Eine wirkliche Einsicht in das, was von der taz offenbar als Queer-Community betrachtet wird, habe ich nicht. Umso merkwürdiger mutet der Text einer gewissen Tülin Duman an, der Vorsitzenden des Vereins GLADT, der neben dem Artikel als “deutschlandweit die einzige unabhängige Eigenorganisation von queeren MigrantInnen” bezeichnet wird.
Für mich liest sich das ganze so: Es gibt gute und böse Schwule. Die bösen wollen sich der “Mitte der Gesellschaft” anpassen und damit Kriege in aller Welt und Rassismus gegen “MigrantInnen” unterstützen. Die guten Schwulen wissen, dass der Islam absolut gar nichts mit Schwulenfeindlichkeit zu tun hat, arbeiten mit “Gewerkschaften, sozialen Verbänden und der öffentlichen Verwaltung” zusammen und regen sich über die Tatsache auf, dass sich “Hartz-IV-EmpfängerInnen die Partyszene der Hauptstadt nicht leisten können”.
Mit anderen Worten: Alle Schwule, die nicht links sind, sind schlecht und machen sich an allen Ungerechtigkeiten dieses Landes oder sogar der ganzen Welt mit schuldig. Geht es darum bei dieser ganzen Debatte? Wenn ja, dann hat die ganze Sache gar nichts mit Homosexualität zu tun, sondern ist lediglich ein weiteres Kapitel im gutmenschlichen Kulturkampf, denn die gleichen Vorwürfe erheben Linke gegen den Großteil der Menschheit.
15 comments
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3. July 2010 at 08:15
TimoH.
Mir treibt dieses Gefasel von der taz und Epigonen jedes Mal die Zornesröte ins Gesicht!
Dieses Geblubber von den sch— sozialen Bewegungen bla mit den tollen Kämpfen bla und die Viktimisierung des Migranten hat doch erst dazu geführt, dass es in Berlin so viele rechtsfreie Räume gibt, wo man nicht mal mehr verhalten Händchen halten kann.
Aber natürlich bin ich als bürgerlicher Liberaler total an den ganzen Gentrifizierungstendenzen beteiligt… und quasi selbst schuld daran, wenn mir junge Anhänger der Religion des Friedens ins Gesicht rotzen.
A propos: auch wenn ich mir die Partyszene vielleicht sogar ab und an leisten könnte, bleibee ich dennoch lieber zu Hause oder gehe in einen total unqueeren Biergarten. Deswegen stilisere ich mich noch längst nicht als Opfer…
3. July 2010 at 10:04
martin
Zunächst einmal: Was genau eine Queer-Community eigentlich ist, im Unterschied zu dem, was man ansonsten als “Schwule und Lesben” zu bezeichnen pflegt, bleibt für mich weiterhin ein esoterisches Geheimwissen, zu dem ich keinen Zugang finde. Es mag also sein, dass Tülin Duman und Konsorten ihren Alleinvertretungsanspruch mit Recht erheben, bloß scheinen sie “queer” auch irgendwie mit “schwul” zu verbinden, wovon ich mich unangenehm betroffen fühlen muss.
Deshalb hast ist die hier getroffene Bewertung wohl völlig richtig: Es geht um die Durchsetzung einer linksradikalen intellektuellen Hegemonie sowohl in der Deutung schwul-lesbischer Interessen, als auch in ihrer angemessenen politischen Artikulation. Nicht mehr und nicht weniger. Homosexualität dient dabei allerdings lediglich als Medium oder Gegenstand, sie hat gewissermaßen die Arbeiterklasse als vorgestellten Protagonisten der Weltrevolution abgelöst.
3. July 2010 at 13:18
Adrian
“Müssen Schwule links sein?”
Natürlich. So war es schließlich geplant.
3. July 2010 at 13:30
Adrian
@ martin
Soweit ich das verstanden habe, ist “queer” die Bezeichnung für alle Menschen, die nicht dem heteronormativen Verständnis von Mensch und Sexualität entsprechen, also Schwule, Lesben, Bis, Travestiten, Transsexuelle und Intersexuelle.
“bloß scheinen sie “queer” auch irgendwie mit “schwul” zu verbinden”
Ein Schwuler kann nur dann “queer” sein, wenn er den richtigen Klassenstandpunkt hat. Lebt er allerdings in einem Reihenhaus mit seinem Lebenspartner steht ihm dieses “Privileg” nicht zu, weil er sich damit zu sehr den heteronormativen Denkmustern anpasse.
Das alles ist ein bisschen kurios, denn natürlich gibt es heteronormative Denkmuster. Die haben allerdings nichts mit Politik und auch nichts mit individuellen Lebensentwürfen und Geschmäckern zu tun.
Ich denke, mit dem Begriff “queer” wird versucht, in typisch linker Art und Weise, sozusagen das Private zu politisieren.
3. July 2010 at 13:51
martin
@ Adrian: Ich finde es etwas unbefriedigend, wenn uns “queer” erst als nonkonformistische Alternative zu einer binären, heteronormativen Geschlechterlogik verkauft wird, und es sich dann doch bloß als ein Konzept entpuppt, indem – streng binär – ein Pluriversum an Heteronormativen (d.h. Schwule, Lesben, Bisexuelle etc., solange sie nicht “queer” sind, und natürlich die trivialen Heten, die ohnehin) der kleinen Schar erfolgreich bekehrter Queers gegenübersteht. Immerhin haben wir doch gelernt, dass binäre Logiken per se heteronormativ sind, oder nicht?
Eigentlich sollte es doch bei “queer” darum gehen, gewohnheitsmäßige sexuelle Identitätskonzepte zu “queren”. Bloß, dass man “queer” nun selbst zu einem Identitätskonzept macht, und das natürlich im Gewand linkspolitischer Menschheitsverbesserung.
3. July 2010 at 14:44
Adrian
@ martin
“Eigentlich sollte es doch bei “queer” darum gehen, gewohnheitsmäßige sexuelle Identitätskonzepte zu “queren”.”
Aber wozu? Was ist denn an Identitäten so schlimm?
3. July 2010 at 15:19
TimoH.
Ich weiß nicht, was der Begriff queer an semantischem Mehrwert enthält. Als Sammelbegriff “gegen” eine heteronormative Welt soll er verschiedene “andere ” sexuelle Identitäten zusammenführen. Aber warum ? Was verbindet mich mit einem Transsexuellen? Oder einem Bisexuellen ? Außer einer “divergenten” Sexualität ? Warum schaftt man keinen Überbegriff, der alles was NICHT blond ist, zusammenfasst?
Ich bin blond (und nicht “nichtbraun”) und ich bin schwul (nicht queer) und auch wenn das auf einer reichlich binären Logik beruht, gebe ich damit auch den Mitmenschen die Möglichkeit, mich einzuschätzen. Schubladen sind nicht per se was Schlechtes. Von dem Zeitpunkt an, wo ich äußerte “Papa und Mama, ich bin schwul” wurde mein Leben für sie wieder berechenbar. Hätte ich gesagt ” Ich bin queer”, weiß nicht, was das für eine Reaktion hervorgerufen hätte.
3. July 2010 at 15:52
Adrian
“Warum schaftt man keinen Überbegriff, der alles was NICHT blond ist, zusammenfasst?”
Ein guter Punkt. Einerseits. Andererseits ist die Haarfarbe nicht relevant, was Diskriminierung und gesellschaftliche bzw. gesetzliche Ungleichbehandlung angeht.
3. July 2010 at 16:06
TimoH.
Guter Punkt zurück, in der Tat eine Schwachstelle meiner Argumentation. Gleichwohl gilt es zu bedenken, dass mich als “identitärem” Schwulen nichts daran hindert, mich für die gesellschaftliche Gleichbehandlung von Transsexuellen einzusetzen.
Die Klammer “queer” will ja zunächst Geschlechterkonzepte queren, woran ich nicht glaube. Ich denke vielmehr, dass ich aus meiner “festen Burg” Mann, schwul, blond heraus, viel effizienter gegen Ungleichbehandlung angehen kann, als aus einer “irgendwie queer” Position heraus. Das mag vielleicht auch an gewissen Persönlichkeitsstrukturen liegen.
Guckst Du eigentlich kein Fußball? That’s soooo queeeer!
3. July 2010 at 16:53
Adrian
SIIIIIIEEEEEEG!!!!!
Klar habe ich Fußball geschaut. Vorhin war Halbzeit 😉
“Gleichwohl gilt es zu bedenken, dass mich als “identitärem” Schwulen nichts daran hindert, mich für die gesellschaftliche Gleichbehandlung von Transsexuellen einzusetzen.”
Eben.
3. July 2010 at 17:06
TimoH.
JAWOLLL! Sooo feiere jetzt den Geburtstag meines besten Freundes und trinke auf die strammen Schenkel des Philipp l.! Und alle anderen Schenkel unserer Junx…
4. July 2010 at 16:44
euckenserbe
Müssen Linke eigentlich schwul sein?
6. July 2010 at 16:00
DDH
Müssen bisexuelle Halbwaise eigentlich einbeinig sein?
30. July 2010 at 15:43
Turkish1986
Ihr seids schon ein scheiss Nazipack .Alte gewohntheiten lassen sich schwer ablegen.Einfach gegen andere Religionen aufhetzen und Juden mit Muslimen ersetzen.Zum Glück sind die Juden auf meiner Seite ihr scheiss Nazis
28. August 2010 at 21:24
kroraina
Mit anderen Worten: Schwule sind völlig normale Menschen und wie alle anderen normalen Menschen schlecht, wenn sie nicht links sind,