Die junge Frau kommt modern daher, auch wenn sie ihrem wehrlosen Säugling aus dem Kapital vorlesen soll. Doch in der Debatte um das Ermittlungsverfahren gegen den vermeintlichen Stasi-Spitzel Gregor Gysi offenbart sie, dass die Gnade der späten Geburt nicht vor der Vergewaltigung der eigenen Landsleute für die Sache des “Sozialismus” halt macht, mehr als 24 Jahre nachdem die mit eigener Kraft die Diktatur der Proleten rund um Honecker beendet hatten.
Kipping war beim Fall der Mauer wohl nur 12 Jahre alt und hatte so keine Gelegenheit wie andere Kader der Partei, der sie vorsteht, der DDR zu dienen. Und vielleicht ist ihr seinerzeit auch nicht entgangen, dass viele Menschen den Sozialismus nur deshalb genossen, weil sie keine Wahl hatten und nur unter Einsatz ihres Lebens oder unter zahlreichen Entbehrungen dem Land und dem System den Rücken zu kehren würden.
Gysi war ein anderes Kaliber. Und wer die Ostdeutschen mit diesem Mitglied der Nomenklatur in Geiselhaft nimmt, vergeht sich an ihnen. Kippings Schelte ist beschämend, weil sie ein Monopol für die Deutung der DDR-Vergangenheit beansprucht und alle frühere DDR-Bürger mit dem Mann gemein macht, der sein Auskommen durch ein Arrangement mit dem Unterdrücker-Staat fand.
Das ist ekelerregend.
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