Die Welt berichtet, dass die Parteitagsregie das Event nächste Woche im sozialistischen Gleichschritt plant. Widerspruch unerwünscht. Stattdessen soll die zunehmende Sozialdemokratisierung vorangetrieben werden, ein dürftig populärkeynesianistisches Wachstumskonzept zum inhaltsleer mitfühlenden Parteiprogramm erhoben werden und das ganze in einer altkatholischen Krönungsmesse für den großen Vorsitzenden gipfeln. Prost Mahlzeit.
Der Arzt hat keine Ahnung von Liberalismus. Wer zwei Jahre nach seinem Wechsel in die Bundespolitik die Einführung von Stehtischen in niedersächsischen Bäckereien vor Jahren als ordnungspolitische Großtat verkauft, hat kein Signal gehört, schon gar kein liberales.
Die Anbiederung der vermeintlich Liberalen an die veröffentlichte Meinung und das vollständige Versagen bei der Durchsetzung der Wahlversprechen hat zum totalen Vertrauensverlust beim Wähler geführt, nicht etwa das virtuell vermeintliche Festhalten an einem dringend erforderlichen einfachen und gerechten Steuersystem mit niedrigen Sätzen.
Rösler kann es nicht. Das ist ganz einfach. Und das gleiche gilt für seinen bodenständigen Generalsekretär. Wer unsicher ist, duldet keinen Widerspruch. Wer souverän agiert, kann diskutieren.
Dabei hat der liberale Aufbruch einen Programmentwurf vorgelegt, der einer liberalen Partei gut zu Gesicht stünde. Es gibt auch personelle Alternativen zur Boygroup, die nun ein Jahr lang die Chance hatte, die Partei zu retten. Bevor man den berühmtesten Weinminister der Republik recycelt könnte man Dirk Niebel auf den Schild heben, der mehr liberale Prinzipientreue garantiert und den Prozess einer inneren Erneuerung ordentlich moderieren könnte.
Es gab schon mal einen Vorsitzenden Klaus Kinkel, der als kleinster gemeinsamer Nenner in´s Amt kam und sich schnell als bemüht aber ungeeignet erwiesen hat. Mit Gerhardt wurde seinerzeit ein Nachfolger gefunden, dessen Beitrag zur Erneuerung meist unterschätzt wird. Und der drei, vier Jahre länger der Angelegenheit gut getan hätte. Westerwelles jugendliche Ungestümheit unterstützt von Möllemanns arabischen Millionen hat der Partei einige Prozente und zuletzt die Glaubwürdigkeit gekostet.
Röslers beste Tat wäre es, sich auf sein Ministeramt zu konzentrieren, was ihn ausreichend fordern dürfte, wenn er auf einen gut geschulten Apparat hört. Und die Partei in andere Hände zu geben.
6 comments
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17. April 2012 at 13:25
Rayson
Ich bin mir ziemlich sicher, dass meine Kirche für diese Metapher nicht taugt…
17. April 2012 at 16:24
Christian
Die “altkatholische Krönungsmesse” ist mir auch direkt aufgefallen, bin ebenfalls in dem Verein. War allerdings ne Art deja-vu, denn als in meiner Jugend die Konfession zur Sprache kam, dachten fast alle wegen dem “alt” gleich an die erzkonservative Truppe um Lefebre (sowas ähnliches wie bzw. identisch mit den Piusbrüdern).
18. April 2012 at 00:25
euckenserbe
sollte ich nicht den rechten Ton getroffen haben oder religiöse “Gefühle” verletzt haben, so war das natürlich nicht meine Absicht.
18. April 2012 at 00:52
Rayson
Der Punkt ist, dass du dir für die “Krönungsmesse” ausgerechnet die reformfreudigsten Katholiken ausgesucht hast. Ich bezweifle so ein wenig, dass das wirklich deine Intention war. Christian und ich fühlen uns nicht beleidigt, wir haben nur den Verdacht, dass du vielleicht nicht weißt, was “alt-katholisch” bedeutet, und deine Metapher deswegen etwas schräg erscheint.
18. April 2012 at 02:32
Jan
Auch auf die Gefahr hin, als Niedersachse UND FDP-Mensch als Rösler-Fanboy dazustehen: Wer soll es denn stattdessen machen? Und man verschone mich mit Ideen wir “Schäffler natürlich”. Nicht, dass ich daran inhaltlich was auszusetzen hätte (personell so auch nicht, wenn es nach mir ginge), nur müsste das halt jemand sein, der die Partei endlich wieder zusammen führt, statt weiter spaltet. Dazu müsste derjenige natürlich auch noch das Handwerk beherrschen und wenn es irgendwie geht auch noch in der Öffentlichkeit gut ankommen. Und dann müsste der Rösler-Abgang auch noch so vonstattengehen, dass der Vorsitz nicht zum Schleudersitz für den Nachfolger wird, weil sich bestimmte Landesverbände angepisst fühlen.
Mit anderen Worten: Mit Rösler ist die Partei offensichtlich so ziemlich am Arsch aber wenn sie es schaffen würde, ihn loszuwerden, sieht es nicht besser aus. Meine Lieblingslösung wäre, dass Rösler einen kompetenten Beraterstab an die Seite kriegt, der ihm sagt, was für Inhalte er vertreten soll. Von mir aus kann Brüderle diese Funktion auch alleine übernehmen. In Sachen Gauck hat er das ja anscheinend schon getan.
18. April 2012 at 09:57
euckenserbe
Das Problem ist, dass die FDP, wenn sie wieder gewählt werden will, Vertrauen zurück gewinnen muss, dass sie dem Konflikt mit den Sozialdemokraten dieser Welt nicht aus dem Weg geht. Und Rösler löst das Problem durch Appeasement. Das ist schlecht.
Ich würde mich auch über Schäffler freuen, habe aber tatsächlich eine brauchbare Alternative genannt. Niebel ist der einzige Fachminister, der was gerissen hat und sich in jeder Talk Show trägt. Er hat Partei- und Organisationserfahrung und könnte genau das sein, was man Rössler nicht mehr zutraut: Ein moderierender Organisator des Neubeginns. Der Mann wird m.E. notorisch unterschätzt. Auf allgemeine Akzeptanz sollte man bei einem solchen Personalvorschlag nicht setzen. Rösler muss aber weg. Er kann es einfach nicht.