche Verwunderung-Empörung darüber. Sondern es ist das Messen mit zweierlei Maß.

Wieso sollte es einen Unterschied in der Bewertung des Tuns machen, ob IHR Telefon oder MEIN Telefon abgehört werden? Gab es da nicht mal was mit gleichem Recht für alle? Und falls jetzt irgendsoein Schlaumeier von öffentlicher Sicherheit oder dem Kampf gegen den Terrorismus anfängt, möchte ich hier ganz deutlich festhalten: Eine größere Gefahr für dieses Land als unsere Kanzlerin bin ich ganz gewiß nicht.