Die “Afghanistan”-“Strategie” der Bundesregierung folgt dem altbewährten Angsthasenprinzip. Die NATO-Partner kämpfen, während die Bundeswehr mit der Zivilbevölkerung fraternisieren soll und sich als eine Art grün gestrichenes THW geriert. Dabei liegt das ungelöste Afghanistan-Problem an der Unentschlossenheit der NATO-Strategie, die dachte, wenn die Minarette der Hauptstadt unter Kontrolle sind, trollen sich die Taliban. Weit gefehlt.
Beim ersten IRAK-Krieg folgte George Bush Senior mit seinen Verbündeten der Powel-Doktrin. Fange einen Krieg erst an, wenn Du weißt, dass Du ihn gewinnst. Deshalb ging der Befreiung Kuwaits ein wochenlanger Aufmarsch voraus, so dass die Kräfte der Verbündeten der irakischen Armee haushoch überlegen war.
In Afghanistan und im Irak war Powell zwar noch als Außenminister im Amt. Von der Militärdoktrin, die er als Generalstabschef entwickelt hatte, war nicht mehr die Rede. Klein Expeditionskommandos wurden in die Länder geschickt, um binnen weniger Tage die Hauptstädte zu besetzen.
Das restliche Land wurde in beiden Fällen seinem Schicksal überlassen. Taliban in Afghanistan, Al Quaida im Irak und Gewohnheitsverbrecher in beiden Ländern stießen in das Vakuum und erkannten immer mehr, dass die westlichen Armeen gar nicht in der Lage sind, das staatliche Gewaltmonopol landesweit zu sichern.
Auch die Idee, landeseigene Sicherheitskräfte derart auszubilden und auszustatten, dass sie diese Sicherung darstellen könnten, erwies sich als Farce. Acht Jahre nach dem NATO-Einmarsch gibt es in Afghanistan immer noch keine flächendeckend funktionierende Polizei, die obendrein so gut bezahlt wäre, dass sie für Korruption nicht empfänglich wäre. Eine Aufgabe, die übrigens die Deutschen großspurig übernommen hatten. Auch der zivile Aufbau des Landes geht wohl mehr schlecht als recht von statten.
Die großspurig neu angekündigte Strategie macht sich einen schlanken Fuß. Wir fraternisieren weiter und überlassen anderen die Drecksarbeit, statt mit ausreichender Abschreckung ein Exempel zu statuieren.
Denn eines sollte uns bewußt sein. Rechtsfreie Räume können wir uns weder in Neukölln noch am Hindukusch noch sonst wo leisten.
3 comments
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26. January 2010 at 19:01
Alrik
“Powel-Doktrin: Fange einen Krieg erst an, wenn Du weißt, dass Du ihn gewinnst”
Da tuts Du General Powel aber unrecht.
Jeder General sollte wissen das er einen Krieg erst beginnen darf wenn er sich sicher ist ihn zu gewinnen.
Steht nämlich in Sun Tzus Kriegskunst, und die ist mindestens 1700 Jahre alt 😉
Was den ersten Irakkrieg zu etwas besonderen macht ist folgendes:
Es war der erste “große” Bodenkrieg der USA nach Vietnam, und er wurde so geführt das die “Fehler” aus dem Vietnamkrieg vermieden wurden.
Allerdings kann man den ersten Irakkrieg auch nicht mit Vietnam vergleichen.
Auch wenn Experten wie Scholl Latour damals “den Amis” ein neues Vietnam prophezeit haben so blieb das aus.
Ganz einfach weil die politische, strategische und taktische Lage im Irak damals eine ganz andere gewesen ist als in Vietnam.
Was ist damals im Irak anders gewesen ?
Zum Ersten hatte der Irak keine ausländische Unterstützung. Die Grenzen sind dicht gewesen, der Irak konnte sich nicht aus Russland oder China (oder Frankreich) mit Waffen versorgen.
Zum Zweiten war das Ziel der ersten Golfkriegskoaliton den Irak zum Rückzug aus Kuwait zu zwingen. Es ging nicht darum den Irak zu besetzen und die Kontrolle über das Staatsgebiet aus zu üben.
Man musste also keine Bodentruppen langfristig an strategisch wichtigen Punkten im Irak stationieren die dann verteidigt werden müssen.
Sondern man konnte Irakische Truppenkonzentrationen angreifen. Taktisch gesehen hat man als Angreifer immer einen Vorteil wenn man Truppen massieren kann und über gute Aufklärung verfügt.
Beides hatten die Truppen der Koalition- sie konnten nicht nur durch sehr gute Aufklärung den Gegner mit quantitativer Übermacht sonder auch mit qualitativer Übermacht angreifen.
Also mehr soldaten als der Verteidiger und dann noch bessere Waffen.
Zum Dritten wurde das alte Regime im Irak belassen. Das wurde damals auch von Seiten der Friedensfreunde oft als Schande bezeichnet, hat aber den Vorteil das man keine Verantwortung übernehmen muß.
So, wie siehts heute in Afghanistan ( und Irak ) aus ?
Hab die Gegner der UN Koaliton im Irak und Afghanistan wirksame Unterstützung durch andere Großmächte ?
AFIAK nein. Solange Russland oder China ( oder Iran, Pakistan oder Indien ) die Aufständischen nicht mit Waffen und Informationen versorgen.
Und danach sieht es gerade nicht aus.
Sollte die Typen natürlich irgendwann mal moderen Panzer und Flugabwehrwaffen in nennenswerten Stückzahlen plus das dazu nötig training erhalten würde sich das ändern.
So eine Unterstützung könnte aber nur aus einem Land kommen das
a.) die nötige Technologie hat
b.) ein Interesse daran hat das die Koalition im Irak / Afghanistn scheiter
c.) keine Vergeltung fürchten muß
a. & c. treffen auf Russland, Indien, China und Pakistan zu, denen fehlt aber b.
Muss die Koalition Afghanistan & Irak besetzen und Verantwortung dafür übernehmen wie es mit diesen Ländern weiter geht ?
Eigentlich doch nur weil wir es der UNO und den jeweiligen Regierungen im Irak und Afghanistan versprochen haben.
Aber um mal zynisch zu werden:
Was geht uns unser Geschwätzt von 2002 an ?
Wir können uns genau so gut aus diesen Ländern zurück ziehen.
Möglicherweise geht dann zwar wieder alles zum Teufel, aber was juckt uns das ? Die Probleme hätten in erster Line die Nachbarstaaten.
Und falls der Irak irgendwann mal wieder bei einem Nachbarn einmarschiert oder in Afghanistan wieder Ausbildungslager für Terroristen entstehen ist das auch kein Problem.
Colin Powel hat gezeigt wie’s geht. Den maximalen Vorteil aus der taktischen Überlegenheit des Angreifers und der qualitativen Überlegenheit des Westen ziehen, und sich auf keinen Fall auf Nation Building einlassen.
Schnell zuschlagen uns sich danach verpissen ohne sich darum zu kümmern wie es weitergeht.
Ist ethisch vieleicht nicht so toll, aber es funktioniert.
Wenn man zynisch ist sollte man aber auch die Vorteile eines Engaments im Irak und Afghanistan in Betracht ziehen.
2001 mußten die Aktivisten die gegen den dekadenten, willenschwachen Westen der schon erfolgreich auch Somalia vertrieben wurde kämpfen wollten schon in die USA reisen und gezielt Zivilisten angreifen.
Heute können sie in den Irak und nach Afghanistan reisen um dort westliche Truppen anzugreifen. Der Unterscheid zwischen westlichen Zivilisten und westlichen Truppen ist, das westliche Truppen zurückschießen.
Ausserdem haben die Aktivisten die unnachamliche Gelegenheit den unterdrückten Volk zu helfen.
Indem sie dafür sorgen das dieses unterdrückte Volk täglich um sein Leben fürchten muß. Damit schafft man echte Sympathien für seine Sache…
26. January 2010 at 19:04
Alrik
muß natürlich lauten:
“Sollte die Typen natürlich irgendwann mal moderen Panzerabwehr- und Flugabwehrwaffen in nennenswerten Stückzahlen plus das dazu nötig Training erhalten würde sich das ändern”
10. February 2010 at 14:12
Donauwelle
Das ist doch Unfug, weil Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg keine vollständige Zerschlagung des staatlichen Gewaltmonopols erfahren hat und es deswegen einen Zweiten anzetteln konnte, versucht es seitdem sein Modell des Regimewechsels ohne Regimewechsel dem Rest der Welt aufzudrücken. Wo jedoch ein Gewaltmonopol selbst ein Träger von Unrecht ist, ist die Vorstellung vom sogenannten rechtsfreien Raum nicht mehr deckungsgleich mit den verfolgungsfreien Räumen außerhalb seiner Reichweite, sondern verwirklicht sich selbst in dessen Mitte (in Afghanistan etwa in Form der irrsinnigen Drogenverbrennungspolitik). Mit diesem widersprüchlichen Mandat wurde das deutsche Militär von seiner Regierung ebenso entschieden nach Afghanistan geschickt wie aus dem Irak ferngehalten, wo wenigstens für kurze Zeit der gegenteilige Anspruch die Oberhand hatte – dass etwas neues entstehen sollte, was nie wieder die Protektion des Westens dazu mißbrauchen würde um Untertanen zu machen.