Wäre ich Aktionär der Deutschen Bank, ich würde Sigmar Gabriel auf Schadensersatz verklagen. Denn der schädigt das Vermögen der Aktionäre deutscher Großbanken, die alle die Probleme nicht haben, die man ihnen unterstellt. Sie haben auch die letzte Krise ohne Hilfe überstanden, während die staatlichen Landesbanken reihenweise in die Knie gegangen sind und auf Jahre die Kassen der Bundesländer ruiniert haben, die für sie garantieren. Nun will Gabriel das deutsche Bankensystem, das seinesgleichen sucht, zerschlagen und unsicher machen. Der Mann hat einfach keine Ahnung.
Das deutsche Bankensystem hat drei Säulen: Die Privatbanken, das Sparkassensystem und die Genossenschaftsbanken. Von diesen drei geriet flächendeckend nur das staatliche öffentlich-rechtliche System in die Grütze. Denn die Landesbanken gehören immer zur Hälfte den Sparkassen, die wiederum de Facto den Kommunen und Landkreisen gehören und zur anderen Hälfte den Landesbanken. Die Nur die Nord LB und die HELABA überstanden die Bankenkrise ohne massive Hilfe der Steuerzahler. Die SachsenLB, die BayernLB, die HSH Nordbank und die Landesbank Baden-Württemberg haben sich um Milliarden verspekuliert.
Die Commerzbank wäre auch ohne Staatshilfe ausgekommen. Aber Peer Steinbrück suchte händeringend eine Bank, die sich retten lassen wollte und Commerzbank-Chef Blessing wollte mit der schon vor der Bankenkrise notleidenden Dresdner Bank fusionieren. Die gehörte der Allianz, die froh war, dass der Steuerzahler so die Verluste übernahm, die ihr sonst die Bilanz verhagelt hätten. Sonst aber nichts.
Ach ja und auch die Hypo Real Estate als Privatbank brauchte Hilfe. Das aber nur deshalb, weil niemand mehr die Staatsschulden refinanzieren wollte, die sie in den Büchern hatte. Denn das Haus hatte deFacto den Kommunen langfristig Kredite gegeben, die sie kurzfristig refinanzierte. Aus der Zinsdifferenz entstand ihr Gewinn. Und in der Krise wollte plötzlich kein Amerikaner mehr “Kommunalobligationen” refinanzieren, weil er gar nicht wusste, was das ist. Und so ging diese Spezialbank pleite.
Die Universalbanken, die verschiedene Sparten in sich vereinen, hatten dagegen überhaupt kein Problem. Deutsche Bank und etwa die Hypovereinsbank hatten und haben wahrscheinlich kein Problem, gerade weil verschiedene Sparten sie weniger krisenanfällig gemacht haben als die reinen Investment-Banken, die nur eine Sparte in sich vereinen. Und weil sie sich im Rahmen des privaten Einlagensicherungssystems auf die Finger schauen, haben sie auch eine ganz andere Risiko-Kultur und diversifizieren stärker. Wenn Griechenland pleite geht, machen sie nur Verluste und gehen nicht gleich insolvent.
Aber woher soll der Sonderschullehrer Gabriel das wissen?
6 comments
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17. October 2011 at 23:19
Alreech
Hm, er könnte es wissen wenn er sich mit mehreren Experten unterhält und dann daraus seine eigenen Schlüße zieht.
Ich vermute mal, er hat das auch getan, aber mit Experten für PR, nicht für Wirtschaft…
17. October 2011 at 23:28
Carl M.
Jan Fleischhauer schreibt heute:
= Ein Problem des linken Protests ist sein eklatanter Mangel an Originalität. Schon die Annahme, dass der Steuerzahler nun ein weiteres Mal für das verantwortungslose Treiben an den Finanzmärkten geradesteht, hält einer näheren Betrachtung kaum stand. An dieser Krise sind nicht die Banken schuld – es sei denn, man will ihnen zum Vorwurf machen, dass sie sich über Jahre auf die Zusicherung der Politik verlassen haben, dass für die von ihr in Umlauf gebrachten Staatsanleihen kein Ausfallrisiko besteht. Nun ist zur großen Überraschung aller europäischen Institutionen doch der Schadensfall eingetreten, und weil es keine Aussicht gibt, dass die Verantwortlichen die von ihnen verschuldeten Probleme ohne Schuldenerlass in den Griff bekommen, sollen die Banken jetzt auf einen Teil ihrer rechtmäßig verbrieften Titel verzichten. Tatsächlich muss der Steuerzahler also für die Ausfälle eintreten, die seine Regierungen gerade den Gläubigern zumuten, aber so erklärt es ihm selbstverständlich niemand. =
Kann man den Schlamassel besser auf den Punkt bringen?
17. October 2011 at 23:29
Rayson
Von der DeuBa kann man ja nur sagen, dass sie ohne “deutsche” oder ohne “direkte” Staatshilfe ausgekommen ist, denn auf der Liste derjenigen, die von der Hilfe der USA für die AIG profitierten, stand sie ganz, ganz oben.
Das Argument, Investment- und Kreditgeschäft zu trennen, ist ja nicht neu, und der Siggi hat es schon gar nicht erfunden. In England gehört das zu den Vorschlägen der Bankenreformkommission und hat wohl gute Chancen auf Verwirklichung.
Das ist natürlich geschickt formuliert 😉 Nicht aber die Investmentsparte soll ihre Risiken von der Kreditsparte abfedern lassen, sondern umgekehrt will man letztere nicht mit den Risiken der ersteren belasten. Das Investmentgeschäft ist nicht “systemrelevant”. Etwaige “Rettungen” können sich dann auf das Kreditgeschäft beschränken. Damit ist es alleine natürlich nicht getan, denn Kredite werden sicher auch Investmentbanken gewährt werden. Das System wird aber transparenter.
Ich weiß nicht, woher du diese Sicherheit hast. Ackermann hat sie offensichtlich nicht, sonst würde er anders auftreten. Das Risiko einer Griechenland-Pleite manifestiert sich ja nicht nur in Griechenland-Anleihen…
18. October 2011 at 00:26
euckenserbe
1. Diversifikation führt grundsätzlich zu niedrigeren Renditen und geringeren Risiken.
2. dass die Deutsche Bank von den AIG-HIlfen profitiert hat, mag sein. Wäre sie aber pleite gegangen, wenn AIG nicht gerettet worden wäre. Das bezweifle ich.
3. Ich habe in den Neunzigern vier Jahre auf Seiten der Treuhandanstalat mit Bänkern teilnehmen dürfen. Die Jungs sind knallhart im Verhandeln und sie haben die Strategie, das Risiko für die eigenen Aktivitäten anderen in die Schuhe zu schieben, mit der Muttermilch aufgesogen. Wenn Ackermann auf Besorgt macht, dann um die Politik mal wieder mit dem Blick in den vermeintlichen Abgrund zu nötigen, möglichst viele Verluste zu übernehmen. Und damit kommt er durch,
18. October 2011 at 00:41
Rayson
ad 1. Das haben diejenigen, die “subprimes” in ihre strukturierten Papiere gemischt haben, auch gedacht. Tatsächlich gilt das aber nur unter bestimmten Voraussetzungen, von deren Geltung man jetzt nicht mehr grundsätzlich ausgehen kann.
ad 2. Man müsste mal schauen, wie hoch das damals war und wie hoch das EK zu der Zeit. Allerdings reicht das wohl aucht nicht, denn eine Vollabschreibung der Forderung gegen die AIG bei der DeuBa hätte sicher Dominoeffekte gehabt. Und dass das EK einer nach IFRS bilanzierenden Bank nicht gerade vor Stabilität strotzt, brauche ich dir ja nicht zu erzählen.
ad 3. Ich habe auch schon viele Banker kennen gelernt (und damit meine ich nicht die für meine privaten Konten zuständigen Verkäufer, denen ich aus dem Weg zu gehen pflege). Aber letztlich spekulieren wir hier beide.
18. October 2011 at 09:23
euckenserbe
Der entscheidende Fehler gegenüber den Banken ist nicht bei Lehman Brothers gemacht worden sondern bei der IKB und bei Bear Stearns. Bei der IKB war der deutsche Staat blöderweise erpressbar, weil er Eigentümer war. Hätte die FED aber bei Bear Stearns nicht geholfen, dann hätten die Banken angefangen, sich selbst und gegenseitig zu helfen und die Abwärtsspirale wäre überhaupt nicht in Gang gekommen.