Eigentlich wollte ich diesen Eintrag schon gestern schreiben. Dann wäre mein Pladoyer noch glaubwürdiger gewesen, weil Lena Meyer-Landrut, die Hannoveraner Diplomatenenkelin, noch nicht gewonnen hätte. Denn wer im Wettbewerb obsiegt, findet das natürlich noch schöner. Die 14 Millionen, die dabei zusahen, wußten das da aber noch nicht. Sie waren nicht nur von Lenas Sangeskunst fasziniert, sondern auch von der Chance, zu gewinnen. Mit ihnen Hunderte Millionen in anderen Ländern, obwohl dieses Jahr wieder nur einer Erster werden konnte. Das wundert nicht. Wettbewerb ist nicht nur das beste Verfahren zum Entdecken neuen Wissens (F.A.v. Hayek) und das Koordinationsprinzip der Marktwirtschaft. Wettbewerb ist der Motor der biologischen und der sozialen Evolution.
Dass wir auch faire Verlierer sein können, haben wir bei der Fußball-WM 2006 bewiesen. Der dritte Platz wurde genauso bejubelt wie der zweite 2002. Die Champions-League-Finalisten von Bayern München wurden genauso bejubelt, obwohl sie das letzte Spiel verloren hatten. Honoriert wurde der Siegeswillen und die Kraftanstrengung.
Während ich diese Zeilen schreibe, läuft bei RTL gerade die Formel 1. Purer Wettbewerb. Gestern Abend mußte einer der Klitschko-Brüder die Verteidigung seines Box-Weltmeistertitels unter Ausschluß der Öffentlichkeit feiern. Wettbewerb. Am Vorabend war das Let´s Dance Finale Quotensieger, während sich am Vorabend noch junge Damen nach den Regeln der Fleischbeschau dem Wettbewerb stellten: Auch Gemanys next Topmodel ist ein Wettbewerb. Von der “Kocharena” bis zur “Küchenschlacht”, im TV ist Wettbewerb Quotengarant.
Auch die deutsche Wirtschaft ist so wettbewerbsfähig, dass unsere französischen Freunde sich darüber beklagen, dass wir mehr ihnen mehr verkaufen, als sie bezahlen können. Die vertrauen übrigens ohnehin ungern dem Wettbewerb sondern der “planification” genannten Staatswirtschaft.
Anders als in der Biologie kann Wettbewerb auch fair sein. Dafür braucht es keine Regulierung sondern Regeln. Keine Intervention, sondern Prinzipientreue.
Nur die veröffentlichte Meinung und die Politik in Deutschland fürchten sich vor dem Wettbewerb. Dafür wird sie nicht gebraucht. Sie kann nicht retten und mit vom Bürger vorher enteignetem Geld Wohltaten verteilen. Sie hat – wie Roland Koch seinen Rückzug begründete – keine Gestaltungsmacht.
Aber wir Bürger wollen nicht gestaltet werden sondern unser Leben selbst in die Hand nehmen. Wir würden unser Wissen lieber selber nutzen, als nur auf die politische Elite und deren begrenzte Kapazitäten angewiesen zu sein. Nicht nur wenn es um die Art der Heizung oder die Form der Erziehung der eigenen Kinder geht.
Würden wir das, was wir vermögen, auch verdienen, wären die allermeisten von uns bei einem Schicksalsschlag oder auch einer Malaise nicht gleich auf einen Sozialstaat angewiesen, der uns eben dieses Vermögen zuvor erst genommen hat.
Selbstregulierende Systeme brauchen keine Politik. Deshalb ist der Wettbewerb stets ein bedrohtes Wesen. Für die Freunde von der FDP – die an ihren Prinzipien nach Ansicht ihres Generalsekretärs zu lange festgehalten haben, statt sie an verändernde Marktverhältnisse anzupassen, ein lohnendes Thema.
Übrigens: Dafür sind Prinzipien und Regeln da: Dass man an ihnen festhält. Sonst sind es gar keine.
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1. June 2010 at 15:53
Donauwelle
Was einen Wettbewerb fair macht, ist die Möglichkeit selbstbestimmt entscheiden zu können ob man mitmachen will oder nicht. Ein Zwang zur Teilnahme ist ebenso unfair wie ein willkürlicher Ausschluss. Offener Wettbewerb ist, wenn sich ggf. auch ein unabhängiger Beitrag durchsetzen kann, der sich nicht von prinzipienlosen Wettbewerbshütern gestalten lassen mag. Kapazitäten können allerdings auch dann noch begrenzt sein wenn künstliche Einschränkungen entfallen. Aber vielleicht bietet ja ein offener Wettbewerb das Potential den bestmöglichen Umgang mit der natürlichen Knappheit zu finden.