Wenn der spanische Ex-Premier Demonstranten den Mittelfinger zeigt, Berlusconi über die Opposition scherzt oder John McCain ein Liedchen über die Bombardierung des Irans anstimmt, dann ist Spiegel Online zur Stelle und empört sich ganz heftig. Wenn aber in einer Zeichentrickserie ein dümmlicher Witz über das behinderte Kind der gefährlichen und rechts-/erz-/streng-/radikal-konservativen Sarah Palin gemacht wird und diese nicht mitlacht, dann frühstückt die SPON-Redaktion einen Clown und klopft sich tüchtig auf die Schenkel. Anschließend wird die Synchronsprecherin ausgegraben und als Hof-Behinderte benutzt, denn sie leidet ebenfalls am Down-Syndrom. Und wie bei den Itzigs, Negern und Homos kann nur ein Mitglied der entsprechenden Gruppierung entscheiden, ob ein Witz über ein anderes Mitglied der Minderheit lustig ist – kennt man einen kennt man alle, ne? Dieser Fall beweist aber endgültig: Geschmacklosigkeit verbindet und macht vor niemandem halt.
Und der Witz geht eben nicht auf Kosten Sarah Palins, liebe Andrea Fay Friedman. Nicht Palins Ansichten oder ihr Aussehen wurden hier verulkt, sondern die Tatsache, dass ihr kleiner Sohn mit einer schweren Krankheit zur Welt kam. Solche Scherze sind legitim, der ein oder andere lacht bestimmt darüber, aber Frau Palin vorzuwerfen, sie habe keinen Humor, weil sie nicht über die Krankheit ihres Sohnes lachen kann, ist einfach nur dämlich.
8 comments
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20. February 2010 at 19:30
Donauwelle
Seltsam. Ihr Auftritt bei der “Tea Party” böte doch viel bessere Gelegenheiten zur Satire.
20. February 2010 at 19:36
Paul13
Du sprichst mir aus der Seele! Als ich das gelesen habe, habe ich mich gefragt, wie der SPIEGEL berichtet hätte, wenn umgekehrt Frau Palin so eine Bemerkung gemacht hätte. Menschenverachtende Behindertenfeindlichkeit wäre dann das Mindeste gewesen, was man ihr vorgeworfen hätte.
21. February 2010 at 00:08
christianhannover
@donauwelle:warum? weil sie ihre hand als spickzettel benutzt oder weil sie etwas gegen den totalen staat hat?
21. February 2010 at 12:55
Donauwelle
Weil sie und ihr soziales Netzwerk auftreten wie Figuren aus einer Geschichte von Jack London. Vor lauter Goldgräberstimmung nehmen sie nicht mehr wahr wer bereits jetzt am meisten davon hat.
21. February 2010 at 18:39
christianhannover
diese “zusammenhänge” verstehe wer will
22. February 2010 at 17:18
Donauwelle
@christianhannover
22. February 2010 at 20:49
christianhannover
ziemlich witzig, aber ich sehe auch da keinen wirklichen zusammenhang mit dem, was hier geschrieben wurde.
23. February 2010 at 17:46
Donauwelle
Dass die “Tea Party” sich als hauptsächliches Themenfeld die Haushaltspolitik und darin wiederum als inhaltlichen Schwerpunkt die Geldpolitik ausgesucht hat setze ich als bekannt voraus. Die Rolle der Zentralbank soll ganz neu geregelt werden, und seitens der “Tea Party” wird eine Rückkehr zum Goldstandard vorgeschlagen um das Platzen weiterer Finanzblasen und eine Wiederholung der Krise zu verhindern. Doch die damalige Begründung für den Ausstieg aus dem Goldstandard, eine Aufrechterhaltung der Eintauschgarantie würde die Bestände sukzessive in dasjenige Land abfließen lassen von dem die USA am stärksten wirtschaftlich abhängig sind, ist nach wie vor gültig. Nur weil seinerzeit auf diese Weise das monetäre Appeasement außer Kraft gesetzt wurde war die Ölwaffe bislang größtenteils wirkungslos.