2012 wurden 80 Prozent der Werbeausgaben in Deutschland für konventionelle Medien (Funk, Fernsehen, Print) ausgegeben. Das wird nicht so bleiben. Und darauf hat die Axel Springer AG frühzeitig reagiert. Denn die klassische Regionalzeitung ist schon länger ein Auslaufmodell.
Die Verleger der regionalen Tageszeitungen haben früher Monopolrenten bezogen, für deren Höhe ihre ökosozialen Redakteure andere als kapitalistisch gescholten haben. 25% Umsatzrendite waren keine Seltenheit, denn die Zeitungen hatten in ihrer Region tatsächlich ein Monopol. Wer sein Auto verkaufen wollte oder eine Wohnung gesucht hat, kam nicht umhin in der Passauer Neuen Presse oder den Kieler Nachrichten eine Anzeige zu schalten. Und das war teuer.
Heute ist dieses Geschäft bedroht. Oder es hat zumindest Konkurrenz. Und das drückt auf Umsatz und Preise. Auf der anderen Seite sterben diesen Medien die Abonnenten weg. Und die Jugend schließt keine neuen ab. Je geringer aber die Auflage, desto drückender die Fixkosten. Denn mit der Auflage steigen nur die Kosten für Farbe und Papier. Mit jeder zusätzlich gedruckten Auflage sinken die Stückkosten.
Auch die Distributionskosten steigen für jede einzelne Zeitung, wenn weniger davon ausgeliefert werden. Selbst Blätter wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung werden in dünn besiedelten Gegenden nicht mehr ausgeliefert, weil der Zeitungsbote vom Kaufpreis nicht gedeckt wird.
Die Verleger sind in einer vertrackten Situation. Zunächst einmal beherrscht offensichtlich eine gewisse geistige Inflexibilität die Szene. Zum zweiten gehört ihnen meist die Druckerei, die zwar auch andere Kunden hat. Aber eben von der Zeitung lebt. Der ganze Maschinenpark und die Gebäude sind aber in der Regel nicht abgeschrieben. Da kann man nicht sparen.
Und deshalb tun das die Verleger beim Inhalt. Eine Druckmaschine zu verkaufen, ist schwierig. Dem Redakteur das Gehalt zu kürzen oder dem freien Mitarbeiter das Zeilengeld, ist billiger. Agenturen und Freiwillige bieten Inhalte zuhauf, mit denen sich die Zeitungsseiten füllen lassen.
Dass das Online-Geschäft für die regionalen ein Verlustgeschäft ist, halte ich auch für ein Gerücht. Denn die Online-Redaktion hat grundsätzlich andere Bedürfnisse und Kostenstrukturen. Sie braucht weniger Büroraum, einfachere Computer und ein bisschen Webspace. Alles andere sind Overheads aus der analogen Welt.
Springer schneidet diese Zöpfe ab und trennt sich von einer Infrastruktur, die immer schwerer zu finanzieren ist. Das macht digitalen Journalismus preiswert und gut. Die Kostensteigerungen durch sinkende Auflagen lassen dem Konzern keine Wahl.
All die ganzen wehleidigen Redakteure in ihren kommoden Schreibstuben, die den Untergang eines Konzerns beschreien, gegen den sie 68 noch Molotow-Cocktails geworfen haben (wenn sie alt genug waren, sonst bedauern sie das Pech der späten Geburt), irren also gänzlich. Es geht nicht um das Ende des Journalismus. Nur das Papier raschelt nicht mehr.
3 comments
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28. July 2013 at 01:41
Thomas ex Gotha
Manchmal ist der digitale Journalismus, wenn wir denn diesen Beitrag dazu zählen wollen, etwas zu preiswert: Zum Beispiel verkennt der Verfasser, dass die von ihm für die Rendite der Verleger verantwortlich gemachten Immobilien- resp. Kfz-Anzeigen nur jeweils 6-7 % des Anzeigenvolumens ausmachen (vgl. http://www.bdzv.de/fileadmin/bdzv_hauptseite/markttrends_daten/wirtschaftliche_lage/2012/assets/ZahlenDaten_2012.pdf).
Immerhin aber erkennt er das wegbrechende Anzeigengeschäft neben der — nennen wir sie vorsichtig — Ratlosigkeit der Verleger als einen der Hauptgründe für die Krise der Tageszeitungen. Der Funke-Springer-Deal zeigt zwei Wege auf, mit dieser Krise fertig zu werden: Während Springer vom Siegeszug des Online-Journalism ebenso überzeugt ist wie davon, dass es endlich einmal klappen könnte, damit Geld zu verdienen, denken die Funke-Leute etwas konservativer und sichern sich einige bewährte Titel, welche ja nicht zwangsläufig tot sein müssen, nur weil es in manchen Kreisen als uncool gilt, Hörzu zu lesen.
Völlig abwegig ist folgende Behauptung des Verfassers: “Agenturen und Freiwillige bieten Inhalte zuhauf, mit denen sich die Zeitungsseiten füllen lassen” — aber wer will lesen, was man entweder überall zu lesen bekommt oder, schlimmer noch, was nur in Blogs zu finden ist und völlig zu Recht die Öffentlichkeit scheut? Und ist es denn wirklich ausgemacht, dass sich genug Leute auftreiben lassen, die für den bild.de-Trash auch noch bezahlen wollen?
Noch etwas: Die Häme über die “wehleidigen Redakteure in ihren kommoden Schreibstuben” wirkt angesichts der massiven Entlassungen in der WAZ-Gruppe reichlich blasiert. Und von 1968 hat der Verfasser leider ebenfalls wenig Ahnung.
In der Hoffnung, die Diskussion auf die übliche Manier ein wenig angeheizt zu haben, grüßt bei hochsommerlichen Temperaturen seine geneigte Leserschaft
Thomas ex Gotha
P.S.: Im übrigen wundert es mich, dass hier, wo die marktwirtschaftlichen Gesetze gemeinhin nicht hinterfragt werden, gefordert wird, dass eine mit beträchtlichem Aufwand hergestellte Ware (i.e. ein journalistischer Text) nichts kosten soll. Das lässt folgenden Schluss zu: Entweder stellt der Verfasser die Preisgestaltung im Kapitalism generell in Frage ( bei einem Preis von 500€ für einen Porsche Cayenne ließe ich mit mir reden, keine Frage) oder er vertritt die Interessen derjenigen, die vom billigen Erwerb dieser Ware profitieren, also der Verleger. Ich befürchte, Letzteres ist der Fall.
28. July 2013 at 02:20
max
Abgesehen davon, dass die Entlassungen im WAZ Konzern doch eine tiefet Befriedigung hinterlassen, ist natürlich die Betrachtung unseres allseits beliebten Forums…. herzallerliebst. Er hat noch nicht gemerkt, dass ein Grossteil der Printprodukte schlicht aus Agenturmeldungen besteht und deshalb null komma null Mehrwert bedeutet, er verneint die linke Rudelbildung und die damit einhergehende Gehirnwäsche komplett. Das macht Leute wie den Herrn aus Gotha natürlich extrem zufrieden, den gebildeteren Teil der Bevölkerung ärgert das natürlich, was zum guten Glück eben zu den Entlassungen in einem linken Medienkonzern führt. Irgendwo hat Agitprop halt auch seine Grenzen, und seien es auch nur diese, dass all die Thomasse aus Gotha und anderswo den von Ihnen gewünschten ideologischen Scheissdreck nun halt selber bezahlen müssen.
28. July 2013 at 15:41
Thomas ex Gotha
Eine heiße Nacht und eines der Opfer dieser Hitze ist die Logik: Warum um alles in der Welt führen Entlassungen bei einem Zeitungskonzern, den nur Phantasten als “links” bezeichnen, dazu, dass ich (der keineswegs im Plural existiert) nun für meine Lektüre “selber bezahlen” muss? Mein Herr, das mache ich bereits seit Jahren, halte mir eine Monats- und eine Wochenzeitschrift und was ich sonst noch lesen muss, vermag ich schon aufzutreiben.
Aber machen wir weiter mit der Kritik Ihrer Ausführungen: „Er (= TeG, TeG) hat noch nicht gemerkt, dass ein Großteil der Printprodukte schlicht aus Agenturmeldungen besteht“ – auf welche Stelle meines Textes Sie sich beziehen, bleibt unklar, ebenso unklar wie die Behauptung, ich verneinte die „linke Rudelbildung“ (von wem genau?) und die „damit einhergehende Gehirnwäsche“. Wäscht die WAZ also die Gehirne und verwandelt nicht nur das Ruhrgebiet, sondern auch das Sauerland in revolutionäre Zentren? Oder ist „Agitprop“ einfach alles, was nicht in Ihr Weltbild sich fügen will?