Dummheit ist nicht verboten. Naivität gehört nicht bestraft. Wie die deutsche Qualitätspresse eine 22-jährige Frau peinigt, ohne einen handfesten Grund dafür zu haben, ist an Widerwärtigkeit nicht mehr zu bieten. Kein Wunder, dass Ex-SED-Kader und FDJ-Funktionärin Petra Pau, die unpassenderweise das Amt des Vizepräsidenten des deutschen Bundestages bekleidet, der antifaschistische Reflex aus alten Tagen einholt. Dass ein veritabler Innenminister eines Bundeslandes, der “Verfassungsminister” dieser Hexenjagd anschliesst und völlig widerrechtlich aus datenschutzrechtlich geschützten “Personalgesprächen” zitiert, macht die Sache nicht besser. Die Frau habe sich nicht in ihren “privaten Lebensweg” reinreden lassen wollen und deshalb den Dienst quittiert. Warum auch? Wenn die arme Frau sich irgendetwas zu Schulden hätte kommen lassen, hätte er es gewiss hinausposaunt. In Wahrheit hat sie wahrscheinlich nichts anderes als den falschen Freund.
Vielleicht war die Sache auch ganz anders. Die junge Frau verliebte sich in einen Ruderkameraden, der mit ihr beim gleichen Rostocker Club trainierte und es auch schon bis zu Juniorenweltmeisterschaften gebracht hatte. Und dann nahm dessen Gesinnung einen unglücklichen Verlauf. Er wurde Anführer einer unappetitlichen rechtsextremen Organisation, die noch nicht mal verboten ist (wäre sie das, hätte man uns bei Spiegel, Focus, Welt, FAZ, Süddeutsche, Zeit, ARD und ZDF sicherlich mitgeteilt.) Zudem hat er sich bei der letzten Landtagswahl für die NPD zur Wahl gestellt. Auch das macht ihn nicht sympathisch, aber die Partei wird immerhin mit Steuermitteln genauso bezuschusst, wie der Deutsche Olympische Sportbund.
Nun hat Nadja Drygalla sich nicht von ihrem Freund getrennt. Vielleicht aus Liebe, aus Naivität oder vielleicht sogar aus dem Grund, um zu verhindern, dass er vollständig abdriftet. Wir wissen das nicht. Wenn dann ein paar seiner Kumpanen in der Plattenbauwohnung vorbeischauen, hat sie vielleicht den Kartoffelsalat gemacht und die Würstchen gewärmt. Wer weiß das schon. Ist das schon ein “rechtsradikales Umfeld”. Jetzt kann sie daheim in Rostock nicht mal mehr unerkannt Brötchen holen.
Die, die sie jetzt grüssen und unterstützen, sind gewiss die falschen Freunde. Und wenn die Frau sich radikalisiert, dann sollten diejenigen, die die Medienhetze auf sie veranstaltet haben, ohne ein einziges Wort mit ihr gesprochen zu haben, fragen, ob sie nicht ein gerüttelt Maß Mitschuld daran tragen.
Für die ekeligen Rechten ist das Ganze ein gefundenes Fressen. Die Qualitätsjournaille hat in Tateinheit mit dem Mecklenburg-Vorpommerschen Innenminister eine neue Ikone der Bewegung und Märtyrerin geschaffen, die denen als Vorwand und Grund dienen wird, auf Bauernfängerei zu gehen. Da ist es eine Ironie der Geschichte, dass Drygalla mit dem Frauenachter ausgerechnet im “Hoffnungslauf” ausgeschieden ist.
Eine Journaille, deren Reflex pawlowscher ist als der jeden Hundes ist zu einer ekelerregenden Meute entartet, zerstört jede Hoffnung.
9 comments
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4. August 2012 at 13:04
Gutartiges Geschwulst
Diesem Artikel kann ich nur vollen Herzens zustimmen.
Das folgende kleine Lied ist eine Widmung an unsere Gesinnungsköter, in Politik und Medien:
4. August 2012 at 13:17
Unzensuriert.at
Hier auch ein Artikel zum Thema:
http://www.unzensuriert.at/content/009571-Deutsche-Medien-jagen-junge-Ruderin-wegen-ihres-Freundes
4. August 2012 at 13:56
lalibertine
Der Fairness halber sollte man ergänzen, dass es nicht nur die Linken sind, die Gesinnungsschnüffelei betreiben. Hier kann man sich ansehen was man ausfüllen und unterschreiben muss, wenn man an einer bayrischen Universität als studentischen Hilfskraft für ein paar Euronen Bücher einräumen und Seminarunterlagen kopieren will.
4. August 2012 at 15:18
Horst-Dieter Schulz
Es ist beschämend, wie unsere veröffentlichte Meinung unisono auf eine unbescholtene junge Frau eindrischt. Auf Facebook gibt es eine Solidaritätsgruppe (mit ausdrücklicher Abgrenzung vom Rechtsradikalismus) der man beitreten kann
4. August 2012 at 16:35
Manuel
Das hast du gut ausgedrückt, so ähnlich sehe ich das auch (siehe meinen Videoblog), aber ich finde, Du hast die besseren Worte gefunden.
4. August 2012 at 18:56
Herr Günni
http://www.welt.de/sport/olympia/article108480866/Ruderin-Drygalla-selbst-in-rechte-Szene-verstrickt.html
4. August 2012 at 19:27
Links der Woche | Freisinnige Zeitung
[…] der offenen Gesellschaft: Drygalla: Hinrichtung auf dem Altar der “Political Correctness” – nun ja, im Sinne der Corporate Identity darf natürlich die Garde der Sportbonzen […]
5. August 2012 at 11:00
Hestia
Der Artikel spricht mir aus dem Herzen – diese Hexenjagd ist einfach widerlich.
Angeblich hat es etwas mit den “Olympischen Werten” zu tun. Nach diesem Kriterium müsste man alle Chinesen und Araber und die meisten Russen und Afrikaner schon mal vorab ausschließen. Was für eine Verlogenheit. Hat man vielleicht bei jedem einzelnen Olympia-Teilnehmer im Privatleben auch herumgeschnüffelt, um seine Kontakte zu Kommunisten, Islamisten und ähnlichen undemokratischen Elementen herauszufinden, bevor ihm erlaubt wird, seinen Sport zu machen?
Noch widerlicher als diese “Vertreibung” an sich ist die Behandlung des Themas in der Olympia-Berichterstattung. Da wimmelt es von Worten wie “Verdacht”, “Geständnis”, “Nazi-Skandal” usw. Ein uninformierter Zuschauer könnte meinen, die junge Frau hätte mindestens die israelische Olympiamannschaft bedroht …
5. August 2012 at 22:06
Alreech
Hätte sie die israelische Olympiamannschaft – mit Verweis auf das Freiluft KZ Gaza, den israelischen Völkermord an den Palästinensern und dem Apartheidsregime in Hebron – bedroht, hätte sie vermutlich nicht heimfahren müssen,