Die Aufgabe eines amtlichen Kfz-Kennzeichens ist es – weltweit -, ein bestimmtes Fahrzeug fehlerfrei und eindeutig zu identifizieren. Deshalb trägt es in Deutschland neben einer räumlichen Kennung (kreisfreie Stadt oder Landkreis) auch noch eine bis zu fünfstellige Nummernkombination. Weil mit den Gebietsreformen allerlei regionale Kennungen verloren ging, will der Verkehrsminister Städten und Kreisen freistellen, alte oder neue Buchstabennummern vor dem Bindestrich zu gestatten. Und ruft damit die Reichsbedenkenträger auf den Plan. Am groteskesten ist die Feststellung des Vorsitzenden der Gewerkschaft der Polizei, der seine Kollegen für überfordert hält, wenn sie neben FN für Friedrichshafen auch noch ÜB für Überlingen erkennen müssten. Die Rate ungesühnter Ordnungswidrigkeiten würde steigen, wenn zu viele Buchstaben-Kombinationen vor dem Bindestrich erschienen. Da fragt man sich, wie der Streifenpolizist mit den rund 41.000 Millionen unterschiedlichen Kombinationen zurecht kommt, die sich aus einer zweistelligen Buchstabenkombination und einer vierstelligen Zahlenkombination ergeben.
Spass beseite. Diese Diskussion ist lächerlich und offenbart das Obrigkeitsdenken der politischen Klasse. Wenn jedes einzelne Auto eindeutig zu identifizieren sein kann, sollte auch Pusemuckl sein ein eigenes Kürzel bekommen. Aber sobald eine althergebrachte Regulierung gelockert werden soll, melden sich die üblichen Verdächtigen Und so werden alljenige, die uns aus dem Würgegriff der Bürokraten befreien wollen, es weiterhin schwer haben.
8 comments
Comments feed for this article
21. August 2012 at 12:20
Paul
Euckenserbe, ich bin vollkommen Deiner Meinung.
Ich würde sogar noch viel weiter gehen.
Der Staat sollte für die Nummernvergabe allgemeine Kriterien vorgeben, z.B. die Größe des Nummernschildes, Gestaltung und Anzahl der Buchstaben bzw. Ziffern. Dann sollte es jedem Bürger überlassen bleiben wie er diesen Raum ausfüllt. Der Staat müsste nur registrieren und überwachen, dass es keine Doppelungen gibt. Ob dann der Name der Lieblingskatze genommen wird oder das eigene Geburtsdatum, sollte jedem Bürger selbst überlassen bleiben.
Ist es in Amerika nicht so geregelt?
In Östereich ist wohl auch Spielraum für eigene private, nicht kommunale, Gestaltung eingeräumt?
Habe noch nicht gehört, dass in diesen Ländern das Chaos ausgebrochen ist.
Nur die Deutschen müssen ihren Regelungs- und Obrigkeitswahn durchsetzen. Sonst verlieren sie den Halt unter den Füßen. 😆
Ach so, nur damit keine falschen Vermutungen aufkommen. Ich bin ein Deutscher, aber sicherlich nicht ein ‘typischer Deutscher’, weil ich diese Regelungswut für völlig überflüssig halte.
22. August 2012 at 14:29
Mason
@ Paul: Nur als kurze Anmerkung zu Österreich: Es ist durchaus erlaubt, ein individuelles Kennzeichen zu wählen. Dies ist aber nicht “by default” so, sondern man dieses Recht gegen einen deutlichen Aufpreis käuflich erwerben. Die kommunale Gestaltung allerdings bleibt in jedem Fall, d.h. wenn ich Wiener bin und wähle, sagen wir FAVH, die Initialen des bekanntlich aus Wien stammenden Ökonomen Friedrich August von Hayek als Kennzeichen, so habe ich noch immer ein W davor, also W-FAVH. Das ist nur als kleine Anmerkung, inhaltlich stimme ich dem Posting vollkommen zu.
21. August 2012 at 15:52
Am_Rande
Sehr geehrter „Euckenserbe“,
Genosse Lenin wird ja das Wort zugeschrieben: „Alles hängt mit allem zusammen.“
Daher kann ich in Zeiten, in denen zwar unter dem Tisch die Interessen der deutschen Bevölkerung in Brüssel massiv verraten werden, in denen aber dem Bürger über dem Tisch als Ausweis der „Bürgernähe des Staates” die Option, vor Jahrzenten untergegangene Kfz-Kürzel wieder aufleben zu lassen, präsentiert wird, nicht umhin, bei den Worten des Verkehrsministers Ramsauer:
„Kennzeichen sind für die meisten Autofahrer eine Herzensangelegenheit. Sie sind Ausdruck von Heimatverbundenheit, Heimatliebe und Identifikation. Künftig können Fahrzeughalter durch ihr Kennzeichen wieder die Zugehörigkeit zu ihrem Herkunftsort, ihrer Gemeinde, Stadt oder Region zeigen”,
an das alte, aber leider allzu wahre Wort von Dr. Johnson zu denken:
“Patriotism is the last refuge of a scoundrel”.
21. August 2012 at 16:57
Jaquento
Kennzeichen? Gibt es wirklich keine wichtigeren Themen derzeit? Das Sommerloch schlägt wieder zu und eine neue Phantomdebatte erhebt sich.
21. August 2012 at 19:16
Rayson
Dabei würde man doch eher das Gegenteil vermuten. Wenn der Polizeibeamte vom Nummernschild eines Delinquenten z.B. nur den Anfang mitbekommen hat, ist bei größerer Vielfalt der möglichen Kombinationen der Kreis der Verdächtigen automatisch geringer.
21. August 2012 at 23:02
Alreech
Ich könnte jetzt Böse sein, und darauf hinweisen das in den klassischen Witzen über Polizisten dieser Berufsgruppe selten vorgeworfen wird über besonders überdurchschnittliche Geistesgaben zu verfügen… 😉
21. August 2012 at 20:10
hans mustermann
Ein leider nur allzu treffender Kommentar. Irgendein Bürokrat, Bonze oder Politiker hat immer etwas zu meckern. Ebenso prompt stellen sich auch die ein, die hinter einem schlichten Kfz-Kennzeichen gleich finstersten Nationalismus sehen und den dabei mit bloßer Verbundenheit zu seiner Heimatstadt verwechseln.
Wir Deutsche finden nie ein Maß und nie eine Mitte, seufz….
22. August 2012 at 13:16
Sophist X
Wer könnte es schöner ausdrücken als der stellvertretende Bundesvorsitzende der GdP, Frank Richter:
http://www.gdp.de/gdp/gdp.nsf/id/p120803
„Wer behauptet, neue Kfz-Kennzeichen seien ein Problem für die Polizei, redet am polizeilichen Alltag vorbei.“ Im Übrigen, so Richter weiter, seien Polizeibeamte „durchaus in der Lage, eine Kombination aus neun Buchstaben und Ziffern zu identifizieren und zu sichern. Das können sie nämlich schon heute.“