Es gibt mehr als 1,2 Mio. arabische Staatsbürger Israels. Nach der überwiegenden Anzahl der Meinungsumfragen sind sie das gerne. Und sie haben mehr Rechte als die Nachfahren der arabischen Flüchtlinge, die das Land nach 1949 verlassen haben, in Syrien, im Libanon oder Jordanien. Denn sie sind keine Staatsbürger zweiter Klasse. Das Einzige, was sie nicht müssen, ist zum Militär. Doch darüber berichten die deutschen Initiatoren israelisch-arabischer Bildungsprojekte nicht und auch Herr Polenz weckt in seiner Stellungnahme bewusst oder unbewusst den Eindruck, arabische Israelis seien “Palästinenser.” Und plötzlich wird aus “Gutmenschenprojekten” wie “Ein Bustan” politische Propaganda.
Unter dem Begriff “arabische Israelis” versteht man alle nichtjüdischen Israelis, die auf dem Staatsgebiet leben und die israelische Staatsbürgerschaft angenommen haben. Sie sind nicht zu verwechseln mit den arabischen Flüchtlingen, die 1949 aus dem Stammland geflohen sind (nur sehr wenige wurden vertrieben) und auch nicht mit jenen, die in den von Israel 1967 wieder besetzten Gebieten, die das Land großteils im Befreiungskrieg von 1949 verloren hatte und die dem Staatsgebiet Jordaniens (Westbank) oder Ägyptens (GAZA) zugeschlagen worden sind. Erst nachdem diese Gebiete von Israel zurück erobert wurden, gaben diese beiden Länder die Ansprüche auf diese Gebiete “zugunsten” der “Palästinenser” auf.
Palästinensische Israelis leben friedlich mit ihren jüdischen Mitbürgern und wünschen sich nach gängigen Meinungsumfragen keinen anderen Zustand. Zweite Amtssprache in Israel ist arabisch und vom Formular bis zum Straßenschild wird auch alles in arabischer Schrift und Sprache angezeigt.
Viele arabische Israelis leben in arabischen Städten oder Siedlungen. Aber auch in Großstädten wie Tel Aviv, Haifa oder insbesondere Jerusalem. Ihnen steht das gesamte israelische Bildungssystem offen, allerdings gibt es für sie extra arabische Schulen, in denen modernes Hebräisch erst ab der dritten Klasse gelehrt wird.
Zugegeben, ihr Bildungsniveau ist insgesamt wohl nicht so hoch wie das der jüdischen Israelis, doch dürfte dies nicht unbedingt an der Diskriminierung der Araber liegen. In allen europäischen Ländern ist schließlich ein vergleichbares Phänomen festzustellen.
Israelische Araber haben ihre eigenen politischen Parteien und sind auch im Parlament vertreten. Es soll sogar arabische Minister in israelischen Regierungen geben.
Vor diesem Hintergrund erscheinen die Bemühungen um einen jüdisch-arabischen Kindergarten in einem ganz anderen Licht. Für die Kinder, die ihn besuchen, ist er gewiss eine segensreiche Einrichtung, weil vielleicht mehr jüdische Kinder arabisch lernen und mehr arabische Kinder früher hebräisch lernen. Das war es dann aber schon. Mehr Frieden zwischen beiden Volksgruppen wird es dadurch nicht geben, denn Araber und Israelis leben auf israelischem Staatsgebiet schon in Frieden. Jeden Tag. Und es sind nicht weniger oder mehr Leute damit zufrieden, wie in anderen Ländern auch.
Das führt uns aber zu der Frage, was die IDF-Veteranin Irene Wachendorff antreibt, aus einem gewöhnlichen, zweisprachigen Kindergarten ein “Friedensprojekt” zu machen, für den man extra einen Förderverein gründen muss, dessen Gemeinnützigkeit offensichtlich noch nicht anerkannt ist.
Und eine mögliche Antwort wäre, dass hier arme Kinder für ein politisches Ziel instrumentalisiert werden. Das Ziel, Israel als ein Land darzustellen, das dessen arabische Staatsbürger diskriminiert, um so den Apartheidsbegriff endlich auch darauf anzuwenden und eine demokratisch – auch von den Arabern – gewählte Regierung zu diskriminieren, nur weil man eine andere Auffassung vertritt und die Israel-Freunde von der Hamas gerne mal mit ein paar abgelaufenen Medikamenten auf dem Seeweeg beglücken möchte.
19 comments
Comments feed for this article
23. December 2011 at 15:07
DB
Danke für die Schilderung, ich selbst hege wg. der Äußerungen der Vertreter arabischer Parteien “ein wenig” Zweifel am der Zufriedenheit der genannten Bevölkerungsgruppe. Diese muss aber nicht mit dem Sein dieser Gruppe korrelieren.
23. December 2011 at 18:05
lalibertine
Guter Artikel. Das ist m.E. auch der relevante Kern der Kritik an Ein Bustan, und nicht die Frage ob die jetzt ein e.V. sind oder nicht. Mich ärgert es, dass suggeriert wird, zivilisierte deutsche Friedensfuzzis müssten den primitiven jüdischen und arabischen Israelis erklären wie man zusammenlebt. Es wird insinuiert Israel wäre ein Apartheidsstaat, in dem sich Juden und Araber nicht begegnen. Dabei funktioniert die interkulturelle Zusammenarbeit z.B. in der IDF ganz hervorragend (hier, hier, hier) 😉
Abgesehen davon ist Waldorfpädagogik bestenfalls dumme Esoterik, schlimmstenfalls ekliger Rassismus. Schlimm genug, dass der Quatsch in Deutschland verbreitet ist und für Ärger sorgt. Das müssen wir nicht auch noch exportieren.
23. December 2011 at 22:55
christianhannover
ganz genau so ist es.
26. December 2011 at 01:09
Karsten
Ich teile die Kritik, dass deutsche Friedensfuzzis nicht überall auf der Welt ebendiese Welt am deutschen (Friedens-)Wesen genesen lassen sollten.
Als jemand, der in Israel war, kann ich die grundsätzliche Stoßrichtung dieses Beitrags allerdings nicht teilen. Es gibt eine strukturelle Diskriminierung der israelischen Araber. Im Großteil des Staates gibt es kein Miteinander der Volksgruppen, sondern eine regelrechte Separierung. Außerhalb der arabischen Ortschaften leben auch keine Araber. Das ist die faktische Tatsache. Ob das nun daran liegt, dass die nicht unter Juden leben wollen, oder dass die Juden keine Araber wollen, das sei dahingestellt. Ich denke, es ist ein Zustand, mit dem sich die Mehrheit beider Volksgruppen eingerichtet hat, und der ihnen so normal erscheint, dass sie ihn nicht hinterfragen. Ehen oder Beziehungen zwischen Angehörigen beider Volksgruppen kommen meines Wissens so gut wie nie vor.
“Das Einzige, was sie nicht müssen, ist zum Militär.”
Dazu sollte man wissen, dass fast alle Jobs in Israel, sei es im öffentlichen oder Privatsektor, von der Teilnahme am Militärdienst abhängen. Wer nicht gedient hat, wird nicht angestellt. Was sich nunmal primär gegen Araber richtet, und darüber hinaus auch gegen die kleine Mindrheit an Juden, die den Dienst an der Waffe aus nicht-religiösen Gründen ablehnt.
“Sie sind nicht zu verwechseln mit den arabischen Flüchtlingen, die 1949 aus dem Stammland geflohen sind (nur sehr wenige wurden vertrieben)”
Zur Flüchtlingsproblematik während des Unabhängigkeitskrieges empfehle ich Benny Morris. Der ist auch in der israelischen Historiographie mitlerweile Mainstream: http://www.counterpunch.org/2004/01/16/an-interview-with-benny-morris/
Bei der israelischen Staatsgründung ging es ähnlich wie bei allen Nationalstaatsgründungen (insbes. in Mittel- und Osteuropa) darum, dem neuen Nationalstaat eine loyale Basis zu schaffen. Den Staatsgründern war bewusst, dass ein jüdischer Staat mit einer zu großen arabischen Minorität, noch dazu mit hohem natürlichen Wachstum, niemals sicher existieren könne.
“Erst nachdem diese Gebiete von Israel zurück erobert wurden, gaben diese beiden Länder die Ansprüche auf diese Gebiete “zugunsten” der “Palästinenser” auf.”
Israel hat diese Gebiete nicht “zurück”-erobert, sondern erstmalig unter seine Kontrolle gebracht, lagen sie doch außerhalb des von der UNO 1948 sanktionierten Staatsgebietes.
Wer Palästinenser in “…” schreibt, der sollte auch “Amerikaner”, “Nigerianer” und “Australier” schreiben. Keine Nation existierte seit Anbeginn. Nationen sind erfundene Kollektive, die primär deshalb existieren, weil ihre Angehörigen wollen, dass sie existieren. Jeder Mensch hat das Recht sich zu bekennen, und kein Mensch sollte das Recht haben, anderen ihre nationale Existenzberechtigung abzusprechen.
“Zugegeben, ihr Bildungsniveau ist insgesamt wohl nicht so hoch wie das der jüdischen Israelis, doch dürfte dies nicht unbedingt an der Diskriminierung der Araber liegen. In allen europäischen Ländern ist schließlich ein vergleichbares Phänomen festzustellen.”
Das ist ein bizarrer Vergleich. Ich gehe nicht davon aus, dass der Autor darauf hinaus will, dass “der Araber” ob in Frankreich oder in Israel eben immer dumm bleibt. Tatsache ist, dass auch in europäischen Ländern Einwandererkinder nicht immer dieselben Chancen bekommen. Die Araber in Israel sind allerdings keine Einwanderer. Ihr Bildungsstand am Beginn der Staatsgründung dürfte vergleichbar gewesen sein mit dem vieler orientalisch-jüdischer Einwanderer. Letztere sind übrigens, zumindest in ihrer eigenen Wahrnehmung, jahrzehntelang diskriminiert worden. Ein Hauptgrund für den Wahlsieg des Likud Anno 1977, mit dem ein Ende der Herrschaft des sozialistisch-ashkenasischen Establishments verbunden wurde. Nur, wenn sogar die Orientalen diskriminiert wurden, wieso dann die Araber gerade nicht?
27. December 2011 at 13:32
euckenserbe
1. Es gibt keine “faktische Diskriminierung” der Araber. Wie Du selbst schreibst, ist schwer nachvollziehbar, warum die meisten – und nicht wie Du behauptest alle – israelischen Araber vorzugsweise in arabischen Gebieten leben. Das mag daran liegen, dass sie dort unter sich sind und ihre Sprache sprechen. Sie sind jedoch keinesfalls dazu gezwungen und trifft insbesondere für die Großstädte nicht zu. Entscheidend ist die Tatsache, dass sie in Frieden miteinander leben und dass die arabischen Israelis alle Rechte haben und überall wohnen dürfen und können. Ich war in den Achtzigern in Australien und mit einem Mann gut befreundet, dessen Vorfahren in den 1850igern aus Irland eingewandert waren und väterlicher und mütterlicherseits seither nur unter Iren geheiratet haben. Deshalb wurden sie noch lange nicht diskriminiert.
2. Israelische Araber müssen nicht zum Militär aber sie dürfen. Und sehr viele gehen auch dorthin. Dass “alle Jobs” vom Militär abhängen, ist ein Schmarrn. Israelis jüdischer Herkunft müssen zum Militär. Orthodoxe nicht – die gehen aber auch nicht arbeiten. In Israel existiert Gewerbefreiheit. Und es gibt genügend arabische Israelis, die selbst ein Unternehmen betreiben, von der kleinen Produktion über die Tankstelle, Autowerkstatt bis hin zum Imbiss und Restaurant, die auch deshalb besonders beliebt sind, weil man dort am Schabbat auch noch was kriegt.
3. Was histographischer Mainstream ist, sei dahingestellt, das interessiert mich aber nicht. Zahlen und Fakten besagen, dass es sicherlich Vertreibungen und Übergriffe (von beiden Seiten) gegeben hat und dass offensichtlich eine große Anzahl von israelischen Arabern sich für die israelische Staatsbürgerschaft und gegen das Leben im Flüchtlingscamp entschieden hat. Das mit der “zu starken arabischen Minorität” setzt ein planvolles Handeln voraus, das zur Zeit der Staatsgründung kaum Realität gewesen sein dürfte.
4. “Zurückeroberung”. Der Teilungsplan von 1948 wurde von den Arabern nicht anerkannt und im Zuge des israelischen Befreiungskrieges versuchten alle arabischen Staaten, die Staatsgründung zu verhindern und die Israelis vernichtend zu schlagen. Dabei gelang es den Arabern, im Zuge verschiedener Waffenstillstände die Westbank (Jordanien) und den Gaza-Streifen (Ägypten) zu besetzen allerdings ohne der dort lebenden arabischen Bevölkerung die Staatsbürgerschaft einzuräumen. Israel konnte diese Gebiete natürlich nicht besetzt haben, weil es vor 1947 gar nicht existierte. Der Begriff ist in soweit nicht präzise genug.
5. Auf arabische Israelis trifft der Begriff “Palästinenser” in keinem Fall zu. Um die ging es natürlich in dem Artikel. Dass die Araber, die im Libanon, in Jordanien, in der Westbank und im Gazastreifen sich irgendwann “Palästinenser” nannten, ist richtig. Nur unterscheiden sie sich eben weder in Sprache noch Herkunft von libanesischen, syrischen, jordanischen oder ägyptischen Arabern, bis auf die Tatsache, dass es einen palästinensischen Staat in der Geschichte nie gegeben hat und deshalb auch keine palästinensische Nation. Denn mit dem Begriff soll ja impliziert werden, die Existenz Israels würde einen “palästinensischen” Staat verhindern. Vorher war da einfach gar kein Staat.
6.Ich weiß nicht, was an dem Vergleich bizarr ist. In westlichen Staaten ist das Bildungsniveau von arabischen Migranten, sogar von solchen die aus dem Libanon und den besetzten Gebieten stammen, deutlich niedriger wie das das einheimischen Bevölkerung. Auch Durchschnittseinkommen und Beschäftigungsgrad sind schlechter, was sich etwa von asiatischen Einwanderern nicht sagen lässt. Entweder diskriminieren wir die arabische Volksgruppe, dann sollten wir lieber vor der eigenen Tür kehren. Oder es hat andere Gründe, dann sollte man den Israelis nicht vorwerfen, dass sie ihre arabische Bevölkerung separieren.
7. Weil eine Volksgruppe ihre vermeintliche Diskriminierung durch einen Wahlsieg 1977 (!) beendete, wird eine andere heute noch diskriminiert. Aha.
Dass israelische Araber im Staat diskriminiert werden, ist mit diesem Kommentar jedoch leider nicht bewiesen. Es ist die Ansammlung der üblichen Halbwahrheiten und Scheinindizien, die zu einem Vorurteil vermengt werden.
1. January 2012 at 17:48
Karsten
1. Es ist nicht schwer nachvollziehbar, warum eine faktische Separierung der beiden großen Volksgruppen in Israel existiert. Jeder, der mal dort war, weiss warum. Man vertraut sich nicht wirklich, und will gar nicht zusammen leben. Obwohl es keine gesetzlich erzwungene Separierung gibt, gibt es tausend gesellschaftliche Hürden, die sich einer Vermischung entgegenstellen. Es mag sein, dass manche irischstämmige Australier nur andere Irischstämige heiraten. Das wird aber für die meisten nicht zutreffen. In Israel dürfte die Rate der arabisch-jüdischen Mischehen (und Beziehungen) bei deutlich unter 1% liegen. Dies ist ein deutlicher Indikator für ein Verhältnis, das von einem geregelten Nebeneinander auch ins Feindliche abdriften kann.
2. “Israelische Araber müssen nicht zum Militär aber sie dürfen. Und sehr viele gehen auch dorthin.”
Der zweite Satz ist schlicht eine Falschaussage. Wenn man von den Beduinen und Drusen absieht, die sich selbst nicht der generellen arabischen Bevölkerung zurechnen, lässt sich die Zahl der Araber in den IDF an einer Hand abzählen. http://en.wikipedia.org/wiki/Israel_Defense_Forces#Bedouins_and_Israeli_Arabs
3. “Was histographischer Mainstream ist, sei dahingestellt, das interessiert mich aber nicht. Zahlen und Fakten besagen”
Diese Aussage ist himmelschreiend ignorant. Israelische Historiker haben sich ja eben eingehend mit Zahlen und Fakten beschäftigt. Die sollte man schon mal konsultiert haben, bevor man sich eindeutig positioniert.
4. “Dabei gelang es den Arabern, im Zuge verschiedener Waffenstillstände die Westbank (Jordanien) und den Gaza-Streifen (Ägypten) zu besetzen allerdings ohne der dort lebenden arabischen Bevölkerung die Staatsbürgerschaft einzuräumen.”
Insofern haben sie sich kaum anders verhalten als Israel nach 1967. Die Gebiete wurden besetzt ohne der unter die eigene Herrschaft gestellten Bevölkerung die Staatsbürgerschaft einzuräumen.
5. “Auf arabische Israelis trifft der Begriff “Palästinenser” in keinem Fall zu.”
Auch das ist wieder eine Falschaussage. Es ist der betroffenen Bevölkerung selbst überlassen wie sie sich bezeichnen möchte. Die haben keineswegs auf einen deutschen Blogger gewartet, der sie als dieses oder jenes klassifiziert.
Es gab schon jede Menge Untersuchungen zur Selbstidentifizierung der israelischen Araber. In allen jüngeren hat sich eine bedeutende Minderheit bis zu einer deutlichen Mehrheit in der ein oder anderen Weise mit dem Begriff “Palästinenser” identifiziert. Auch hier hilft es natürlich, die entsprechende Literatur zu Rate zu ziehen, bevor man pauschalisierende und falsche Aussagen trifft. http://uga.academia.edu/SherryLowrance/Papers/82564/Identity_Grievances_and_Political_Action_Recent_Evidence_from_the_Palestinian_Community_in_Israel
“bis auf die Tatsache, dass es einen palästinensischen Staat in der Geschichte nie gegeben hat und deshalb auch keine palästinensische Nation”
Auch diese Aussage ist Unsinn. Es braucht keinen Staat für die Konstituierung einer nationalen Gemeinschaft. Sonst wären Kurden, Basken, Katalanen etc.. ja auch keine Nationen. Die eutschen bis 1871 übrigens auch nicht. Die Nationsbildung geht der Staatsbildung allerdings voraus, jedenfalls in vielen Fällen. Ich empfehle Eric Hobsbwam: Nationen und Nationalismus.
6. “In westlichen Staaten ist das Bildungsniveau von arabischen Migranten, sogar von solchen die aus dem Libanon und den besetzten Gebieten stammen, deutlich niedriger wie das das einheimischen Bevölkerung.”
Das mag auf Westeuropa zutreffen. In Kanada und den USA liegen die Fakten anders. Letztlich kommt es auf die Art der Einwanderung an. Nach Deutschland sind nunmal nicht mehrheitlich arabische Akademiker immigriert.
“Dass israelische Araber im Staat diskriminiert werden, ist mit diesem Kommentar jedoch leider nicht bewiesen.”
Für Dich scheint diese Frage höchstideologischer Natur zu sein, weil sie tatsächlich von einer Seite dazu verwandt wird, Israel zu delegitimieren. Darum geht es mir jedoch nicht. Dieses Freund-Feind-Schema ist einer grundsätzlichen, am Erkenntnisgewinn orientierten Diskussion abträglich. Nur, weil es Diskriminierung gibt (die als solche zumindest von Seiten der arabischen Bevölkerung subjektiv wahrgenommen wird), heisst das noch nicht, dass Israel delegitimiert ist.
1. January 2012 at 18:40
euckenserbe
Du verlässt das hier gerne von Kommentatoren gesehene Niveau. Wir wollen hier nur im Ausnahmefall persönlich werden.
Dass juristisch keine Diskriminierung besteht, ist wohl nicht von der Hand zu weisen. Ich kann eine solche auch dann nicht erkennen, weil sich etwa Araber und jüdische Israelis nicht vermischen. Säkulare und orthodoxe tuen das auch nicht. Auch Mischehen zwischen Christen und anderen sind nicht die Regel.
Der Kommentar bewegt sich in Andeutungen, Vermutungen und Unterstellungen. Ein Beweis wurde nicht geführt.
1. January 2012 at 21:10
Karsten
Gut, an einer offenen Diskussion scheinst Du nicht interessiert. Das ist schade.
Juristisch besteht im übrigen durchaus eine Diskriminierung von ‘Mischehen’. Die können in Israel nämlich überhaupt nicht geschlossen werden, da eine Zivilehe als Institution nicht existiert. Eheschließung ist nur möglich, wenn einer der beiden Partner konvertiert. Allerdings ist dies eine Diskriminierung, die Angehörige beider Volksgruppen gleichermaßen treffen kann.
1. January 2012 at 23:24
euckenserbe
Ich bin jederzeit an einer offenen Diskussion interessiert. Aber solche Zitate billige ich nicht:
“Diese Aussage ist himmelschreiend ignorant.
…
Die haben keineswegs auf einen deutschen Blogger gewartet, der sie als dieses oder jenes klassifiziert.
…
Das ist ein bizarrer Vergleich.”
Auf dieser Ebene habe ich – obwohl sicher nicht zart beseitet – keine Lust, zu diskutieren. Außerdem finde ich Deinen Vortrag suggestiv.
Sorry. So nicht
27. December 2011 at 00:21
drkojak
Soso, die palästinensischen Araber sind aber Araber. Ein Land ‘Palästina’ mit arabischer Bevölkerung gibt es nicht.
Ischt ein wenig so, wie wenn die Sudeten sich auch heute noch als Sudeten, als Nation, verstehen würden. Oder wenn sie von revanchistischer Seite so verkauft würden. (Allerdings haben die Sudeten eine lange eigene Tradition, sie wollten dann heim ins Reich, ansonsten hätte man sie -wie bspw. die Österreicher- durchaus begründet als eigenes Volk verstehen können.)
Leider leben wir noch in kompetitiv verbundenen Nationalstaaten, ein gewisser Wettbewerb ist eben sinnvoll, mehrfache Staatsangehörigkeiten können ausgenutzt werden, das geschieht ja auch; Internationalismus und “Eine Welt”-Denken ist Quatsch, u.a. auch weil Stagnation bedeutend.
Die unterschiedliche Behandlung der israelischen Araber ist mir auch bekannt, ich führe sie auf unterschiedliche kulturelle und relig. Maßgaben zurück. Schauen’S mal auf die Aussagen arabisch-isarelischer Politiker, da kommt einem oft das Grausen…
27. December 2011 at 11:09
Adrian
Bildung und Bildungserfolg haben auch viel mit Kultur und Erziehung zu tun. Die jüdischen Deutschen im 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts waren im Schnitt gebildeter als die christlichen Deutschen. Von einer Diskriminierung der christlichen Deutschen wird man da aber wohl kaum sprechen können.
“Ihr Bildungsstand am Beginn der Staatsgründung dürfte vergleichbar gewesen sein mit dem vieler orientalisch-jüdischer Einwanderer.”
Mag sein, das impliziert aber weder eine Diskriminierung von Arabern oder von orientalischen Juden. Wer viel betet, hat einen anderen Wissensstand als jemand, der viel in der Bibliothek liest.
Einige Milieus fördern ersteres, andere eher letzteres.
“Tatsache ist, dass auch in europäischen Ländern Einwandererkinder nicht immer dieselben Chancen bekommen.”
Natürlich bekommen sie die. Wo wird Einwandererkindern der Besuch von Schulen, Bibliotheken und Museen verweigert?
27. December 2011 at 12:45
Karsten
Die Mechanismen der Diskriminierung sind vielschichtig. Das hat auch nicht notwendiger mit den Milieus zu tun. In Deutschland werden auch vergleichsweise begabte Kinder nach 4 Jahren Halbtagsgrundschule häufig in die Hauptschule abgeschoben. Es gibt wohl nirgends in der Ersten welt ein Schulsystem, das soziale Dünkel so reproduziert wie in Deutschland.
In Israel sprechen manche sephardische Autoren von einer regelrechten Zwangsproletarisierung der orientalischen Bevölkerung in den ersten Jahrzehnten. Diese spielte im zionistischen Konzept lange keine Rolle und wurde, als sie dann doch einwanderte (nicht zuletzt als ‘Ersatz’ für die im Holocaust Ermordeten) in die peripher gelegenen Entwicklungsstädte abgeschoben. Führungspositionen gingen konsequent an die vermeintlich gebildeteren Aschkenasim, obwohl deren Herkunft aus den Ghettos und Shtetln Osteuropas oftmals kaum implizierte, dass sie tatsächlich über mehr geistiges Kapital verfügten als die Juden des Orients. Erst durch den elektoralen Aufstand der sephardischen Bevölkerung in den 1970er Jahren änderte sich diese Situation schrittweise.
27. December 2011 at 13:59
Adrian
“Es gibt wohl nirgends in der Ersten welt ein Schulsystem, das soziale Dünkel so reproduziert wie in Deutschland.”
Und was hat das jetzt speziell mit Diskriminierung von Migranten zu tun?
“Diese spielte im zionistischen Konzept lange keine Rolle und wurde, als sie dann doch einwanderte (nicht zuletzt als ‘Ersatz’ für die im Holocaust Ermordeten) in die peripher gelegenen Entwicklungsstädte abgeschoben.”
Natürlich spielten die orientalische Juden im zionistischen Konzept lange keine Rolle. Der Zionismus ist eine Idee säkularer europäischer Juden, welche natürlich auch “europäisch-westlich” dachten.
Und natürlich hat man die orientalischen Juden in die peripher gelegenen Entwicklungsstädte “abgeschoben”. Es liegt in der Natur der Sache, dass diejenigen, die später kommen, dahin ziehen müssen, wo neu gebaut wurde. Und neu bauen kann man nun mal nur an der Peripherie einer bereits bestehenden Stadt.
“Führungspositionen gingen konsequent an die vermeintlich gebildeteren Aschkenasim, obwohl deren Herkunft aus den Ghettos und Shtetln Osteuropas oftmals kaum implizierte, dass sie tatsächlich über mehr geistiges Kapital verfügten als die Juden des Orients.”
Aber ich impliziere das. Es ist für mich schlichtweg nicht vorstellbar, dass ein Juden im polnischen “Ghetto” ungebildeter sein soll, als einer aus der orientalischen Wüste. Wie gesagt: Milieu und Kultur.
“Erst durch den elektoralen Aufstand der sephardischen Bevölkerung in den 1970er Jahren änderte sich diese Situation schrittweise.”
Es änderte sich wohl eher durch die Integrationsleistung und das Bildungsangebot des Staates Israel.
1. January 2012 at 21:22
Karsten
“Aber ich impliziere das. Es ist für mich schlichtweg nicht vorstellbar, dass ein Juden im polnischen “Ghetto” ungebildeter sein soll, als einer aus der orientalischen Wüste. Wie gesagt: Milieu und Kultur.”
Nachvollziehbar, dass einem Europäer intuitiv diese Logik naheliegt. Wenn man sich jedoch die jüdische Bevölkerung Frankreichs ansieht, die je zur Hälfte aus europäischen und nordafrikanischen Juden besteht, dann sieht man die entsprechende Binnendifferenzierung nicht. Die jüdischen Franzosen algerischen Ursprungs sind keineswegs ungebildeter und sozial deklassierter als die, die aus Osteuropa stammen. Die Proletarisierung der Orientalen hat in Frankreich nicht stattgefunden.
“Es änderte sich wohl eher durch die Integrationsleistung und das Bildungsangebot des Staates Israel.”
Für einen Liberalen erstaunlich staatsgläubige Ansicht. Dem ist nicht völlig zu widersprechen. Ändert nur nicht am Ausgangspunkt einer erheblichen Diskriminierung dieser Bevölkerungsschicht, für die sich der damalige Avoda-Vorsitzende Ehud Barak einst sogar öffentlichkeitswirksam entschuldigte: http://en.wikipedia.org/wiki/Racism_in_Israel#Sephardi_and_Mizrahi_.28Middle_Eastern.29
Off topic: Ich finde es erstaunlich, dass ein Blogger, der höchst eindrucksvoll die vielfältige Diskriminierung Homosexueller in Deutschland und darüber hinaus behandelt, so völlig blind ist gegenüber den Diskriminierungen, die anderen Gruppen entgegenschlagen.
1. January 2012 at 10:26
las artes
Verständlicherweise können sich die israelischen Araber nur leidlich mit den Symbolen des Staates identifizieren. Der Davidstern in der Flagge, die Menora im Staatswappen, die Nationalhymne Hatikva – alles Zeichen für die vorwiegend jüdische Identität Israels. Aber sie können ganz gut damit leben. Jedenfalls hat sich ihre Zahl seit der Staatsgründung 1948 verachtfacht. Sie haben alle vollen bürgerlichen Rechte, Arabisch ist zweite Amtssprache, und arabische Parteien stellen Vertreter in der Knesset (von denen allerdings wenig Ruhmreiches zu berichten ist).
3. January 2012 at 13:08
Adrian
@ Karsten
“Ich finde es erstaunlich, dass”
Was ist daran erstaunlich? Nicht jeder muss Deiner Interpreatation folgen.
4. January 2012 at 20:12
Yael
“Der zweite Satz ist schlicht eine Falschaussage. Wenn man von den Beduinen und Drusen absieht, die sich selbst nicht der generellen arabischen Bevölkerung zurechnen, lässt sich die Zahl der Araber in den IDF an einer Hand abzählen”
Sie sollten weniger auf Wikipedia vertrauen, sondern auf Quellen, die sich damit intensiv beschäftigen. Laut Statistik werden es nämlich immer mehr.
15. March 2012 at 16:00
Stefan Balker
Sehr schöne Beiträge vom Kommentator “Karsten”, die einmal eine andere und kenntnisreichere Perspektive zu den hier sonst sehr einseitigen und undifferenzierten Israel-Kommentaren aufzeigen. Schade, dass der Blogautor mit diesem sachlichen Widerspruch offenbar überfordert war und sich doch mit einer ziemlich albernen Begründung zurückgezogen hat, nachdem er selbst schnell dabei war, “Vorurteile” und “Halbwahrheiten” zu unterstellen.
15. March 2012 at 16:25
euckenserbe
auch wenn Sie ein wenig spät dran sind, Herr Balker, sind auch kritische Kommentare hier hoch willkommen. Wann und mit wem wir hier diskutieren, bleibt aber die Sache der Autoren. Genau wie die Frage, welche Kommentare wir hier zulassen oder auch nicht.
Für Ihre Behauptungen sind Sie leider jede Begründung schuldig geblieben. Differenzierte Diskussion funktioniert anders.