Cameron hat recht. In jedem einzelnen Punkt seiner Grundsatzrede. Die EU steht vor dem Scheitern. Nicht zuwenig, sondern zuviel Integration hat viele Länder an den Abgrund geführt. Cameron hat der Zentralverwaltungswirtschaft in der EUdSSR den Kampf angesagt. Und die Kritik fällt falsch und reflexhaftig über ihn her, als hätte er schon die Axt an die heilige Kuh der europäischen Integration angelegt. Dabei ist der britische Premier ein überzeugter Europäer.
Cameron hat auch nicht von Rosinenpicken gesprochen. Sondern von einer Europäischen Union in der Krise, die zu unflexibel, zu wenig marktwirtschaftlich und zu undemokratisch ist. Cameron will keine Sonderrechte für sich sondern eine Reform der EU und die ist dringend geboten.
Selbst das Orakel von Bergedorf, Helmut Schmidt, hat schon konstatiert, dass eine europäische Kommission mit 27 Kommissaren nicht funktionieren kann. Daneben gibt es noch ein Parlament, das deFacto nur so heißt und aus Proporz-Gründen zwischen Brüssel und Strasbourg hin und her reist. Und eine europäische Zentralbank, in der die Schuldner ihre Gläubiger einfach überstimmen können.
Erinnern Sie sich an den Lissabon-Prozess? 2001 beschlossen die Regierungschef eben dort, dass Europa binnen 10 Jahren zur wettbewerbsfähigsten Zone der Welt werden sollte. Das Ergebnis ist erschreckend. Die einzigen Länder, die noch wettbewerbsfähig sind, sind Deutschland, die Schweiz, Österreich und die Niederlande. Auch die Osteuropäer holen auf.
Südeuropa einschließlich unserer gefeierten französischen Nachbarn ist pleite. Wie überall begegnen die Politiker dem Scheitern der Behandlung mit der Erhöhung der Dosis. Bis 2017 ist das jetzt erst einmal unmöglich. Und vielleicht erreicht Cameron ja sogar, dass die EU wieder das wird, was sie erfolgreich gemacht hat: Eine Gemeinschaft, die von der Freiheit, dem Wettbewerb und der Vielfalt lebt, von offenen Grenzen, von Diskrimierungs- und Niederlassungsfreiheit. Und nicht vom Zentralismus und von matriatshafter Bevormundung freier Bürger.
Wenn Cameron sich nicht durchsetzt, werde ich Brite. London ist eh viel schöner.
8 comments
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23. January 2013 at 15:55
max
Kleiner Hinweis: Wir (die Schweiz) gehören nicht dazu.
23. January 2013 at 16:14
Klimax
Natürlich gehört die Schweiz zu Europa, wenn auch beneidenswerterweise nicht zur EU. Aber in dem Satz ist von Europa die Rede.
Leider finde ich London nicht so schön wie der Autor, jedenfalls nicht schöner als ein altes Dorf am Niederrhein, und werde daher hierbleiben und weiter für die Sezession des Rheinlandes werben müssen (selbstverständlich mit der Hauptstadt köln, um Broder zu ärgern).
23. January 2013 at 19:34
max
Ich will ja nicht pingelig sein, aber das Europa, das sich in Lissabon zum Ziel gesetzt hat besonders wettbewerbsfähig zu sein, ist schlicht die EU. Und davon ist hier die Rede.
Und falls Sie London nicht schön finden, etwas gutes hat die gute Frau Pilcher schon…
23. January 2013 at 16:21
Jaquento
Bis 2015-17 wird noch viel Wasser die Themse runterfließen und Cameron geht es weniger ums Prinzip als das er sich um seine Wiederwahl sorgen macht wenn er nicht ganz von UKIP abserviert werden möchte.
Übrigends, wo bleibt unser Volksentscheid? Ich möchte auch raus aus dieser(!) EU.
24. January 2013 at 10:43
hajuele
Wohltuender Text.
26. January 2013 at 07:06
No-Doz
Biete Finnland, nehme dafür Schweiz 🙂
26. January 2013 at 13:39
Thank you, Mister Cameron! « L for Liberty
[…] Siehe auch: Frank Schäffler-Tausend Blumen euckenserbe: Cameron rettet Europa […]
26. January 2013 at 15:53
Remo
Immer wieder schlägt die sich zunehmend sozialistisch-obrigkeitsstaatlich gebärdende EU auf die Schweiz ein. Und immer aggressiver der Ton, die Ultimaten. Es ist gut, daß einmal der EU – berechtigterweise – ein Ultimatum gestellt wird. Die EU sollte sich an der Schweiz orientieren und sie zum Vorbild nehmen anstatt sie attackieren: http://helvetiablog.ch/?p=59