Die Transplantation von Körperteilen toter Menschen kann nur eine Überbrückung sein, bis solche notwendigen Ersatzteile künstlich hergestellt werden können. Denn natürlich sterben immer zu wenig Menschen mit tadellosen Organen, um den Bedarf zu befriedigen. Nun ist die “Verteilung” der Mangelware ins Gerede gekommen, weil an zwei Uni-Kliniken ein paar Doktores unappetittliche Geschäfte damit gemacht haben könnten. Und schon ertönt der Ruf nach staatlicher Kontrolle.
Die hatten sich allerdings nicht illegal etwa in Indien die entsprechenden “Ersatzteile” besorgt, sondern lediglich medizinische Daten gefälscht. Offensichtlich werden Organe von “Eurotransplant” auf der Warteliste nicht nur nach dem Eingang der Anforderung verteilt, wie beim Arbeitsamt, wo man sich eine Nummer zieht. Der momentane Zustand des zu transplantierenden spielt dabei eine wesentliche Rolle. Wer eine Niere, Leber oder ein Herz am dringensten braucht, bekommt zuerst den Zuschlag. Das scheint mir Sinn zu machen. Besser wäre es, das bekannte Vieraugenprinzip einzuhalten. Kein Arzt hat alleine auf solche Daten Zugriff. Was in jeder Gastronomie-Kasse gilt, reicht auch hier.
Nun wird kolportiert, dass einige Organe gar nicht Euro-Transplant zur Verfügung gestellt werden sondern im Krankenhaus freihändig vergeben würden. Das ist keine Straftat. Beim genaueren Hinsehen entpuppt es sich, dass diese Organe den strengen Anforderungen nicht genügen. Sie stammen von alten Menschen oder von solchen die aufgrund einer schweren Krankheit starben.
Nun ist die Leber eines Trinkers nicht mehr zu verwenden, sein Herz oder seine Niere ist aber vielleicht äußerlich gesund und kann einem alten Menschen noch ein paar Jahre dienen. So geschehen bei einem der besten Freunde meines Vaters, der mit über 75 nach jahrelang erduldeter Dialyse eine solche Niere eines ebenfalls älteren Menschen bekam und nun wieder das Leben in vollen Zügen genießen kann.
Was hätte eine neue öffentlich-rechtliche Zwangskörperschaft daran ändern können.
Es gilt auch für Transplanteure die Unschuldsvermutung. Das kann man für die schreibende und postende Zunft wohl nicht behaupten. Die wird sich wohl der Frage stellen, warum sie alles verzerrt und aufbauscht.
2 comments
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8. August 2012 at 15:08
DerGriller
Der ganze Hype führt jetzt schon zu sinkenden Raten bei der Organspendebereitschaft. Schönen Dank allen Beteiligten! Und das Verkaufen von Stadtquartieren an Investoren wird verglichen mit dem “Ausweiden” eines Körpers (“Organhändler des Kapitalismus”; SPON, Silke Burmester über den Silbersack, 05.08.2012). So zerstört man das ohnehin geringe Vertrauen zu einer Branche, die so vielen Menschen das Leben rettet. Liest man dann noch die Kommentarbereiche unter entsprechenden Artikeln, gerade aus diesem Frühjahr zur Novelle des Spendegesetzes, kann man sowieso nur noch auf Lebendspenden nahestehender Menschen hoffen.
8. August 2012 at 21:48
Paul
Was ich nicht verstehen kann, dass Angehörige von Spendern die Organentnahme wegen der offengelegten Unregelmäßigkeiten verweigert haben sollen.
Im Fernsehen wird von fünf Fällen gesprochen.
Oder habe ich etwas falsch verstanden?
Ich bin Organspender mit Ausweis. Meine Angehörigen haben bei meinem Tod damit nichts nehr zu tun, weil ich entschieden habe.
Auch eine eventuelle Rücknahme der Spendenbereitschaft kann ich nicht verstehen.
Die Unregelmäßigkeiten, falls es sie gegeben haben sollte, haben nicht dazu geführt, dass Organe weggeworfen wurden. Die Organe sind Menschen zu gute gekommen und haben ihnen das Leben gerettet.
Auch deshalb werde ich meinen Spenderausweis behalten.