„Da brennt Euer Geld. Wie Studenten-Beiträge vom AStA verschwendet werden“ – so titelt der aktuelle Uni-Spiegel. Der dazugehörige Artikel führt einige der Glanztaten bundesdeutscher Allgemeiner Studienrendenausschüsse, wie die Exekutive der studentischen Selbstverwaltung an deutschen Hochschulen heißt, auf.
Während die Finanzierung von privaten Feiern und „Bildungsveranstaltungen“ in Sexshops als beinahe schon normale Filzerscheinungen bei vielen eher ein Achselzucken hervorrufen dürften, ist das Verlieren von 20.000 Euro schon ein größeres Kunststück. Doch auch dieser Betrag fällt unter „Peanuts“, wenn man ihn mit den 220.000 Euro Verlust vergleicht, die sich der AStA der Uni Bochum mit einer einzigen Veranstaltung eingebrockt hat. Die überdimensionierte Mensaparty eignete sich offensichtlich besser zur Egopflege für AstA-Mitglieder als zur Bespaßung der Vertretenen, die einfach nicht in erforderlicher Anzahl erscheinen wollten. Aber selbst dieses hübsche Sümmchen verschwendeten Geldes konnte der AStA der Uni Bonn überbieten. Der mußte ganze 260.000 Euro abschreiben, weil Studenten ihre vom AStA vergebenen Kredite in dieser Höhe nicht zurückzahlten.
Darf man fragen, ob diese Kredite vergeben wurden, um den Lebensunterhalt nach Regelstudienzeitüberschreitung wegen starker Belastung durch politische Arbeit zu finanzieren? Oder wäre das zu kleinkariert? Ein kleiner Trost für die still zahlenden fleißigen Studierenden in Bonn: sie sind nicht die einzigen, mit deren Zwangsbeiträgen der örtliche AStA solcherart Schindlunder getrieben hat.
Aus den Zeilen des Artikels spricht Ratlosigkeit. Angesichts solcher Vorfälle fragt sich der Uni-Spiegel, warum die Studierenden klaglos ihre Beiträge zahlen, während es ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen in Bayern und Baden-Württemberg, wo es keine studentische Selbstverwaltung gibt, offensichtlich nicht schlechter geht? Der Uni-Spiegel fragt weiter, warum der Aufstand gegen die wildgewordene Selbstverwaltung ausbleibt? Und wie lange sich die Zwangsbeitragszahlerinnen und -zahler solch selbstherrliches Gebaren noch bieten lassen sollten?
Das sind naheliegende Gedanken. Ich frage mich allerdings an dieser Stelle: was unterscheidet einen AStA von irgendeiner anderen Regierung in diesem Land?
3 comments
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16. February 2012 at 01:01
Spiessbratenbrötchen
“Der Uni-Spiegel fragt weiter, warum der Aufstand gegen die wildgewordene Selbstverwaltung ausbleibt? Und wie lange sich die Zwangsbeitragszahlerinnen und -zahler solch selbstherrliches Gebaren noch bieten lassen sollten?”
Es interessiert einfach keinen. Am Anfang des Studiums weiß man nicht, dass es einen AStA gibt. Hat man das rausgefunden weiß man nicht, was die eigentlich machen. Danach findet man deren Partys ganz gut. Dann, mittlerweile im 4. oder 5. Semester, ist man schließlich mit anderen Dingen (nämlich ernsthaft Studieren) beschäftigt. Sobald man damit fertig ist geht man von der Uni und dann interessiert einen sowas eh nicht mehr.
16. February 2012 at 09:56
Libertas
Ja, und leider stimmt es nicht nur für die Uni:
Es interessiert einfach keinen. Am Anfang des Lebens weiß man nicht, daß es eine Regierung gibt. Hat man das rausgefunden, weiß man nicht, was die eigentlich machen. Danach findet man deren Bestechungsleistungen ganz gut. Dann, mittlerweile im 4. oder 5. Jahrzehnt, ist man mit anderen Dingen (nämlich ernsthaft Arbeiten) beschäftigt. Sobald man damit fertig ist, geht man in Rente und dann interessiert einen so was eh nicht mehr.
Das scheint mir ein klassisches Beispiel für eine Situation zu sein, in der man die Alternative nicht sieht. Wir wachsen mit der Überzeugung auf, daß ein AStA und eine Regierung notwendige und tolle Dinge tun. Daß uns beim Ausbleiben dieser vermeintlichen Wohltaten nichts fehlen würde, und wir im Gegenteil mehr Geld im Portemonnaie hätten, glauben wir deshalb selbst dann nicht, wenn wir es (wie in Bayern und Baden-Württemberg bzw. Luxemburg) sehen.
19. February 2012 at 22:54
Alreech
NaJa, bald werden die Studenten in BaWü auch in den Genuss einer ASTA kommen.
Lauf Rot-Grün sollen die ja in BaWü eingeführt werden.