Dieser Titel ist eigentlich der Ehre zu viel. DER Mann ohne Eigenschaften war schließlich Walther Rathenau, ein ganz anderes Kaliber, der sein politisches Engagement mit dem Leben bezahlte, als ihn im noblen Berliner Grunewald die Kugel eines Attentäters traf. Der Vergleich zeigt deutlich, wie weich ein Bundesminister a.D. fällt. Und nicht mal das ist eigentlich heute noch der Rede wert. Grund für diesen Eintrag ist das Politikkonzept des Norbert Röttgen, das nur einem Ziel dient: Dem eigenen Vorkommen.
Als der Mann die Pizza-Connection gründete, ging es weniger um die Öffnung der CDU zu den Grünen sondern um die eigene Profilierung. Wer mit den Gutmenschen gut sichtbar beim Bonner Italiener kollaboriert, kann mit einem Dreispalter im Spiegel rechnen, weil er die vermeintlich so angestaubte Honoratioren-CDU in die Moderne führt. Und unter Journalisten haben die Grünen aufgrund ihres hohen Rettungspotential ohnehin die absolute Mehrheit.
Als Angela Merkel Kohl und Schäuble gestürzt hatte, heftete Röttgen sich an ihre Fersen und machte in ihrem Schatten Karriere. Und kollaborierte erneut. Diesmal mit der Industrie. Der BDI wollte ihn als Hauptgeschäftsführer und Röttgen wollte gleichzeitig seinen Job als parlamentarischer Geschäftsführer und MdB behalten, um seine Ministrabilität zu wahren. Das Manöver misslang. Und der BDI dürfte wohl drei oder mehr Kreuze schlagen, dass Röttgen heute nicht sein Hauptgeschäftsführer war.
Dann wurde der Grünen-Freund Minister in einer schwarz-gelben Koalition. Und profilierte sich gleich geschickt als Laufzeitsverlängerungsgegner, um die eigene Laufzeit zu verlängern. Denn Röttgen ist kein Überzeugungstäter sondern geriert sich als Parteisoldat und folgte dem Votum der Mehrheit statt dem vorgegebenen eigenem Gewissen.
Fukushima war Röttgens Chance. Merkel vollzog die Energiewende und er hatte plötzlich was zu tun. Und patzte. Nicht einmal das kriegte er hin. Die Ökoplanwirtschaft hat keinen Planer. Und deshalb gibt es auch keinen Plan. Als dann ein niederländischer Netzbetreiber sagte, er könne leider die ganzen Windparks nicht anschließen, war für Mutti Schluss mit lustig. Röttgen war das geborene Bauernopfer für die verkorkste Energiewende. Röttgen hat versagt, aber wenn Altmeier beweist, dass er es auch nicht kann, könnte es trotzdem nicht an den beiden gelegen haben.
Dabei hätte sich Röttgen geschickt nach Düsseldorf retten können. Aber auch das hat er vergeigt. Lindner hat gezeigt, dass eine schlechte Umfrage nicht zu einem schlechten Wahlergebnis führen könnte. Aber in NRW machte Muttis vermeintlich klügster auch wieder alles falsch.
Leider verdient der Mann Erwähnung weil er auch Pofalla heißen könnte. Man würde keinen Unterschied erkennen (bis vielleicht darauf, dass Pofalla das gut funktionierende Kanzleramt im Griff zu haben scheint). Oder Gabriel. Oder Maas. Oder sonstwie. Inhalte überwinden hat neulich “die Partei” plakatiert. Röttgen ist der Fleisch gewordene Beweis für die Richtigkeit dieser Hypothese.
3 comments
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24. May 2012 at 20:31
Simon
Ich finde das immer schwierig wenn man einzelnen Politikern ihr Karrierestreben vorwirft. Jeder von uns wird im Berufsleben ja im wesentlich von egoistischen Motivationen getragen, warum soll dass, besonders aus ihrer liberalen Sicht, bei Politikern anders sein.
Das Problem und die Frage ist vielmehr warum Politiker so unsinnige Dinge wie eine Energiewende beschliessen. Werden sie von der (veröffentlichen) Meinung getrieben?
25. May 2012 at 00:16
Paul
Ja, wovon denn sonst? Gibt es noch Politiker mit eigenem Antrieb?
(Also, die Piraten lass ich jetzt mal Aussen vor. Ach nein, brauch ich nicht. Die werden “von warmer Luft” angetrieben.)
Wir sind inzwischen in der Mediendemokratie angekommen.
25. May 2012 at 09:06
Sophist X
Mir fehlt Röttgen. Ich habe eine kaputte Sparlampe herumliegen (m.a.W. Quecksilbersondermüll), die er mir durch die Brüsseler Hintertür eingebrockt hat. Die wollte ich ihm ins Ministerium schicken. Und nun? Kann Altmaier die auch entsorgen?