Die SPON-Kolumnen des Spiegel-Erben sind immer wieder eine Quelle der Freude, wobei man sich fragt, ob der Herausgeber des Abschreibungsobjekts “Freitag” auch dort publizieren dürfte, wenn der Laden ihm nicht zu 25% gehören würde. Nun belebt er die Neid-Diskussion mit einem Lobgesang auf die Steuererhöhungspläne der Grünen, beschwört den ehrlichen Steuerzahler und lässt dabei wieder mal jede journalistische Sorgfalt vermissen.
Augstein fabuliert, dass der Staat, der dieses Jahr schlappe 600 Mrd. Euro einnimmt, noch mehr Geld braucht, um die berühmten maroden Schulen zu sanieren. Und in der Krise des Kapitalismus werde nicht das System von außen aber von innen überkommen.
Jakob ist ein Profiteur des Systems, ein reicher Erbe, der am Elbestrand mit einem goldenen Löffel im Mund geboren wurde, auch wenn der Kuckuck Walser ihn dem Augstein ins Nest gelegt hat.
Wäre man dem Vorschlag Henryk M. Broders gefolgt und hätte Jakob den Ehrlichen zum Spiegel-Chefredakteur gemacht, dann hätte der auch seiner Schwester Franziska das Steuern zahlen erspart. Unter seiner Ägide wäre die Konfettikanone der Demokratie garantiert in die roten Zahlen gerutscht. Das wäre allerdings nicht so schön für das Sammelbecken der Salon-Antisemiten “Freitag” gewesen. Denn wenn der Spiegel dann keine Gewinne macht, kann Augstein dessen Verluste nicht steuersparend kompensieren.
Augsteins “Kapitalismuskritik” zieht so wenig wie sein “Man wird doch Israel wohl noch kritisieren dürfen”. An beiden Argumentationen ist schlicht nichts dran. Heute also mal die Finanzkrise. Die besteht, weil die Staaten, egal ob der Spitzensteuersatz bei 53 oder bei 35% liegt, immer mehr ausgeben als sie einnehmen. Und das hat einen einfachen Grund: Der Geschäftsführer einer GmbH geht ins Gefängnis, wenn er einen betrügerischen Bankrott anrichtet. Der Vorstand einer AG muss von der Hauptversammlung entlastet werden, sonst wird er leicht schadensersatzpflichtig. Der Politiker kauft mit geliehenem Geld Wählerstimmen. Wenn der Wechsel platzt, bezieht er längst seine Pension. So haben sie sich das gedacht. Nun kommt es anders. Denn irgendwann reicht ein guter Zypern-Tropfen, um das Fass zum Überlaufen zu bringen und die Ilusion zu zerstören, der EURO-Raum könne dauerhaft die Zinsen für rund 8 Billionen Euro Schulden zahlen.
Wenn Augstein konsequent wäre, würde er seinen Spiegel-Anteil verschenken. Und sich fortan Jakob Walser nennen. Das wäre ehrlich.
4 comments
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30. April 2013 at 09:31
Thomas ex Gotha
Journalistisch sauber arbeiten Sie aber auch nicht, wenn Sie sich kaum mit dem Inhalt der Kolumne, dafür aber um so mehr mit der Person des Verfassers auseinandersetzen. Richtig schmierig wird es, wenn Sie auf seine Familiengeschichte anspielen, das ist nun wirklich seine Privatsache. Wissen Sie übrigens mit aller Bestimmtheit, wer Ihr Vater ist?
Die Kolumne ist aber nicht deswegen Mumpitz, weil Augstein den Kapitalismus kritisiert, sondern weil er meint, dass er reformierbar wäre, wenn bei allen Marktteilnehmern eine “Katharsis” einsetze. Eine moralisierende Kritik am Kapitalismus taugt aber nichts und führt unweigerlich in die Aporien des Revisionismus.
Zudem treibt ihn, da ist er ganz Patriot, die Sorge ums deutsche Ansehen im Ausland um: “Je mehr Hitler-Bärtchen man unserer Kanzlerin im Ausland anklebt, desto weniger können wir dulden, dass unsere eigenen Leute sich den Regeln dieser Politik entziehen.” Ich nehme an, den armen Schluckern in Südeuropa ist es egal, ob sie von moralisch einwandfreien oder zwielichtigen Deutschen vorgeschrieben bekommen, wieviel bzw. ob überhaupt sie etwas verdienen dürfen.
Vollends lachhaft ist seine Ansicht, die Grünen würden, wenn sie denn in die Regierung gewählt wären, für ein “gerechteres Land” sorgen. Haben Sie zufällig noch Erinnerungen an die letzte rotgrüne Bundesregierung? Eben.
30. April 2013 at 10:04
euckenserbe
Ich enthalte mich üblicherweise jeglicher Stellungnahme über Namen, sexuelle Vorlieben oder die Herkunft eines Autors. Das ist normalerweise auch richtig für einen kritischen Rationalisten: Die Hypothese steht für sich selbst.
Dass ich das bei Augstein anders sehe, liegt daran, dass er seinen guten Namen, seine Gene und sein ererbtes Vermögen benutzt, um sich in Deutschland als Moralapostel einzukaufen. Und das ist dann wiederum doch relevant. Und seine genetische Nähe zu Schlußstrich-Walser äußert sich ja durchaus auch inhaltlich.
Mein genetischer Vater ist in diesem Zusammenhang ohne Belang. Allerdings lässt die Anzahl der gemeinsamen genetischen Eigenschaften darauf schließen, dass die Sache auf den zuläuft, den ich dafür halte.
Mit den Inhalten der Kolumne habe ich mich deshalb nicht weiter auseinander gesetzt, weil die Wiederlegung der kruden Thesen auf dieser Seite nun wirklich common sense ist und ich dem Leser eine langatmige Wiederholung ersparen wollte.
Den restlichen Bemerkungen kann ich nur zustimmem
30. April 2013 at 19:49
Thomas ex Gotha
Als wäre Augstein der einzige, der eine bestimmte Disposition oder einen bestimmten Ruf sich zunutze macht: Fleischhauer und Mohr spielen die ehemals linken Renegaten – mit Verlaub: es handelt sich wohl eher um Opportunisten -, andere leben von ihrer Bürgerrechtlervergangenheit und wieder andere Helden der Mittelschicht nutzen ihr öffentliches Amt, um Millionäre zu werden (Sarrazin, Buschkowsky).
30. April 2013 at 11:29
Klimax
Ehrlich gesagt: ich glaube nicht, daß es zwischen Walser und J. Augstein viel Gemeinsamkeiten gibt; das würde man wohl auch kaum ernsthaft behaupten, wüßte man nicht, daß der eine der Sohn des anderen ist.