Ein sehr aufschlussreiches Interview fand heute um 08.10 Uhr mit Prof. Wolfgang Krieger im Deutschlandfunk statt. Der Mann warf ein paar Fragen auf, die ich mir wegen unbewusst vermuteter Parteilichkeit nicht gestellt hätte: In Dubai kam unter ungeklärten Umständen am 19. Januar 2010 ein Mann zu Tode. Was machte er dort? Urlaub? Die Hamas brauchte immerhin 9 Tage, um zu erkennen, dass es sich um einen ihrer Funktionäre handelt. Krieger stellt fest, dass es sich um einen hohen Kommandeur handele, zu dessen Aufgaben die Waffenbeschaffung aus dem Iran gehöre, weshalb den westlichen Ländern das Thema so unangenehm sei. 4 Wochen habe die Polizei in Dubai immerhin gebraucht, um nach Auswertung der Video-Aufzeichnungen im Hotel festzustellen, dass es sich um Mord (Ersticken mit einem Kopfkissen) handelt. Dubai, dass weltweit für seine Rechtsstaatlichkeit gefürchtet ist, stellte fest, dass eine ganze Gruppe von Personen mit Pässen aus Deutschland, Irland und Großbritannien eingereist seien, die Staatsbürgern gehörten, die in Israel lebten. Krieger meinte, das sei für den Mossad eher unüblich. Genauso wie sich dabei bereitwillig von Hotel-Kameras filmen zu lassen. Schließlich führt die Hamas ja nicht nur Krieg gegen Israel, sondern auch gegen die Fatah. Und die hat ebenfalls kein Interesse an übermäßiger Bewaffnung ihrer Kontrahenten. Was nicht heißen soll, dass auch der Mossad hinter der Sache stecken könne, selbst wenn es nicht seine Handschrift war.
Übrigens weist Krieger darauf hin, dass die Nutzung falscher Pässe für Geheimdienste nicht unüblich sei, nicht einmal für den BND. Auch unter der Lichtgestalt Obama würden auch die USA aus politischen Gründen mehr Liquidationen als unter George Bush vornehmen, dafür allerdings lieber Drohnen verwenden. Die sind allerdings weniger treffsicher als Kopfkissen.
Das Interview gibt es hier:
http://www.dradio.de/rss/podcast/sendungen/informationenammorgen/
3 comments
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19. February 2010 at 15:30
Helga
Interessant. Bei dem Thema ist mir in letzter Zeit immer mehr die Galle hoch gekommen: “Militärzensur”, “eingebildeter Geheimdienst”- nur ein paar Schlagworte, mit denen bspw. der Nahostpraktikant Matthias Gebauer bei SpON sein Mossad-Süppchen würzt:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,678537,00.html
19. February 2010 at 16:03
christianhannover
ich weiß ja nicht, ob ich mich radikalisiere oder ob das spiegel online ist, aber die werden irgendwie immer blöder.
20. February 2010 at 18:45
Donauwelle
Identitätsdiebstahl kann jeden treffen. Die Entführer der “Arctic Sea” etwa haben sich nachher als Umweltaktivisten ausgegeben. In diesem Fall ist die Zielrichtung der Legende noch offensichtlicher. Wenn es sich damit so verhält wie es scheint, dann spricht das dafür dass da welche davon ausgegangen sind dass sie ohnehin demnächst die Akten auf den Tisch legen müssen. Das erleichtert es auch das Existenzrecht von Geheimdiensten grundsätzlich infragezustellen.