Das Zitat stammt zwar von Heidi Klum, muss in diesem Fall aber dem italienischen Präsidenten zugeschrieben werden. Der sagte das Diner samt Image-fördernden Fototermin mit dem SPD-Kanzlerkandidaten einfach ab, weil der zwei der “Sieger” bei der italienischen Wahl als Clowns relativierte. Damit verstößt er gegen die politischen Gepflogenheiten.

Unter den europäischen Politikern macht sich die Unart breit, den mangelnden Respekt vor dem Wählerwillen öffentlich zu äußern. Gerade wenn es sich um andere Länder handelt. Denn in Griechenland, Spanien, Portugal oder Italien leiden breite Massen unter dem EURO-Wahn und den dramatischen Folgen der inneren Abwertung. Würde man diesen Ländern ihre Währungssouveränität zurückgeben, könnten sie durch Abwertung ihrer Währungen schnell wieder Wettbewerbsfähigkeit herstellen – auf unsere Kosten.

Steinbrücks Äußerung über italienische Wahlsieger ist der bedauerliche Beweis für die Überheblichkeit deutscher und europäischer Politiker. So setzten Merkel und Sarkozy ganz unverblümt den griechischen Ministerpräsidenten unter Druck, als der sich ein Mandat für die Enteignung des eigenen Volkes durch ein Referendum holen wollte.

Vieles spricht dafür, dass der Erfolg von Berlusconi und von “Beppo” auf das Konto genau dieses Meinungsklimas gehen, das die europäische Öffentlichkeit geschaffen hat. Irgendwie schwant den Italienern, dass es so nicht weitergehen kann. Es sagt ihnen aber kein Vernünftiger, wie sonst.

Das ist vergleichbar mit der Situation im Vorwahlkampf in Deutschland. Die Meinungsumfragen berücksichtigen nur die Stimmen für die etablierten Parteien und suggerieren so eine Zustimmung zum Establishment von 100%. Das wachsende Heer der Nichtwähler und all derjenigen, die ihre Wahlpflicht nur noch mit der Faust in der Tasche erfüllen, wird in ihnen nicht berücksichtigt. Längst ist die Partei der Nichtwähler die größte  Die Demoskopie schafft so für den Politiker falsche Anreize und ruft den blanken Populismus auf den Plan, der im vorauseilenden Gehorsam dem gefühlten Mainstream hinterherhechelt.

Das Phänomen “Beppo Grillo” hat sicherlich auch italienische Gründe. Aber auch der faktische Zwang Europas und die Einsetzung des Euro-Protektors Monti haben sicherlich zum Erstarken der beiden Clowns geführt, die überhaupt nicht lustig sind.

Während der Medienunternehmer Berlusconi eigentlich nur sein Geschäftsmodell als Medienunternehmer optimiert und sich dabei mit ein paar hübschen Minderjährigen vergnügt, ist der hierzulande gerne als Kabarettist dargestellte Beppo ein gefährlicher, wirrer Verschwörungspraktiker, der wild gegen – man ahnt es kaum – Israel polemisiert.

Ein israelischer Journalist hat nach einem Interview mit Grillo die Bemerkung gemacht, dass dieser „wahnsinnige Positionen hat, wenn es um Außenpolitik allgemein und um den israelischen Staat im Besonderen geht.“ Kritik aus dem Westen an islamischen Ländern lehnt Grillo mit der Verschwörungstheorie ab, dass alle Informationen aus arabischen und persischen Medien vom israelischen Geheimdienst gefiltert werden, bevor sie nach Europa drängen. Die Israelis sind ihm wie Attila, hinter ihnen werden keine PalästinenserInnen mehr wachsen. Wer weiß, vielleicht wird im Zeitalter des Blogs das Pogrom durch ein e-Voting gegen Israel ersetzt, dessen Exekution dann anderen überlassen bleibt. Von Ahmadinejad sagt Grillo, dieser müsse solche extremen Reden halten, weil er sich ja nur verteidige.

Wenn Peer Steinbrück so jemanden einen Clown nennt, merkt man schnell, dass hier das Sprücheklopfen die fehlende Substanz nur scheinbar überdeckt.