Ich sammele nichts. Keine kleinen roten Autos, keine Streichholzbriefchen, keine Münzen. Falls ich aber jemals eine Sammelleidenschaft entwickeln sollte, dann werde ich sie, das habe ich heute beschlossen, auf Weltuntergänge richten. Oder zumindest auf Katastrophen, die die Existenz des Abendlandes bedrohen. Das Schöne an diesen Sammelobjekten ist, daß sie amüsant sind (gut, Humor ist eine Frage der Intelligenz…), nicht verstauben und recht schnell eine ansehnliche Kollektion ergeben.
Gerade ist es wieder so weit: Deutschland geht unter. Nicht in den Wassermassen ansonsten eher kleiner Flüsse. Sondern in Unkultur, Gender Mainstreaming, Eigensinn und Unkonservatismus (mal sehen, wem diese Wortschöpfung so alles aufstößt). Diese schrecklichen Tendenzen brechen sich gerade in Leipzig Bahn, wo die Universität sich nicht entblödet hat, einen Beschluß zur künftigen Verwendung des generischen Femininums zu fassen. Glaubt man den zu diesem Vorfall zu lesenden Kommentaren, müssen sämtliche Mitglieder des Akademischen Senats geistig umnachtet sein. Gut, von den fiesen karrieregeilen Feministinnen war nichts anderes zu erwarten, aber es waren doch auch Männer darunter! Wie konnten die nur zustimmen? Schlimmer noch: wie man hört, soll dieser unselige Vorschlag sogar von einem Mann aufgebracht worden sein. Von einem Professor! Ausgerechnet… Wahrscheinlich hat der schon seine Dissertation irgendwo abgeschrieben. Oder nein, seine Titel sind gekauft. Finanziert von einer jüdisch dominierten feministischen Organisation aus den USA, deren Marionette dieser Professor nun ist.
Tja, so schnell kann das gehen mit dem Weltuntergang. Einen einziger Schläfer, geschickt an der Leipziger Uni plaziert – mehr braucht man dafür nicht. Bis die Wucht dieser Katastrophe die Welt wirklich in den Abgrund reißt, habe ich noch Zeit, nach dem nächsten Stück für meine Sammlung Ausschau zu halten. Ich werde gleich nach „Brückenbau zwischen Schkeuditz, Rippachtal und Parthenaue“ googlen. Vielleicht gibt es doch einen GOtt, und der läßt es regnen, regnen, regnen.
Hoppla, habe ich hier schon Sammlungsstück Nummer drei: die neueste Theorie zum anthropogenen Klimakollaps!? Oh je, so kann es auf keinen Fall weitergehen. Ich muß also entweder meinen eben gefaßten Beschluß revidieren oder streng darauf achten, daß die auslösende Bedingung nicht eintritt. Sonst habe ich vor lauter Sammlerei keine Zeit mehr, das Leben zu genießen. Mitsamt allen Katastrophen und Weltuntergängen. Wär‘ doch schade.
5 comments
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5. June 2013 at 20:28
lalibertine
Die Aufregung um diesen Beschluss des Senats der Uni Leipzig habe ich auch nicht verstanden. Das ganze ist von den Betroffenen selbst mit großer Mehrheit beschlossen worden und bezieht sich nur auf die Grundordnung. Ist doch völlig schnuppe, ob da von “Professor” oder “Professorin” die Rede ist. Auf den Alltagsbetrieb wirkt sich das ohnehin nicht aus. Ich hatte persönlich nie ein Problem mit dem generischen Maskulinum und ich glaube kaum, dass männliche Akademiker jetzt reihenweise eine Identitätskrise bekommen.
6. June 2013 at 08:37
Postmodern
Darum gehts m.E. nicht. Es ist vielmehr abstrus bis erschreckend, dass eine Gruppe Akademiker, die ja innerhalb ihres Lehrbetriebes und darüberhinaus unbedingt ernst genommen werden wollen, sich überhaupt mit so einer lächerlich-blamablen Hühnerkacke beschäftigt bzw. beschäftigen muss.
Dennoch schön zu wissen, dass im akademischen Elfenbeinturm zu Leipzig offenbar niemand andere Sorgen hat.
6. June 2013 at 09:08
lalibertine
Doch, die haben andere Sorgen. Das war ja auch der Grund, warum ein Physikprofessor vorschlug, man möge aus dem generischen Maskulinum einfach ein generisches Femininum machen. Dann spart man sich zeitraubende Diskussionen mit irgendwelchen Gender_innen und die hässlichen Schrägstrichwörter und kann sich wichtigerem zuwenden. Ich finde das ziemlich pragmatisch.
6. June 2013 at 09:32
max
Das ist ungefähr so pragmatisch, wie Eltern pragmatisch sind, die im Laden alles kaufen, nur damit das Kind aufhört, Theater zu machen. Und sorgt ganz sicher, aber wirklich ganz sicher dafür, dass diese “Gender_innen” nicht innert Kürze mit dem nächsten Bockmist aufwarten.
7. June 2013 at 12:18
Klimax
Jede Universität hat in Deutschland das Recht, sich nach Strich und Faden lächerlich zu machen. Das zeigt ja auch schön, daß man mit Wissenschaft sich nicht lange beschäftigen muß, wenn Ideologie infrage steht. Nach Leipzig würden mich als Studenten keine 10 Pferde kriegen. Karneval gibts auch im Rheinland.