Eine Frage gleich mal vorweg: Wie kann es sein, dass sich in Frankfurt etwa 2000 Personen treffen, um ein wenig in der Gegend herumzustehen, mit Plakaten zu fuchteln und im Angesicht der Polizei so zu tun, als leiste man gegen irgendetwas Widerstand? Heute ist ein Werktag und jeder normale Mensch muss bei der Arbeit erscheinen. Nur die feinen Damen und Herren von “Blockupy” können sich ein paar Tage Auszeit nehmen, um die EZB zu blockieren. Da keiner dieser Leute so wirkt, als müsse er sich als Landstreicher durchs Leben schlagen, darf also davon ausgegangen werden, dass es sich um eine Ansammlung von Faulenzern, Nichtstuern und -könnern, Studentendarstellern, Muttersöhn_innen und ähnlicher Subjekte handelt, die sich in ihrem bisherigen Leben dadurch auszeichneten, dass sie irgendwo immer die Kohle anderer Leute abgreifen konnten. Und genau dieses Rezept soll den bösen Kapitalismus ersetzen.
Nun ist mehrfach bewiesen worden, dass das nicht funktioniert, aber die Blockupy-Schnorrer wollen auf ihre liebgewonnene Ideologie einfach nicht mehr verzichten und führen den üblichen Protestunsinn auf. Spiegel Online lässt anlässlich dieses Theaters einen gewissen Florian Kessler einen “Debattenbeitrag” veröffentlichen. Kessler hat promoviert, kann also nicht ganz blöde sein, aber die Fragen, was einer, der “kreatives Schreiben” und Kulturjournalismus studiert hat, von Finanzpolitik, freien Märkten und dem Bankensystem versteht, wird in seinem Text leider nicht beantwortet. Es darf getrost davon ausgegangen werden, dass der Mann selbstverständlich keinen blassen Schimmer von diesen Themen hat. Als “Kreativer Schreiber” und Kulturjournalistiker passt Kessler aber hervorragend zu den restlichen Freeloadern im Blockupy-Camp. Die Wahrnehmung Kesslers scheint sowieso leicht getrübt zu sein, attestiert er im Angesicht der europäischen Schuldenkrise doch eine europäische “Debattenflaute”, die nun von Blockupy endlich überwunden werde.
Wie das aussieht, beschreibt die Taz:
“Vor der Commerzbank außerhalb der Sicherheitszone um die EZB etwa erschienen vereinzelt Banker in Pullover, orangefarbenener Karottenhose oder Jeans, um unerkannt zu bleiben – mit Erfolg, sie erreichten die Bank. Anders ein Mann, der in Anzug durch die Blockaden laufen will. „Beweisen Sie, dass Sie kein Banker sind“, wird er von Demonstranten aufgefordert. „Ich habe Patienten“, stammelt der Betroffene etwas unsicher, dann verlässt er die Blockade und verschwindet in den Gassen zwischen den Banktürmen. „Bank-Patienten“, unkt ein Demonstrant.”
Ja, ein Glück, dass endlich jemand die nötigen Kontrollen vornimmt und die piefigen Anzugträger von einer antikapitalistischen Hipster-SA überwacht werden.
So wenig sich die “Aktivisten” auf die Realität verlassen können – die Medien haben sie in der Tasche. Auch dieses Wochenende dürfen sich GEZ-Zahler auf die von den Staatsfunkern vorgetragene Lüge der “Sozialen Bewegungen” gefasst machen. Dabei muss natürlich gesehen werden, dass die Legionen der GEZ-Untoten und die Blockupy-Schnorrer ihren Lebensunterhalt auf recht ähnliche Weise bestreiten: Irgendwer anders zahlt alles. Darum ist die Überschrift nur zur Hälfte richtig, denn eine gewisse Schläue ist schon nötig, wenn man es schafft, seinen Lebensunterhalt komplett unproduktiv und ohne Rücksicht auf die Wirklichkeit zu bestreiten.
18 comments
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31. May 2013 at 19:13
Thomas ex Gotha
Das Ressentiment verschafft sich Luft: “eine Ansammlung von Faulenzern, Nichtstuern und -könnern, Studentendarstellern, Muttersöhn_innen und ähnlicher Subjekte”, “Blockupy-Schnorrer”, “keinen blassen Schimmer “, “antikapitalistische Hipster-SA” — irgendwelche Argumente außer “Ihr seid alle doof” oder “Geht doch erst einmal arbeiten” sucht man in diesem Text vergebens. Aus der bloßen Tatsache, dass Menschen ihr Recht zu demonstrieren in Anspruch nehmen, zieht der Verfasser den Schluss, es handele sich bei ihnen um Menschen, die keiner geregelten Arbeit nachgehen. Denn wenn er arbeitet, so die etwas simple Folgerung, haben alle anderen gefälligst auch zu arbeiten. Dass das Wirtschaftssystem, das er so vehement verteidigt, in den letzten Jahrzehnten eine gewaltige “Flexibilisierung” (vulgo: Verschlechterung) der Arbeitszeiten erreicht hat, will er ebensowenig wahrhaben, wie die schlichte Tatsache, dass in Hessen der vorangegangene Donnerstag ein gesetzlicher Feiertag war und also die Demonstranten einen so genannten “Brückentag” genutzt haben könnten. Aber wie auch immer: Es können auch allesamt Hartz-4-Empfänger und Obdachlose sein, sie haben dasselbe Recht ihre Meinung zu äußern wie “christianhannover”. Und ob die wahren Schnorrer nicht eher in als vor den Banken sitzen, halte ich auch für diskussionswürdig.
Aber dankbar bin ich Ihnen doch für den pseudoliberale Gegrantel, das Sie in die Welt gestemmt haben: Es bestätigt einmal mehr, dass es kaum ein Wirtschaftssystem gibt, das größeren Zwang ausübt als der Kapitalismus, in diesem Fall: einen Arbeitszwang, der auch Sie bedrücken muss, denn anders sind solche Ausfälle kaum zu erklären. Ein zufriedener Mensch schreibt anders.
31. May 2013 at 19:49
Gutartiges Geschwulst
Toller Artikel!
Zu den Haupt-Nutznießern des „Kapitalismus” gehören nicht irgendwelche Bankangestellten, sondern Typen wie Florian Kessler sowie sämtliche Genderforscher, Integrationsforscher, Professorinen für interdiziplinäre Geschlechterforschung sowie weitere Parasit(in)en, die ohne ihren Wirt, das kapitalistische System, niemals überleben könnten.
Ausschließlich dieses System, ist nämlich potent genug, um seine eigenen Schmarotzer(inen) zu ernähren!
31. May 2013 at 20:05
Gutartiges Geschwulst
Selbst das edelste Motiv verwandelt sich in Unheil, sobald es von Trotteln verfochten wird, wie den Akteuren der Blockupy-Sekte, für deren Verhaltensweisen ich, außerhalb einer geschlossenen Anstalt, keinen geeigneten Platz sehe.
Es gibt auf unserem Planeten keine privat geführte Bank, die sich als karitative Einrichtung versteht!
Warum auch? Eine Bank ist ein Unternehmen, wie jedes andere, sei es eine Maschinenfabrik oder ein Naturkostladen.
Banken sind ihren Kunden und Angestellten verpflichtet. Niemandem sonst.
Im Gegensatz zu Politikern, die ausschließlich ihrem Volk verpflichtet sind.
Niemandem sonst!
Anders als unsere Volksvertreter jedoch, können Banken keine Gesetzte machen.
Folglich kann eine Bank zu keinerlei Macht gelangen, ohne dass maßgebliche Politiker zuvor ihr eigenes Volk verraten haben.
Wer die Macht der Banken beklagt, der beklagt in Wahrheit die Käuflichkeit der Politik, auch wenn diese Erkenntnis nicht in seiner geistigen Reichweite liegt.
Deshalb verachte ich Vereinigungen wie, „Blockjupei“.
Wieso demonstrieren diese Karnevalisten der Geistesschwäche vor Kredit-Instituten, statt vor dem Deutschen Bundestag?
Wer nicht mindestens drei Politiker eigenhändig erwürgt hat, ist nicht berechtigt gegen Banken zu protestieren!
31. May 2013 at 20:45
lalibertine
Wobei das der Punkt ist, den ich am wenigsten verstehe. Dieses Konzept hat doch Dank Eurorettungswahn jetzt auch auf der EU-Ebene endgültig gesiegt (auf der nationalen schon länger, siehe Länderfinanzausgleich). Also warum haben die Umfairteiler ein Problem mit der EZB? Oder haben die sich da in Wirklichkeit um Jobs beworben?
Außerdem: Orangefarbene Karottenhosen, um unerkannt zu bleiben? Seriously? 😀
1. June 2013 at 00:57
max
Supertypen. Die vollen Checker. Gerade die EZB hat zwar mit Kapitalismus oder pösem Markt recht wenig zu tun, viel eher mit Plan- bzw. Politfunktionärswirtschaft, das stört diese grossen Denker allerdings nicht allzu sehr. Und dass dann Geistesriesen mit schmierig-pathetischer Attitude das Recht auf Demonstrationsfreiheit (natürlich sind das alles Hessen auf Brückentag) meinen verteidigen zu müssen, ohne zu merken, dass diese faschistoide Truppe ganz im Stile der SA mal kurz entscheiden will, wer wohin zu gehen hat, rundet das Bild allerliebst ab. PISA schlägt voll durch.
1. June 2013 at 17:24
Thomas ex Gotha
Da will, wenn ich schon auf eher plumpe Art und Weise beschimpft werde, ich nicht zögern zu antworten:
1.) Was die SA war, sollten Sie wissen, also sparen Sie sich diesen Vergleich. Er ist obszön und gedankenschwach.
2.) Dass es im Kapitalismus Elemente der Planwirtschaft gibt, ist nicht unbedingt schwer zu kapieren. Ebensowenig kann man ignorieren, dass das Kapital ohne gewisse staatliche Einrichtungen (EZB z.B.) gar nicht agieren könnte. Haben Sie schon einmal einen Gedanken daran verschwendet, warum das Kapital den hier so eifrig propagierten ungezügelten Liberalismus scheut wie der Teufel das Weihwasser? Etwa, weil es doof ist? Oder weil es klug genug ist, zu wissen, dass ihm dann der ganze Laden binnen kurzem um die Ohren fliegen würde?
3.) Die ganze Blockupy-Beschimpfung ist insofern überflüssig, weil sich die Demonstranten, genau übrigens wie Sie, Sorgen um den Kapitalism machen. Wahrscheinlich erklärt das auch die Schärfe des Artikels und der meisten Kommentare (sieht man einmal von meinem ab).
4.) “PISA schlägt voll durch” ist auch nicht korrekt: Wenn, dann würden die Ergebnisse der PISA-Studie an meinen Beiträgen sichtbar, was bei einem Herrn im konsularischen Alter, der das Glück hatte, POS und EOS besuchen zu dürfen, einigermaßen grotesk wirkt.
1. June 2013 at 17:42
Adrian
Man kann ja mal ganz sachlich fragen: Was ist das Ziel der Demonstranten? Was wollen sie?
1. June 2013 at 18:28
max
Sie entschuldigen bitte die “plumpe Art”, ich habe mich lediglich versuch, mich Ihrem Niveau anzupassen.
Was die SA war, weiss ich sehr wohl, deshalb erkenne ich auch die Gemeinsamkeiten dieses linken Pöbels mit dieser Organisation. Aber Sie mögen es ja in Ordnung finden, dass jemand solchen Leuten anscheinend Rechenschaft schuldig ist, um seinen Weg fortsetzen zu können.
Eine Zentralbank sollte der Preisstabilität verpflichtet sein und sicher nicht politisch verursachte Schuldenwirtschaft ausbügeln. Dass das Kapital auch die Möglichkeiten ausnutzt, die ihm durch Funktionäre geboten wird ist selbstverständlich, ist aber eben die Folge des Eingriffs der Politik in den Markt und sicher nicht umgekehrt.
Die Demonstranten machen sich vielleicht um vieles Sorgen, um den Kapitalismus allerdings genau so wenig wie ich. Dies aber aus verschiedenen Gründen. Ich mach mir keine Sorgen um den Kapitalismus, weil dieser schlicht kein Subjekt ist, die “Demonstranten” weil sie keine Ahnung, aber zu allem eine Meinung haben.
Wenn sich Absolventen von Lulustudiengängen (z.B. “Kulturjournalismus”)dazu aufschwingen wollen, anderen Leuten wirtschaftliche Zusammenhänge erklären zu wollen, zeugt das von massloser Ueberschätzung. Und, wie in deren Aussagen ersichtlich, von mangelndem Wissen. Dies hat mit fehlenden Grundlagen zu tun. Dies erklärt sich offensichtlich auch aus den schlechten PISA Resultaten.
1. June 2013 at 18:59
Thomas ex Gotha
Hätte die SA doch lediglich Leuten im Weg gestanden, die Naziherrschaft wäre evtl. etwas weniger barbarisch gewesen. Und was Sie im autoritären Gestus, der viele Beiträge der Freunde der offenen Gesellschaft prägt, “Lulustudiengänge” nennen, hat Adam Smith gelehrt und Vera Lengsfeld studiert, was den Hayek-Club Berlin nicht davon abhielt, sie zu einem Vortrag einzuladen.
1. June 2013 at 19:20
max
Tja, Lieber Thomas aus Gotha, aller Anfang ist schwer. Es geht zwar nicht darum, jemandem “im Weg zu stehen”, was bereits eine Nötigung darstellt und mit dem Demonstrationsrecht eigentlich nicht vereinbar ist, sondern darum, jemanden ohne jegliche Legitimation eine jemanden zu nötigen, sich vor diesem Pöbel zu rechtfertigen. Diesen autoritären Gestus, wie Sie es so schön nennen, wollen Sie anscheinend ums Verrecken nicht erkennen, Sie scheinen dieses Verhalten zu billigen.
Weshalb es andererseits ein Zeichen eben dieses “autoritären Gestus” sein sollte, Lulufächer wie Kulturjournalismus, Theaterwissenschaften und weitere Schwerpunktstudiengänge des geneigten Blockupy Publikums als das zu bezeichnen, was sie halt sind, mag Ihr Geheimnis bleiben.
Und falls Sie irgendwelche Einladungen als Adelstitel betrachten wollen, darf ich Sie daran erinnern, dass sogar ein Herr Steinbrück als Referent bei Tagungen von Firmen und Branchenverbänden eingeladen wurde. Einem der Vorträge diese Herrn hatte ich das Vergnügen, selbst beiwohnen zu dürfen. Von der Ansicht, dass bei dem Herrn irgendwelche Sachkompetenz vorhanden wäre, war man nach dieser Vorstellung nachhaltig geheilt.
1. June 2013 at 01:02
max
Noch etwas: Deutschland hat eine Staatsquote von 45% und die restlichen 55% reguliert der Staat langsam aber sicher zu tode. Wer da noch etwas von entfesseltem Kapitalismus oder dem immer wieder gerne gebrauchten Neoliberalismus faselt, hat den Schuss nun wirklich nicht gehört.
1. June 2013 at 01:50
Alreech
Ich finde es durchaus passend das ein Kulturjournalist über dieses Theater berichtet…
Das ganz ist ein Happening bei dem sich Zuschauer und Teilnehmer gut fühlen wollen, ein Wirtschafts- oder Politikjournalist würde das ganze vermutlich nicht verstehen.
1. June 2013 at 13:20
Adrian
Eine Bank kann mich niemals beherrschen. Der Staat tut es bereits.
1. June 2013 at 13:58
Gutartiges Geschwulst
Klasse!
1. June 2013 at 18:33
Thomas ex Gotha
Der eine Gedanke, der im ursprünglichen Artikel mit penetranter Redundanz vorgetragen wird, findet sich auch hier: “Was ich mich auch frage: Wovon leben diese Leute? Wovon bezahlen sie ihre Miete, ihr Bier und ihre Kampfanzüge? Sind es alles Rapper und Gangsta-Musiker? Arbeiten sie als Büro- und Hilfskräfte bei den grünen Fraktionen im Bu-Tag und den Landtagen? Sitzen sie daheim und gucken ununterbrochen ARD und ZDF, um das Durchschnittsalter der Zuschauer bei den Öffentlch-Rechtlichen nach unten zu drücken? Sie werden doch nicht etwa “Stütze” beziehen ” — denn das könnte der H.M. Broder, der sich auf seiner “Achse des Guten” auslässt, so gar nicht verknusen: Hartz-4-Empfänger, die sich Rechte herausnehmen. An seiner Stelle aber würde ich mich, zumal als Journalist bei einer so hoch subventionierten Zeitung wie der “Welt”, nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen.
Und wer finanziert eigentlich diese “Achse”, diese Sammlung von abwechslungsreichen Texten zarter, kluger Poeten (A.Pirincci), journalistischer Erfolgsmenschen (W. Weimer) oder standhafter Kämpferinnen für die Freiheit (V.Lengsfeld)?
1. June 2013 at 21:22
Don Giovanni
Lieber Thomas oder Lodur etc. und wie die Trolle noch so heißen,
die Liste der Sponsoren kann man bei Achut einsehen. Sie ist lang.
Was Deine sonstigen Ausführungen betrifft, wundert es mich, dass man darauf überhaupt eingeht.
2. June 2013 at 22:28
Alreech
Die Frage ist tatsächlich von was die Protestler von Blockupy leben.
Die meisten von denen dürften in das Marktwirtschaftliche System eingebunden sein, und einen Lohn beziehen der sich danach richtet wie sehr ihre Arbeitskraft gefragt ist.
Die meisten werden auch nach Marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten konsumieren, und die die Wahlfreiheit bei Qualität und Preis schätzen.
Und dennoch brüllen sie Neosozialistische Parolen. Ob sie wirklich zufrieden sind, wenn die Gesellschaft ein Stückchen sozialistischer wird und sie Abstriche bei Lohn & Gehalt haben, dafür aber die Preise steigen ?
2. June 2013 at 20:35
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