Morgen wollten Bosbach und Konsorten als “Berliner Kreis” mit einem Pamphlet an die Öffentlichkeit treten, um die konservative Seele der CDU zu retten, die in der Merkelschen Prinzipien- und der Seehoferschen Beliebigkeit zu versinken droht. Die FDP offenbart gleichzeitig eine Kombination aus Unwissen und Unvermögen, was die Regierungsfähigkeit betrifft, was in einem Regierungshandeln zum Ausdruck kommt, das man bestenfalls als Zick-Zack-Kurs kennzeichnen kann und das nicht dem Zuspruch Brüderles zu weinhaltigen Getränken geschuldet sein kann. Wenn Rösler den Austritt Griechenlands herbeisehnt und die verbliebenen drei FDP-Landeswirtschaftsminister ein Papier vorstellen, das entfernt an die Beschlußlage seit dem Mitgliederentscheid erinnert, beeilen sich Westerwelle und der Landespolitiker Lindner mit Widerspruch. An ein wenig Geld oder ein bisschen Zeit sollte es nicht scheitern. Trotzdem werden Schwarz-Gelb in einem Jahr gute Chanchen haben, ihr Bündnis zu erneuern, weil die Alternativen noch furchtbarer sind.
Die Wohlfühldemoskopen sollten sich von der eigenen Fata Morgana nicht täuschen lassen. Das bürgerliche Lager wird im Zweifel mit der Faust in der Hand die prinzipienlose Merkel und die orientierungsfreie Boy-Group wieder an die Macht bringen, weil sie wenigstens nicht noch mehr Steuern zahlen wollen und auch noch für die Franzosen haften.
Allerdings weiß niemand, was passiert, wenn die Schuldenkrise vor der Wahl eskaliert. Das wird sie, doch keiner weiß, wieviele Steine dann noch aufeinander bleiben. Die Wahrscheinlichkeit, dass der totale Zusammenbruch mit einer Billionen-Baazuka noch hinter den September 2013 geschoben wird, ist nicht ganz klein.
Mein persönliches Umfeld reflektiert eine andere Geisteshaltung als die Demoskopen behaupten. Niemand liebt Mutti und keiner glaubt an die Rösler Boys. Die Sarkasten überwiegen und selbst Bereichsleiter von großen DAX-Konzernen sinnieren in meiner Anwesenheit, wie lange es den Euro wohl noch geben wird. So lange es scheinbar aufwärts geht und niemandem schlechter, wie die Journaille suggeriert, ist man sich zum demonstrieren zu schade.
Die Alternativen lassen auf sich warten. Henkels “Freie Wähler” hängt der Duft der adretten Latex-Queen Gabriele Pauli in den Klamotten und und die Partei der Vernunft kennt keiner. Die Piraten haben sich längst disqualifiziert und verlangen ihren möglichen Einzug in das Parlament einer gespaltenen Gesellschaft. Die Revolution von Internet und Wissen haben die repräsentative Demokratie, die mit der Behäbigkeit einer Postkutsche agiert, verpasst. Sie waren zu schnell. die Mittfünfziger, die gediegen in ihren ausgedruckten emails blättern, haben den Durchmarsch noch gar nicht erkannt.
Aber die saturierten SUV-Eigner, die am Vorgartenzaun über die unmöglichen Zustände lamentieren, müssen sich fragen lassen, ob sie nicht auch ien bisschen Occupy spielen wollen und etwa den zivilen Ungehorsam dadurch zeigen, dass sie die grundgesetzwidrigen Zwangsgebühren des öffentlich-rechtlichen Parteienfunks einfach mal nicht zahlen. Man muss ja nicht mal auf die Straße gehen. Das wäre schon Aufruhr genug.
5 comments
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22. August 2012 at 20:40
Alreech
Die Verweigerung der Haushaltsabgabe als ziviler Ungehorsam der schweigenden Mehrheit ?
Da seh ich schwarz.
Die Mehrheit wird durch die Haushaltsabgabe nicht schlechter gestellt, der ehrliche Rundfunkgebührenzahler bei dem die Kinder mit eigenen Einkommen brav ihre Rundfunkgebühren bezahlt haben wird sogar entlastet.
Nur eine kleine Minderheit wird durch die Haushaltsabgabe schlechter gestellt – all jene die keinen Fernseher haben.
Natürlich ist es edel und gut auch dann eine Sache als unrecht zu bezeichnen wenn davon nur eine kleine Minderheit betroffen ist – aber ehrlich gesagt wird die Mehrheit der Deutschen deswegen nicht gegen die Haushaltsabgabe einschreiten.
22. August 2012 at 20:56
euckenserbe
Ich werde von der Haushaltsabgabe betroffen, denn ich habe mich seit 1982 erfolgreich darum gedrückt, auch weil mein alter VWL-WIPO Prof eindeutig ausgeführt hat,
Es war aber auch nur ein willkürlich ausgewähltes Beispiel für zivilen Ungehorsam, man könnte gerne auch andere Zwangsgebühren boykottieren: Wasser, Kfz-Steuer, etc. .
Es geht darum, den Staat da zu treffen, wo er am empfindlichsten ist, bei der Kohle.
23. August 2012 at 21:59
Milfweed
Leider verlangt es bald mein Vermieter, da nach neuem Gesetz für das Jahr 2013 Vermieter dazu gedrängt werden. Also werde ich zahlen, nicht für die GEZ, aber dafür, dass ich mich nicht über den Vertrag des Vermieters hinwegsetze, in der eine GEZ Bescheinigung als Kriterium verlangt wird. Denn sonst bekommt er Probleme und Ärger mit der Stadt, und nicht ich.
Ich habe keinen Fernseher, höre keinerlei Radio und selbst ein Auto habe ich nicht.
23. August 2012 at 10:30
Adrian
Es gibt halt kein liberales Bürgertum. Es gibt konservatives Bürgertum und linksliberales Bürgertum. Aber liberales Bürertum ist in D. sehr sehr selten.
25. August 2012 at 20:00
dieta
Und ja, ich würde bezahlen wenn die GEZ anklopft, mit Sicherheit aber nicht alle Geräte.Naja, du müsstest ja “nur” einen Fernseher und ein Radio anmelden:Für den gemeinsamen ehelichen Haushalt ist die Anmeldung von einem Radio und einem Fernsehgerät ausreichend. Weitere Rundfunkgeräte, die von Ihnen in der Wohnung oder in ausschließlich privat genutzten Kraftfahrzeugen bereitgehalten werden, sind gebührenfrei. Dies gilt auch für neuartige Rundfunkgeräte (PC), die vom Rundfunkteilnehmer oder seinem Ehepartner zum Empfang bereitgehalten werden.Die Gebühren liegen eindeutig über der Schmerzgrenze!Das wird aber noch schlimmer. Denn es wird wohl ab 2013 eine Haushaltsabgabe (http://www.freenet.de/freenet/finanzen/verbraucher_politik/haushaltsabgabe_statt_gez-gebuehr/index.html) kommen, die jeder Haushalt bezahlen muss, unabhängig von irgendwelchen Empfangsgeräten.