Ansgar Graw schreibt bei Welt Online über den amerikanischen Juristen Glen Greenwald, der sich als Journalist für den Guardian geriert und die Geschichte über den Whistleblower Edward Snowden augegraben hat. Eigentlich ist er Anwalt und Blogger. Vor allem aber ist er ein links gewendeter Amerikaner. Aber warum ist er als jüdischer Schwuler besonders berufen oder glaubwürdig.
Ich denke, dieses Blog ist über den Verdacht erhaben Homophob oder antisemitisch zu sein. Aber wir erlauben uns doch den Hinweis, dass Schwule nicht die besseren Menschen sind und Juden nicht die besseren Antisemiten. Diese Darstellung des “Aktivisten” nährt den Verdacht, ihn moralisch zu überhöhen,um seine Botschaft glaubwürdiger zu machen. Das wirft die Frag auf, ob der Mann nicht seine Herkunft und seine Neigung instrumentalisiert, um seine Inhalte gegen berechtigte Kritik zu immunisieren.
Das macht die ganze NSA-Geschichte etwas anrüchig. Schließlich gibt es außer dem Kronzeugen und dem “Journalisten” niemand, der die Fakten überprüfen kann, die im Raum stehen. Nach dem Motto irgendwas wird schon dran sein und Hauptsache es geht gegen die USA ist mir zu wenig.
13 comments
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18. July 2013 at 18:08
Damien
Wo steht denn in dem Artikel von Graw, Greenwald sei “als jüdischer Schwuler besonders berufen oder glaubwürdig”?
Klar, wenn jemand in einem Artikel von einem “bekennenden Schwulen” schreibt, sollte man immer misstrauisch werden, denn von einem “bekennenden Hetero” habe ich noch nie gelesen. Allerdings sehe ich nicht, wo Graw suggeriert, Greenwald oder gar alle Schwulen seien bessere Menschen. Schon gar nicht Juden seien “die besseren Antisemiten”. Und wieso ist der Post in der Kategorie “Israelkritik” veröffentlicht? Es geht doch in dem Text überhaupt nicht um Israel?!
18. July 2013 at 18:37
Gutartiges Geschwulst
Das sehe ich auch so. Greenwalds Eigenschaft, “als jüdischer Schwuler”, wird an keiner Stelle des Artikels bewertet, auch wenn der Hinweis darauf noch so überflüssig ist.
18. July 2013 at 21:57
euckenserbe
Mir ist beides vollständig egal. Ob er schwarz, weiß oder ein Transsexueller ist. In einen Artikel über seine politischen Ansichten gehören die Sexuellen Neigungen oder die ethnische Zugehörigkeit nicht. Nur wenn sie relevant für diese politische Auffassung sind. Wenn solche Dinge erwähnt werden, hat das immer einen Grund.
18. July 2013 at 21:02
Adrian
“Sind jüdische Schwule die besseren Menschen”
Die besseren Liebhaber sind sie auf jeden Fall.
18. July 2013 at 22:38
Gutartiges Geschwulst
Diesbezüglich versagt meine Lebenserfahrung.
18. July 2013 at 23:48
Damien
@euckenserbe: Eventuell gehst Du Deiner eigenen Heteronormativität auf den Leim. Wenn in einem Artikel die Rede davon ist, dass ein Mann seiner Frau eine Mail geschickt hat, hören die Leute “Mail” und fragen “was stand denn drin?”. Wenn aber die Rede davon ist, dass ein Mann seinem Mann eine Mail geschickt hat, hören die Leute “Mann” und erklären, diese Erwähnung der sexuellen Orientierung sei ja wohl voll überflüssig…
19. July 2013 at 11:55
RichardT
Mein Tanzlehrer ist bekennender Homosexueller. In diesem Fall ist es wichtig für mich. Bei manchen Figuren die er mit meiner Frau als partnerin zeigt wäre ich, wenn er bekennend heterosexuell wäre, nicht ganz so entspannt.
Bei Herrn Greenwald ist es für uns völlig unerheblich mit wem er das Bett teilt.
Interessant für den Leser wäre es, wenn er wegen seiner sexuellen Vorliebe irgendwelche Vor oder Nachteile bei seiner politischen Betätigung hätte. Oder besondere Interessen verfolgen würde.
Dies ist aber, so wie ich den Artikel verstanden habe, nicht der Fall.
Also, warum wird uns dann eine völlig unwichtige Tatsache mehrmals präsentiert? Entweder mußte der Redakteur Zeilen füllen, oder er kann wichtig und unwichtig nicht unterscheiden oder er will Stimmung machen.
Die erste Möglichkeit sollte nicht sein, die zweite wäre peinlich und die dritte ist wahrscheinlich.
Aber mies.
@ Damien: “Heteronormativität” Das gehört zu den Pseudo Fachausdrücken mit denen etwas normales, nämlich Heterosexualität (meines Wissens von mehr als 95% der Männer eindeutig bevorzugt), negativ konnotiert wird.
Ausserdem gab es nicht nur die Erwähnung vom Telephongespräch, sondern zu Anfang des Artikels wurde zweimal darauf hingewiesen, daß Herr G. “bekennender Homosexueller” sei.
Also, vielleicht weniger Zeit mir dem Pflegen von Vorurteilen gegenüber der heterosexuellen Masse verschwenden und dafür lieber die Texte ordentlich lesen.
19. July 2013 at 16:51
euckenserbe
Ich bestreite, dass mein Reflex “heteronormativ” war. Ich gebe zu, dass eine gewisse (zugriffsteigernde) Lust an der Provokation dabei gewesen ist. Aber auch als gelernter Journalist bleibt für mich die Frage, warum ich wissen muss, mit wem der Mann sein Bett teilt. Zur Beurteilung seiner Kompetenz in Sachen NSA ist das wirklich irrelevant. Weil es nichts miteinander zu tun hat. Mein Punkt war nicht die Mitteilung, dass er seinem Lebensgefährten irgendwas geschickt hat und anschließend war das Notebook geklaut. Sondern die Tatsache, dass er bereits im Anreißer als Schwul tituliert wird: Schaut ein schwuler, jüdischer Amerika-Hasser. Sowas gibt es auch. Und deshalb auch der Tag “Israel-Kritik”. Die ist um so wertvoller, je jüdischer derjenige oder diejenige ist, der/die sie äußert.
19. July 2013 at 15:50
Damien
@RichardT: Mit “Heteronormativität” konnotiere ich nicht Heterosexualität negativ (ich habe nichts gegen Heterosexuelle, meine beste Freundin ist hetero), sondern ich verwende den Begriff, wie in meinem zweiten Kommentar ersichtlich, um eine – je nachdem ob jemand homo- oder heterosexuell ist – inhaltlich nicht gerechtfertigte unterschiedliche Reaktion auf denselben Sachverhalt zu erklären. Da ist der Begriff der Normativität insoweit hilfreich, weil der implizite Hinweis auf die sexuelle Orientierung durch die Erwähnung einer Ehefrau bei heterosexuellen Männern eben gar nicht als Hinweis auf die sexuelle Orientierung wahrgenommen wird, bei schwulen Männern aber schon. Genau das meint Heteronormativität. Mit Vorurteilen gegen Heteros hat das nichts zu tun, die überlasse ich gerne anderen. Lesen kann ich schon ganz gut, deshalb habe ich bereits in meinem ersten Kommentar festgestellt, dass bei der Verwendung des Begriffs “bekennend schwul” Misstrauen gegenüber dem Autor durchaus angebracht sei. Die Empfehlung, Texte ordentlich zu lesen, gebe ich daher freundlich an Dich zurück.
Deine Entspannung in Ehren, aber glaubst Du ernsthaft, alle homosexuellen Männer gingen nie mit Frauen ins Bett?
19. July 2013 at 17:15
RichardT
Daß Du schon einen Kommentar abgegeben hattest war mir nicht aufgefallen, ich antwortete nur auf den zweiten. Verzeihung, daß ich Deinen Namen übersehen hatte.
Doch, Du stellst Heterosexualität in einen negativen Zusammenhang. “Auf den Leim gehen” ist etwas Negatives. Also ist die Sache der ich auf den Leim gehe auch nichts Gutes. Hier zählt einfach der normale Sprachgebrauch.
Der erste Teil Deiner Antwort ist ja ganz nett zu lesen, mir erschliesst sich nur nicht was Du sagen willst.
Es geht doch im Beitrag darum, daß mehrmals überflüssigerweise erwähnt wird, daß Herr G. schwul ist. Bekennend schwul sogar. Und die Frage ist warum das mehrmals rausgestellt wird. Also welcher Normativität geht Euckenserbe auf den Leim. Nicht er betont das anderssein von Herrn G. sondern der Schreiber in der WELT.
Und jetzt kommen wir auch zu Deinem ersten Beitrag. Wenn einer eher positiv in einem Artikel dargestellt wird, und dann bestimmte Eigenschaften die im speziellen Fall eigentlich ohne Belang sind mehrfach betont werden, dann liegt schon nahe, daß suggeriert werden soll, daß entweder die Eigenschaft an sich oder deren Träger positiv sind.
Schwule die auch mit Frauen ins Bett gehen sind für mich keine Schwule sondern erstens welche die alles mitnehmen was nicht bei 3 auf dem Baum ist und zweitens keine Schwulen. Meinetwegen nenn sie bisexuell oder sonstwie, aber schwul heißt für mich Mann mit Mann und ich denke so geht es der Mehrheit.
Ach ja, wenn mir ein Mann von seiner Ehefrau erzählt, dann gehe ich davon aus, daß er hetero ist, und wenn er mir von seinem Mann erzählt davon, daß er schwul ist. Ganz einfach.
22. July 2013 at 10:09
Damien
@euckenserbe: Im Anreißer steht nicht “Jude”, sondern “Jurist”, das mag ähnlich klingen, ist aber etwas anderes. 😉
@RichardT: Ich habe “Heteronormativität” in einen negativen Zusammenhang gestellt, nicht “Heterosexualität”.
@Frau von RichardT: Bleibt es bei Freitag?
22. July 2013 at 17:22
euckenserbe
Darauf kam es mir gar nicht an.
24. July 2013 at 16:58
aron2201sperber
für “mutmaßliche Terroristen” gilt die Unschultsvermutung und die journalistische Konjunktivpflicht.
für den amerikanischen Geheimdienst gelten diese Regeln des seriösen Journalismus natürlich nicht.