Kürzlich hat sich der Kollege von Gay West völlig zu Recht Christa Müller, die Ex-Frau von Oskar Lafontaine, vorgeknöpft. Aktueller Anlaß war ein Interview Müllers, ihre dort gemachten Äußerungen spiegelten laut Adrian bei Gay West den „medial-gesellschaftlichen Diskurs […], der Frauen in den Himmel hebt und Männer als primitive Waschlappen ohne Rückgrat und Veranwortungsgefühl [sic] verhöhnt.“ Kurz: ein Beleg für die grassierende Männerfeindlichkeit.

Mal ganz abgesehen von den Problemen, die Pauschalisierungen vom Stile „die Männer“ und „die Frauen“ so mit sich bringen, finde ich diese Äußerungen nicht so sehr männerfeindlich wie menschenfeindlich. Auch wenn Christa Müller Frauen das bessere Charakterzeugnis ausstellt, sind Frauen in diesem Weltbild genauso unfrei wie Männer. Und in der mangelnden Freiheit für Männer, Frauen, alle zwischen und jenseits dieser Kategorien liegt für mich das große Problem.

Ich möchte weder mit Mutterkreuz im Himmel landen noch als Waschlappen (bzw. unter anderen Umständen Kanonenfutter) durch mein Leben geworfen werden. Sondern ich würde gerne selbst entscheiden, wie ich lebe und was ich mache. Und im Gegensatz zu den Zwangsbeglückungsfundis in allen Parteien bin ich sehr wohl der Ansicht, daß ich nicht nur in der Lage bin, diese Entscheidung zu treffen, sondern sogar die am besten dafür qualifizierte Person.

Vorgezeichnete Lebensmuster ebenso wie die ach so dringend benötigten Schubser, um auf den richtigen Weg zu kommen, belasten Menschen in unterschiedlicher Weise. Daß so manche (die, die sich zufällig mit dem gewünschten Verhalten anfreunden können) einen Vorteil bekommen, während andere einen Nachteil erleiden müssen, ist ungerecht. Doch das größte Problem und die Ursache der Ungerechtigkeit ist die unverschämte und durch nichts zu rechtfertigende Beschränkung der individuellen Freiheit.